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Versichertenkarten-Missbrauch: Milliardenschaden durch "wandernde" Chipkarten

BERLIN (ks). Das wenig transparente Gesundheitswesen hat mit seinen Finanzen zu kämpfen. Die Ausgaben für die Behandlung von Patienten steigen kontinuierlich. Zudem wird immer wieder über Falschabrechnungen von Ärzten zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) berichtet. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) hat nun einen weiteren Sündenbock ausgemacht: die Patienten. Durch die Weitergabe von Versicherten-Chip-Karten entstehe der GKV bundesweit ein jährlicher Schaden von fast einer Milliarde Euro, so der KVB-Vize Wolfgang Hoppenthaller gegenüber der Welt am Sonntag (WamS vom 2. Februar).

Hopenthaller sprach von einem "Gesundheitstourismus", der sich in Deutschland ausbreite: nicht nur an nicht-versicherte Deutsche würden Chipkarten weitergereicht. Auch Bekannte oder Verwandte im Ausland liehen sich gerne die begehrte Karte für einen Arztbesuch in Deutschland. Nicht selten würden die Karten auch vervielfältigt.

In Bayern ist es möglich, die Chipkartenverwendung Arzneimittelverordnungen zuzuordnen. Eine Überprüfung habe ergeben, dass viele Karten zu für ungewöhnlich häufigen Arzneimittelverordnungen eingesetzt wurden, berichtet die WamS: Bei rund 29 000 Karten wurden 21 bis 25 Verordnungen registriert - Gesamtwert 10 Mio. Euro. Mit 11 000 Karten wurden 26 bis 30 Verordnungen für etwa 10 Mio. Euro in Anspruch genommen. Mehr als 8000 Chipkarten erhielten sogar 31 bis 50 Verordnungen.

Für Hoppenthaller sind solche Zahlen ein deutliches Indiz für Betrügereien. Eine fälschungssichere Versichertenkarte sei daher dringend nötig.

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