Berichte

APV-Seminar: Morsuli, Pastae und Pulveres

Einen pharmaziehistorisch-botanischen Kurs über "Alte Arzneiformen: Morsuli, Pastae und Pulveres" führten Dr. Albert Borchardt aus Heidelberg und Dr. Ursula Barthlen aus Dußlingen vom 30. November bis 1. Dezember 2002 im Institut für Pharmazie der Universität Hamburg durch. Die Laborräume erinnerten an einen Confiserieladen, es roch nach Schokolade, Vanille und Gewürzen.

Geschichte der Schokolade

Einem mittelamerikanischen Mythos zufolge war Schokolade anfangs ein Göttertrank (daher der Genusname Theobroma). Die Azteken glaubten, der gefiederte Gott Quetzalcoatl habe die Kakaobohnen dann den Menschen geschenkt.

In Mexiko dienten diese auch als Zahlungsmittel, wie in Europa einst der Pfeffer. Der Conquistador Hernando Cortez brachte die bitter schmeckende xocoatl (bitteres Wasser) nach Spanien, wo dann, erst nach Zugabe von Zucker, die succolata ihren Siegeszug als Getränk begann. Friedrich der Große verbot die Einfuhr von Schokolade und wollte, dass ein Surrogat aus Lindenblüten getrunken wurde, was aber keinen Anklang fand.

Zur Verbreitung der Schokolade trugen vor allem die Apotheken bei; sie führten Schokolade im Sortiment, weil diese auch als gesundheitsfördernd galt. Die Pasta cacao hatte damals die Form einer handgeformten Kugel. Noch lange später wurden Schokoladesorten mit medizinischen Indikationen hergestellt, z. B. Abführschokolade.

Eine Ausstellung zeigte die Kakaobohne, die Pasta cacao und viele Schokoladesorten: Jahrgangsschokolade, Plantagenschokolade, limitierte Schokolade, Ersatzschokolade aus Johannisbrot, weiße Schokolade mit Chili oder dunkle Schokolade mit rosa Pfeffer.

Im praktischen Teil durften die Teilnehmer unter kräftigem Rühren auf dem Wasserbad aus Pulvis cacao, Oleum cacao und Zusatz von Pulvis colae Kola-Schokolade herstellen, die noch mit aromatischem Pulver und Gewürzen verfeinert und dann in Schokoladenformen ausgegossen wurde.

Natürlich musste auch der aztekische Schokoladentrunk probiert werden, der dem König Moctezuma zu legendären Liebeskräften verholfen haben soll. Der Trunk wurde mit Maticopfeffer, Mais und Chilies verfeinert und mit dem mexikanischen Quirl "molinillo" schaumig aufgeschlagen. Auch ein Schokoladenlikör wurde gekocht.

Pulver

In einem anderen Seminarteil wurden Pulver hergestellt: ein zusammengesetztes Kindernährpulver, das früher kranken und gesunden Kinder in die Frühstücksmilch gerührt wurde; ein Gewürzpulver Pulvis aromaticus, das den Morsellen und den Pasten (auch des Pasta cacao, s. o.) zugesetzt wurde, und Vanillezucker Elaeosaccharum vanillae, teils mit Madagaskarvanille, teils mit synthetischem Vanillin. Alle verwendeten Gewürze und Zuckersorten wie Rüben-, Rohr- und Palmzucker waren in einer kleinen Ausstellung vertreten.

Morsellen

Morsellen (morsulus = kleiner Biss) sind eine Arzneiform, die schon im Lumen apothecariorum von 1492 erwähnt wurde. Im Seminar wurde die Masse mit Zucker und Wasser angesetzt, unter Zugabe von Mandeln, Vanille und Kakao in einem Kupferkessel erhitzt, anschließend in ein altes Morsellenbrett aus Eichenholz ausgegossen und nach dem Erkalten mit einem Messer in schmale Täfelchen geschnitten.

Herrn Dr. Sakmann möchten wir für seine Organisation und Herrn Prof. Dr. Mielck für die Bereitstellung der Laborräume danken. In diesem Jahr wird es in München eine Fortsetzung des Themas geben.

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