Arzneimittel und Therapie

Akromegalie: Primärtherapie mit Octreotid normalisiert Werte von Wachstumshormo

Eine medikamentösen Primärtherapie mit Octreotidacetat, einem Somatostatin-Analogon als injizierbare Suspension (Sandostatin® LAR®, long-acting release), kann nach Aussage von Novartis neu diagnostizierten Akromegalie-Patienten eine Alternative zur invasiven Operation bieten.

In der Primary Octreotide Therapy Study (POTS) konnte in einer signifikanten Subgruppe von Akromegalie-Patienten eine Normalisierung der Werte von Wachstumshormon (GH) und Insulin-like Growth Factor-1 (IGF-1) gezeigt werden. Bei 100 Prozent der in die Studie aufgenommenen Patienten war eine Tumorschrumpfung nachweisbar, die mediane Reduktion des Tumorvolumens betrug 49 Prozent für Mikroadenome und 43 Prozent für Makroadenome. Es handelt sich zwar nur um eine kleine Studie, diese Ergebnisse legen jedoch die Notwendigkeit einer weiteren Untersuchung nahe.

Viele Adenome können therapiert werden

"In einer signifikanten Teilgruppe von neu diagnostizierten Patienten kann eine Senkung der GH-Werte, eine Normalisierung von IGF-1 und eine Tumorschrumpfung unter der Sandostatin-Monotherapie erzielt werden," so J. S. Bevan, leitender Prüfarzt der POTS und Facharzt für Endokrinologie am Aberdeen Royal Infirmary, Schottland. "Bei Patienten, die nicht in der Lage oder bereit sind, sich einem operativen Eingriff zu unterziehen, oder Patienten, die Bedenken wegen eines postoperativen Gonadotropinmangels haben oder bei denen im Magnetresonanztomogramm kein Adenom nachweisbar ist, könnten viele Mikroadenome und die meisten Makroadenome erfolgreich mit Sandostatin® LAR® therapiert werden".

Invasiver Eingriff nicht immer notwendig

30 Jahre lang mussten sich neu diagnostizierte Akromegalie-Patienten mit einem invasiven Eingriff zur Entfernung der Hypophysentumoren abfinden. Diese Tumoren sind für die Übersekretion der GH- und IGF-1-Spiegel verantwortlich, die dann zur Akromegalie führt. Nach transsphenoidaler Entfernung des Tumors erfolgte bei den meisten Patienten eine externe Hypophysen-Strahlentherapie und eine zwischenzeitliche medikamentöse Behandlung mit Somatostatin-Analoga oder Dopaminagonisten zur Senkung der GH- und IGH-1-Serumspiegel.

Studie mit 27 Patienten

Die offene prospektive Studie wurde an neun endokrinologischen Zentren in Großbritannien durchgeführt und bezog 27 neu diagnostizierte, nicht vorbehandelte Patienten mit Akromegalie ein. 20 Patienten hatten Makroadenome, sieben hatten Mikroadenome. Um die Verträglichkeit der Therapie mit dem Somatostatin-Analogon sicherzustellen, erhielten alle Patienten Octreotid (Sandostatin®) mit einer Anfangsdosis von 100 µg dreimal täglich über die ersten 24 Wochen (Phase 1). Bei 13 Patienten, deren mittleres Serum-GH > 5 mU/l (2 µg/l) blieb, wurde die Dosis nach 4 Wochen auf 200 µg dreimal täglich erhöht.

Es wurden 5-Punkt-GH-Profile gemessen; ferner erfolgte eine hochauflösende Bilddarstellung der Hypophyse, und die Dimensionen und Volumina der Tumoren wurden errechnet. Nach 24 Wochen setzten 15 Patienten die Studie mit Phase 2 fort und wechselten zu Sandostatin® LAR®. Es wurden weitere GH-Profile gemessen und Aufnahmen der Hypophyse angefertigt.

Tumorschrumpfung nachweisbar

Am Ende der Studie war bei allen Patienten (n = 27) eine Tumorschrumpfung nachweisbar; 79 Prozent der Patienten (11/14 Patienten) hatten dabei ein mittleres Serum-GH < 5 mU/l, und 53 Prozent (8/15 Patienten) hatten normale IGF-1-Werte. Bei Mikroadenomen (7 Patienten) betrug die mediane Reduktion des Tumorvolumens 49 Prozent nach 24 Wochen, bei Makroadenomen (20 Patienten) 43 Prozent. Nach 48 Wochen fand sich bei den 15 Patienten, die Sandostatin® LAR® erhielten, eine weitere mediane Reduktion des Tumorvolumens von insgesamt 25 Prozent. Sandostatin® und Sandostatin® LAR® wurden gut vertragen, und mehrere Patienten setzten die medikamentöse Primärtherapie mit Sandostatin® LAR® nach Abschluss der Studie fort.

Obgleich die Studienergebnisse nahelegen, Makroadenome mit einem prätherapeutischen GH-Wert über 50 mU/l nach wie vor operativ zu verkleinern, ehe die Sandostatin® LAR®-Therapie begonnen wird, können viele Akromegalie-Patienten mit GH-sezernierenden Mikroadenomen primär mit Sandostatin® LAR® zur Tumorschrumpfung und Normalisierung der GH/IGF-1-Werte behandelt werden.

Injektion einmal im Monat

Sandostatin® LAR® (Octreotidacetat für injizierbare Suspension), das in den meisten Ländern 1998 und in den USA 1999 eingeführt wurde, kann als einmal monatlich verabreichbare Injektion zur Reduktion und Normalisierung der IGF-1- und Wachstumshormon-Spiegel bei der Behandlung der Akromegalie eingesetzt werden. Sandostatin® LAR® ist zur langfristigen Erhaltungstherapie bei Patienten mit Akromegalie indiziert, für die sich eine medikamentöse Therapie eignet, und die nachweislich auf Octreotidacetat-Injektionen ansprechen und diese vertragen. In den meisten Ländern, in denen Sandostatin® LAR® zugelassen wurde, ist es auch indiziert zur Kontrolle von Symptomen, z. B. schweren Durchfälle und Flush infolge funktioneller gastrointestinaler Tumoren (z. B. metastasierender Karzinoidtumoren und vasoaktive intestinale Peptide sezernierender Tumoren, sog. VIPome).

Literatur

Bevan, J. S., et al.: Primary medical therapy for acromegaly: an open, prospective, multicenter study of the effects of subcutaneous and intramuscular slow-release octreotide on growth hormone, insulin-like growth factor-I, and tumor size. J. Clin. Endocrinol. Metabol. 87 (10), 4554 – 4563 (2002). hel

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