Umfrage

dpvZur Situation deutscher Pharmazeutinnen (Umfragee

Der Deutsche Pharmazeutinnen Verband (dpv) führte im Oktober 2002 eine Umfrage über die Arbeitssituation der deutschen Apothekerinnen durch. Die Analyse sollte einerseits eine Begründung für den hohen Anteil an Teilzeit arbeitenden Pharmazeutinnen auf eine wissenschaftliche Basis stellen, andererseits die vermutete hohe berufliche Identifikation beweisen. Die Aktion startete vor dem Einbruch durch die derzeitigen gesetzlichen Reformen des Gesundheitswesens, zu einer Zeit eines hohen Bedarfs an qualifiziertem Fachpersonal. Die Folgen der den Apotheken aufgezwungenen Veränderungen lassen inzwischen für die Frauen im Beruf fürchten, von Arbeitsplatzverlusten überproportional betroffen zu werden. Als positives Ergebnis zeigten die Antworten deutlich die Flexibilität, zu denen Frauen durch ihre Mehrfachbelastung fähig sind. Die Zustimmung zu den neuen Aufgaben in der Apotheke, zu Beratung und Projekten fiel prozentual groß aus.

Der dpv bedankt sich bedankt sich bei den Fachzeitschriften für die Veröffentlichungen des Fragebogens und der Resultate, bei der Lesmüller Stiftung für die finanzielle Unterstützung und bei Frau Dr. Inken Lind für die Auswertung der Fragebögen.

Stichprobenbeschreibung

Die Umfrage lag den Ausgaben Nr. 41 der Deutschen Apotheker Zeitung und der Pharmazeutischen Zeitung bei. Am Rücklauf beteiligten sich 709 Pharmazeutinnen, in die Auswertung konnten nur möglichst vollständig beantwortete Fragebögen – es waren 687 – einbezogen werden. Von den 33 Fragen beziehen sich 22 auf berufstätige Pharmazeutinnen, 21 auf nicht berufstätige Kolleginnen, 12 Fragen werden unabhängig von der aktuellen Berufstätigkeit erhoben.

Aktuelle Berufstätigkeit

Der hohe Anteil der an der Stichprobe teilnehmenden Kolleginnen mit 94% von derzeit im Beruf Stehenden verwundert wenig. Nicht in pharmazeutischen Bereichen Tätige oder Nicht-Erwerbstätige hatten ggf. keine Kenntnis von der Aktion. Auch die Verteilung auf die verschiedenen Kammerbereiche lässt sich erklären. 18,9% der Antworten kam aus Bayern, 17,3% aus dem Kammerbereich Baden-Württemberg und 11% aus Westfalen-Lippe, nur wenige aus den neuen Bundesländern, aus Sachsen nur 0,7%.

Der dpv vermutet, dass die unterschiedliche Beteiligung der alten und neuen Bundesländer auf ungleichen Auffassungen vom Selbstverständnis der Frauen schlechthin beruht. Diese Ansicht kann aus den Daten der Tabelle 1 entnommen werden. Die Tabelle bietet außerdem exakte Zahlen der weiblichen Approbierten im Verhältnis zu den männlichen Kollegen und nennt die Verteilung in den gewählten Berufsfeldern. Sie geht damit über die Erhebung des Fragebogens hinaus. Sie sagt nichts zu den beruflichen Motivationen der Apothekerinnen. Hier verhilft die Frageaktion zu wichtigen Einsichten.

Altersverteilung, Ausbildungsdauer, Umfang der Berufstätigkeit

Das durchschnittliche Alter der befragten Pharmazeutinnen variiert zwischen 25 und 80 Jahren, es liegt bei 40,1 Jahren. Die meisten gehören der mittleren Altersgruppe zwischen 30 – 40 Jahren an.

Sie befinden sich derzeit in einem Lebensabschnitt, der beim Vorhandensein von Kindern durch intensive Fürsorgeleistungen für Heranwachsende und /oder durch Fürsorge für die Elterngeneration gekennzeichnet ist. Zeit opfern sie obendrein in zahlreichen Ehrenämtern – eine indirekte Werbung für unseren Beruf.

Das durchschnittliche Alter von 40,1 korreliert mit der überwiegenden Ausbildung nach der Approbationsordnung von 1989. Die Änderungen in den Studienordnungen wirkten sich nur begrenzt auf die durchschnittliche Studiendauer aus, die bei 5,1 Jahren liegt.

Eine eigene Apotheke führen 16,5% der antwortenden Frauen (113 Personen). In anderen Bereichen selbständig oder freiberuflich tätig meldeten sich in dieser Erfassung 0,73% der Pharmazeutinnen (5 Personen). Für diese zukunftsträchtige Gruppe erhofft sich der dpv eine Zunahme durch Vorstellen von Möglichkeiten in Symposien an Universitäten. Vollzeit arbeiten lediglich 41% der antwortenden Pharmazeutinnen. Von den selbständigen Apothekerinnen sind 93% ganztags berufstätig.

Der hohe Anteil von 82,8% an angestellten Pharmazeutinnen korrespondiert mit dem genannten Durchschnittsalter. Ebenso steht die hohe Quote der Teilzeitarbeit mit 59% in der hier vorliegenden Stichprobe in Wechselbeziehung. Die Auswertung der Wochenarbeitszeit in Abhängigkeit von den Altersgruppen überrascht darum nicht.

Frauen zwischen 30 und 40 Jahren engagieren sich beruflich mit geringerer Wochenarbeitszeit. Insgesamt 20% sind bis zu 10 Stunden, 33% zwischen 10 bis zu 20 Stunden pro Woche tätig. Lediglich 10% begnügen sich mit einer geringen Stundenreduzierung und arbeiten über 30 Stunden.

