Arzneimittel und Therapie

Erweiterte Zulassungen: Olanzapin stabilisiert bei bipolaren Erkrankungen

Olanzapin (Zyprexa®) wird seit Juni 2002 in Deutschland zur Behandlung von akuten manischen und gemischten Episoden mit und ohne psychotische Symptome eingesetzt. Seit Oktober 2003 ist es nun auch zur Phasenprophylaxe der bipolaren Erkrankung zugelassen. Olanzapin schützt den bipolaren Patienten sowohl vor neuen manischen als auch vor depressiven Episoden.

Bipolare Erkrankungen beginnen früh. Sie manifestieren sich in der Regel vor dem 30., oft schon vor dem 20. Lebensjahr, entweder als Depression oder als Manie.

Zur Behandlung der manisch-depressiven Erkrankung werden gegenwärtig Wirkstoffe aus fünf Gruppen eingesetzt:

  • Lithium
  • Antiepilepika (Carbamazepin, Valproat)
  • Klassische Neuroleptika
  • Moderne Neuroleptika
  • Benzdiazepine

Behandlung der akuten Manie

In der akuten manischen Episode müssen die Patienten häufig zunächst mit Neuroleptika ruhiggestellt werden. Oft werden klassische Neuroleptika eingesetzt, vor allem, wenn Stimmungsstabilisierer allein die Manie nicht ausreichend unter Kontrolle bringen und wenn zusätzlich psychotische Symptome auftreten.

Die klassischen hochpotenten Neuroleptika können die akuten Symptome zwar gut reduzieren, sie können jedoch als schwere und belastende Nebenwirkung extrapyramidal-motorische Symptome wie Dyskinesien auslösen.

Moderne Neuroleptika lösen diese Nebenwirkungen wesentlich seltener aus. Als erstes modernes Neuroleptikum wurde Olanzapin in Europa zur Therapie mäßig schwerer bis schwerer manischer Episoden, wie sie bei bipolaren Erkrankungen vorkommen, zugelassen.

Für Olanzapin konnte in zwei plazebokontrollierten Studien sowie Vergleichsstudien gegen Valproat und Haloperidol eine starke antimanische Wirksamkeit gezeigt werden.

Wirksamer Rückfallschutz

Wenn die akute manische oder depressive Phase abgeklungen ist, sollte ein Rückfall oder ein Wechsel in die andere Phase verhindert werden. Eine antimanische Behandlung sollte aus diesem Grund erst nach 6 bis 12 Monaten beendet werden. Ein optimales Arzneimittel gegen Manien sollte daher nicht nur in der Akutphase wirksam, sondern auch langfristig einsetzbar sein.

Zur Phasenprophylaxe werden bis jetzt Lithium und Carbamazepin eingesetzt. Valproat ist zur Phasenprophylaxe zwar wirksam, besitzt aber keine Zulassung für diese Indikation. Eine neue Behandlungsalternative ist Olanzapin, das jetzt seine Wirksamkeit in der Langzeittherapie gezeigt hat.

In einer Vergleichsstudie mit Lithium, dem derzeitigen Goldstandard in der Rückfallprophylaxe, hatten 14,3 Prozent der Patienten unter der Therapie mit Olanzapin eine neue manische Episode, weniger Patienten als bei einer Lithium-Therapie (28 Prozent).

Der Prozentsatz der Patienten mit einer neuen depressiven Episode war in beiden Gruppen gleich (Olanzapin: 16,1 Prozent; Lithium: 15,4 Prozent). Diese Ergebnisse wurden in weiteren doppelblinden Langzeitstudien mit einer Dauer von bis zu 18 Monaten bestätigt.

Nach den Ergebnissen dieser Studien scheint Olanzapin manischen Phasen mindestens genauso gut vorbeugen zu können wie Lithium, die Prophylaxe der depressiven Phasen ist vergleichbar gut. Als Nebenwirkungen von Olanzapin können eine Gewichtszunahme, Schläfrigkeit, Schwindel und Verstopfung auftreten.

Damit ist für Olanzapin eine zuverlässige Symptomkontrolle in der Akuttherapie und eine langfristige Stimmungsstabilisierung bei der bipolaren Erkrankung belegt. Es besitzt zusammen mit Lithium, Carbamazepin und - dem in Deutschland für diese Indikation nicht zugelassenen - Valproat die höchste medizinische Evidenz als Stimmungsstabilisierer.

Quelle

Dr. med. Heinz Grunze, München; Priv.-Doz. Dr. med. Matthias R. Lemke, Bonn; Prof. Dr. Dr. Jules Angst, Zürich; Hamburg, 27. November 2003, Pressekonferenz "Olanzapin (Zyprexa®) bei bipolaren Erkrankungen - von Beginn an und in allen Phasen", veranstaltet von der Lilly Deutschland, Bad Homburg.

Manisch-depressive Erkrankungen Ungefähr 20 bis 24 Prozent der Bevölkerung erkranken im Laufe des Lebens an schwereren depressiven Phasen. Wahrscheinlich ist etwa ein Vierten bis die Hälfte aller depressiven Erkrankungen bipolar. Bei dieser Form der Depression wechseln sich depressive mit manischen Phasen ab, das Risiko für einen Rückfall ist doppelt so hoch wie bei rein - unipolar - depressiven Erkrankungen.

Die ersten Symptome manifestieren sich in über zwei Drittel der Fälle vor dem 20. Lebensjahr; die unbehandelte Krankheit hält in der Regel bis ins hohe Alter an. Oft werden bipolare Erkrankungen erst spät diagnostiziert, weil leichte manische Episoden, so genannte Hypomanien, lange nicht als krankhaft erkannt werden.

Hypomanien sind mildere "Hochs" mit Überaktivität, Schlaflosigkeit und enthemmtem ungewöhnlichen Verhalten. Dazu gehören übertriebene Geldausgaben, Konsum und Reisen, Gefährdung des Straßenverkehrs und riskantes Sexualverhalten. Gehobene Stimmung und Tatendrang werden vom Patienten als angenehm erlebt und häufig subjektiv als erwünscht angesehen.

In der Akutphase manischer Episoden sind die Patienten hingegen agitiert, impulsiv und aggressiv und gefährden sich und andere. Bei schwereren Ausprägungen können Panikanfälle, Zwangsstörungen und Essattacken hinzukommen. In den depressiven Phasen ist dann das Suizidrisiko stark erhöht.

Sekundär führen bipolare Erkrankungen oft zu erhöhter Suchtbereitschaft: Tabak- und Alkoholabhängigkeit sind deutlich erhöht. Bei Frauen ist im Vergleich zur Normalbevölkerung das Risiko für Alkoholmissbrauch um den Faktor 7 und bei Männern um den Faktor 5 erhöht.

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