Prisma

Multiple Sklerose – Hilfe durch Hungern?

Vielleicht werden in Zukunft die Multiple Sklerose und auch andere Autoimmunkrankheiten richtiggehend "ausgehungert". Eine kürzlich publizierte Studie zeigt am Beispiel von Mäusen, die an einer Krankheit ähnlich der Multiplen Sklerose litten, dass sich eine gewisse Zeit der Nahrungsabstinenz eventuell positiv auf den Verlauf der Krankheit auswirken könnte. Eine wichtige Rolle scheint dabei das Hormon Leptin zu spielen.

Zwei Tage ließ Giuseppe Matarese von der Universität Neapel, Italien, die erkrankten Mäuse hungern. Übertragen auf den Menschen würde dies einem Zeitraum von sieben bis zehn Tagen entsprechen. Die Fastenkur konnte die Mäuse zwar nicht heilen, doch wies deren Nervensystem weniger Schäden auf als das von durchgängig gefütterten Artgenossen, wie das britische Fachmagazin "Nature" berichtet.

Das Hormon Leptin, das bisher zumeist mit Übergewicht in Verbindung gebracht wird, könnte ein möglicher Grund für diesen Zusammenhang sein. Im Anschluss an eine Mahlzeit schütten Fettzellen Leptin aus, um weiteres Hungergefühl zu unterbinden. Gleichzeitig scheint das Hormon auch eine Rolle bei der Immunabwehr zu spielen. Matarese konnte zeigen, dass sich die Konzentration an Leptin beinahe verdoppelte, kurz bevor die Krankheit bei den Mäusen ausbrach. Bei den Tieren mit Nahrungsentzug hingegen war der Anstieg von Leptin weniger ausgeprägt.

Die Fachwelt reagierte auf die Ergebnisse mit Interesse, warnt jedoch vor übereilten Schlüssen. Noch sei nicht bewiesen, dass Leptin für das Fortschreiten der Krankheit verantwortlich ist. Nach dem momentanen Stand der Wissenschaft wird Patienten, die an Multipler Sklerose leiden, noch empfohlen, sich gesund und ausgewogen zu ernähren. ah

Quelle: Nature online, Meldung vom 28. 1. 2003

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