Prisma

Forschung: Lebendiges Gewebe – druckfrisch

Vielleicht wird es in Zukunft möglich sein, ein funktionsfähiges Organ im wahrsten Sinne des Wortes einfach auszudrucken. Wie das Fachmagazin "New Scientist" berichtet, ist es Wissenschaftlern bereits heute gelungen, mithilfe von Tintenstrahldruckern lebendige, dreidimensionale Geweberöhren zu modellieren.

Um mit Tintenstrahldruckern Gewebe "ausdrucken" zu können, müssen deren Fördersysteme und auch die Software – die zuvor unter anderem Viskosität und Temperatur der Druckerfarbe steuerte – den neuen Anforderungen angepasst werden. Anstelle der Farbe wird eine Zellsuspension in die entsprechenden Kartuschen gefüllt.

Schon seit einiger Zeit werden handelsübliche Tintenstrahldrucker im Rahmen der Gewebegewinnung getestet. Inzwischen ist es problemlos möglich, Proteine oder auch ganze Zellen auf diese Weise zu drucken. Einen großen Fortschritt bedeutet es jedoch, dreidimensionales Gewebe zu erhalten.

Vladimir Mironov von der Medical University of South Carolina und Thomas Boland von der Clemson University bedienten sich zu diesem Zweck eines thermoreversiblen Gels. Indem sie dieses abwechselnd mit der Zellsuspension auf Glas auftrugen, gelang es ihnen, dreidimensionale Strukturen zu bilden. Nachdem die Zellen zu Gewebe verschmolzen waren, konnte das stützende Gel entfernt werden.

Die Methode wird es eines Tages vielleicht erlauben, ganze Organe zu erschaffen. Anstatt die Kartuschen des Druckers mit verschiedenen Farben zu befüllen, planen die Wissenschaftler, dafür unterschiedliche Zelltypen zu verwenden. Letztendlich, so hoffen sie, wird es auf diese Weise möglich sein, komplexe Gewebe und sogar die für die Versorgung notwendigen Arterien und Venen aufzubauen. Noch gibt es jedoch eine Reihe von Problemen zu lösen, bevor ein Organ wirklich "in den Druck" gehen kann. ah

Quelle: New Scientist online, Meldung vom 22. 1. 2003

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