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Arzneimittelinnovationen: Keine Kostenexplosion durch neue Medikamente

BERLIN (ks). Arzneimittel Ų insbesondere innovative Ų werden derzeit immer wieder für die Finanzkrise der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) verantwortlich gemacht. So erklärt der Arzneiverordnungsreport alljährlich, die Ärzteschaft verordne zu teuer und die Pharmaindustrie betreibe bei ihren neuen Produkten eine Hochpreispolitik. In der Folge kam es zu einer Reihe gesetzgeberischer Eingriffe in den Markt der patentgeschützten Arzneimittel. Ein Grund für den Arzneimittelhersteller GlaxoSmithKline (gsk), auf die Bedeutung innovativer Arzneimittel hinzuweisen. Dass sie keinesfalls die Kostentreiber im Gesundheitswesen sind, unterstützt auch ein aktuelles Gutachten, das Professor Eberhard Wille, Vorsitzender des Sachverständigenrats für die konzertierte Aktion im Gesundheitswesen, im Auftrag von gsk erarbeitet hat.

Rund 16 Prozent der Gesamtausgaben der GKV werden für Arzneimittel insgesamt aufgewendet. Für patentierte Arzneimittel gibt die GKV gerade einmal vier Prozent ihres Gesamtbudgets, d. h. rund 5,5 Mrd. Euro aus.

Der Herstelleranteil belaufe sich auf nur noch drei Mrd. Euro, erläuterte Thomas Werner, Vorsitzender der gsk-Geschäftsführung, anlässlich eines Pressegesprächs am 20. November in Berlin.

Dennoch seien neue Arzneimittel von einer verwirrenden Regelungsdichte betroffen. Dazu zählen etwa Zwangsrabatte, Festbeträge, Arzneimittel-Richtlinien oder das geplante Institut zur Nutzenbewertung. Auch im Rahmen von Disease-Management-Programmen oder bei Bonusverträgen fürchtet Werner, dass gesundheitliche Aspekte unter- und budgetäre Faktoren überbewertet werden könnten.

Diese Eingriffe würden der Bedeutung innovativer Medikamente nicht gerecht. Er verwies auf Studien, die belegten, dass nach der Einführung der antiretroviralen Therapie (HAART) die Gesamtbehandlungskosten pro HIV-Patient in Deutschland um ein Drittel reduziert werden konnten.

Trotz aller Widrigkeiten: Moderne Arzneimitteltherapien haben nach Auffassung Werners auch in Deutschland noch eine Chance. Notwendig sei dazu ein Abbau der sektoralen Abschottung zugunsten einer sinnvollen Kooperation aller im Gesundheitswesen Beteiligten. Zudem müssten die Rahmenbedingungen für die pharmazeutische Industrie langfristig verlässlicher werden.

Auch die frisch publizierte Studie des Mannheimer Volkswirtschaftlers Wille kommt zu den Schluss, dass Innovationen nicht die Finanzkrise der GKV bedingen. In seinem Gutachten hat Wille nach rein ökonomischen Berechnungen für die Jahre 1995 bis 2002 eine so genannte Innovationskomponente ermittelt.

Sie dokumentiert den Finanzbedarf, den die GKV für den Einsatz moderner Medikamente zur Verfügung stellen muss. Wille zufolge lag dieser zusätzliche Bedarf für die GKV im Untersuchungszeitraum lediglich zwischen 2,8 und 4,8 Prozent der jährlichen Arzneimittelausgaben.

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