Die Gruppe der unter 30-Jährigen ist fast ausschließlich in Vollzeit tätig. Doch würden 41,3% der Vollzeitberufstätigen lieber mit geringerer Arbeitszeit berufstätig sein. Als Grund wurde einheitlich eine bessere Verträglichkeit des Berufes mit Familienaufgaben genannt. Als Barrieren für die Realisierung ihres Wunsches gaben die Pharmazeutinnen die Notwendigkeit zur materiellen Absicherung, die Verweigerung durch den Arbeitgeber und/oder die Situation am Arbeitsplatz an.

Rund die Hälfte der aktuell in Teilzeit arbeitenden Pharmazeutinnen zeigte sich aufgeschlossen, unter veränderten Bedingungen auch Vollzeit erwerbstätig zu arbeiten. Unter den Teilzeitkräften gibt es also ein deutliches Potenzial von Pharmazeutinnen, die dem Arbeitsmarkt wieder voll zur Verfügung stehen könnten. Von den bis 40-Jährigen sind es 64%, unter den bis zu 50-Jährigen liegt dieser Anteil bei 39 % und sinkt bei den bis zu 60-Jährigen auf 33%.

Nicht erwerbstätige Pharmazeutinnen

In der kleinen Gruppe von 35 der zeitweise nicht erwerbstätigen Pharmazeutinnen waren zuvor 88,6% in einer öffentlichen Apotheke tätig. Als Ursache für die Berufsunterbrechung gaben 65,7% familiäre Gründe an. 47% der Unterbrecherinnen sind zwischen 30 und 40 Jahre alt. 76% von diesen allen wünscht sich eine Wiederaufnahme der Berufstätigkeit. 60% nennen als Wunschberufsfeld die öffentliche Apotheke, überwiegend in einem lebhaften Betrieb.

Wir vermuten, dass der Trend zur Offizinpharmazie durch die anspruchsvollen neuen Aufgabenfelder anstieg. 69% interessieren sich für Wiedereinstiegskurse, wie sie z. B. die Kammer Westfalen-Lippe seit 1991 anbot. Die Befragten wünschen sich halbe Stellen aus 20 in der Woche verteilten Stunden oder 2,5 Arbeitstage im Block.

Zustimmung zu Beratung und Projekten

Die Zustimmung zu den neuen pharmazeutischen Projekten fällt in der Gruppe der Berufsunterbrecherinnen ebenso erfreulich hoch aus wie in den Gruppen der Vollzeit- und Teilzeit-Erwerbstätigen. 99,4% schätzen die persönliche Beratung als sehr wichtig oder zumindest als wichtig ein.

Die Situation deutsche Pharmazeutinnen – Sonderfall deutscher Akademikerinnen

Am 17. April erschien in der PZ ein Artikel von Siegfried Löffler "Frauen immer noch benachteiligt". Die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Alterssicherung werden besonders verdeutlicht, Ursachen aufgezeigt, die Bedeutung der Geburtenrate pro Frau für die Finanzierung der Renten betont.

In der Bundesrepublik hat es Fortschritte gegeben: Kindererziehungsjahre erhöhen die Rentenbeträge. Doch können monetäre Anreize Frauen in der fertilen Phase bewegen mehr Kinder zu bekommen? Zumal sie erleben, wie sich Rechtsansprüche nach Jahrzehnten variieren lassen. Auch die Erhöhung der Kindergelder verspricht allein keine Wende.

Die Schaffung von Voraussetzungen für die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie könnte einen echten Erfolg bringen, wie das Beispiel der skandinavischen Länder zeigt. Die Erhebung des dpv stützt diese Aussage. In den Antworten zu verschiedenen Fragen, wird von den Frauen betont, dass sie unter veränderten Bedingungen eine Rückkehr in Voll- oder Teilzeitarbeit wünschen.

Eine Erhöhung des Sozialproduktes mit einer Entspannung der Rentenkassen könnte die Folge sein. Damit gewinnt die Aktion trotz der geänderten Personallage in den Apotheken eine allgemeine politische Bedeutung. Wir erweiterten die Aussagen auf Anregung von Inken Lind durch eine beim Statistischen Bundesamt bestellte Recherche über die Kinderzahl der erwerbstätigen Akademikerinnen.

Wie bereits im Vorab-Statement des dpv gesagt, wird der oft geäußerte Vorwurf, man würde Frauen mit hohen Geldaufwendungen ausbilden, die später den Beruf dann nicht ausüben, unscharf kolportiert. Der gesellschaftliche Nutzen eines Frauenstudiums zeigt sich bei Pharmazeutinnen klar. Sie sind obendrein durch ihr breites Fächerspektrum vielfältig einsetzbar und daraus resultierend sehr flexibel.

Der Deutsche Pharmazeutinnen Verband (dpv) führte im Oktober 2002 eine Umfrage über die Arbeitssituation der deutschen Apothekerinnen durch. Die Analyse sollte einerseits eine Begründung für den hohen Anteil an Teilzeit arbeitender Pharmazeutinnen auf eine wissenschaftliche Basis stellen, andererseits die vermutete hohe berufliche Identifikation beweisen. Die Antworten zeigten deutlich die Flexibilität, zu der Frauen durch ihre Mehrfachbelastung fähig sind. Die Zustimmung zu den neuen Aufgaben in der Apotheke, zu Beratung und Projekten fiel prozentual groß aus.

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