Arzneimittel und Therapie

Therapiekonzept bei Asthma: Mitarbeit des Patienten ist entscheidend

Asthma ist eine chronische Krankheit, mit der der Patient lebenslang umgehen muss. Dies erfordert therapeutische Strategien, die sowohl die Pathogenese der Erkrankung als auch den Krankheitszustand und die Bedürfnisse des Patienten berücksichtigen. Durch Patienten-orientierte Therapiepläne kann die Compliance gefördert und letztendlich die Krankheit effektiver behandelt werden.

In der Asthmatherapie hat sich in den vergangenen dreißig Jahren ein Wandel vollzogen. Nachdem lange Zeit im Wesentlichen nur Theophyllin und orales Cortison zur Verfügung standen, konnte in den siebziger Jahren mit der Einführung von Beta-2-Agonisten eine symptomorientierte Therapie begonnen werden.

Weitere wichtige Fortschritte waren die Entwicklung inhalativer Glucocorticoide sowie deren Kombination mit Sympathomimetika. Mit innovativen Wirkstoffen ist in den nächsten Jahren nicht zu rechnen. Dies ist auch nicht notwendig, da bei einem richtigen Einsatz der zur Verfügung stehenden Medikamente die Erkrankung gut therapiert werden kann. Entscheidend ist die Mitarbeit des Patienten und eine individuelle, den momentanen Bedürfnissen entsprechende Therapie.

Da die Symptomatik beim einzelnen Patienten sehr unterschiedlich ausgeprägt ist - der Patient kann auch vorübergehend beschwerdefrei sein - sind eine Patientenschulung sowie eine bedarfsorientierte Therapie erforderlich. Der Patient muss wissen, dass er an einer chronischen, letztendlich nicht heilbaren Erkrankung leidet und bereit sein, die für ihn erforderliche Therapie mitzutragen.

Therapeutisches Stufenschema

Die Behandlung richtet sich nach dem Ausmaß der Erkrankung. Die Basistherapie besteht aus inhalativen Glucocorticoiden zur Entzündungshemmung und Beta-2-Agonisten zur Bronchodilatation. Bereits ab dem leichtgradig persistierenden Asthma (Stufe 2) werden topische Corticoide als Dauermedikation gegeben; zusätzlich werden rasch wirkende inhalierbare Beta-2-Agonisten bei Bedarf zur Beseitigung der akuten Atemnot eingesetzt.

Reicht das inhalative Glucocorticoid nicht mehr zur Symptomkontrolle aus (Stufe 3), wird es mit einem langwirkenden Beta-2-Agonisten kombiniert (z. B. Budesonid und Formoterol in Symbicort®). Zusätzlich kann bedarfsorientiert ein schnell wirksamer Beta-2-Agonist eingesetzt werden. Bei schwer persistierendem Asthma (Stufe 4) kommen neben inhalativen Steroiden sowie lang- und kurzwirksamen Beta-2-Agonisten u. a. Theophyllin, Leukotriene und orale Corticoide zum Einsatz.

Patientenorientierte Therapie - die ATACO-Studie

Die Krankheitssymptomatik eines Asthmatikers kann sehr unterschiedlich sein, da zahlreiche Faktoren wie z. B. Infektionen, Kälte, körperliche Anstrengungen oder psychische Belastungen das Ausmaß der Erkrankung beeinflussen. Da bedeutet auch, dass der Patient keine starre, sondern eine individuelle, den momentanen Gegebenheiten angepasste Therapie benötigt.

Wie sich eine solche Behandlung auswirkt und welche Folgen sich daraus ergeben, wurde in eine Studie zur Patienten-orientierten Asthma-Therapie untersucht. (ATACO-Studie; Asthma Control Plan-Studie). Im Rahmen dieser zweiarmigen, randomisierten und offenen Studie mit mehr als 4000 Patienten wurde ein bedarfsorientierter Therapieplan mit einem konventionellen, starren Therapieplan verglichen.

Als Antiasthmatikum wurde eine fixe Kombination aus dem Glucocorticoid Budesonid und dem Beta-2-Sympathomimetikum Formoterol eingesetzt. Diese Kombination wurde gewählt, da die Wirkung von Formoterol sehr rasch einsetzt und lange anhält. Darüber hinaus konnte bereits früher gezeigt werden, dass bei einer fixen Kombination dieser beiden Wirkstoffe die symptomatische Besserung früher einsetzt als bei einer freien Kombination.

Erste Aussagen

In der 16-wöchigen Studie wurden zunächst alle Patienten mit 2 mal 2 Inhalationen Symbicort® pro Tag behandelt, um zu Beginn eine stabile Einstellung des Asthmas zu gewährleisten und gleiche Ausgangsbedingungen für alle Patienten zu schaffen. Die Patienten im Asthma-Kontrollplan reduzierten anschließend die Dosis auf 2 mal 1 Inhalation pro Tag. Im Falle einer Asthmaverschlechterung wurde die Dosis vorübergehend für eine Woche auf 2 mal 2 oder 2 mal 4 Inhalationen/Tag erhöht und nach erfolgter Besserung der Beschwerden wieder reduziert.

Diese am Bedarf orientierte Therapie mit Erhöhung des Beta-2-Mimetikums bedingt sowohl eine rasche Symptomlinderung als auch durch die synchrone Erhöhung des inhalativen Steroids eine gesteigerte antientzündliche Wirkung. Demgegenüber wurden alle Patienten im konventionellen Therapiearm während des gesamten Prüfzeitraumes mit 2 mal 2 Inhalationen der Fixkombination aus Budenosid und Formoterol/Tag weiterbehandelt. Zielkriterien der Studie sind die Lebensqualität, die Asthmakontrolle, Verträglichkeit und Therapiekosten.

Die Untersuchung ist zwischenzeitlich abgeschlossen, aber noch nicht vollständig ausgewertet. Bislang können folgende Aussagen getroffen werden:

  • Wahrscheinlich ist die symptomorientierte Asthmatherapie mindestens so effektiv wie eine fixe Dosierung.
  • Der Erfolg einer symptomorientierten Therapie zeigt sich nicht kurzfristig, sondern erst innerhalb von drei Monaten.
  • Eine gute Patientenschulung ist unabdingbar.
  • Eine individuelle Dosierung ist nur für Patienten geeignet, die eine gewisse Eigenverantwortung übernehmen wollen und können.

Leitlinien in der Asthmatherapie

Therapiestandards werden häufig in Leitlinien zusammengefasst. Für die Asthmatherapie hat eine internationale Arbeitsgruppe die wichtigsten Behandlungsgrundsätze erarbeitet. Sie sind unter www.ginasthma.com abrufbar.

Anforderungen an die Asthmatherapie

  • schnelle und anhaltende Beschwerdefreiheit
  • stabil eingestellte Patienten
  • gute Compliance
  • Anpassung an unterschiedliche Schweregrade
  • kostengünstig

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