Arzneimittel und Therapie

Chronische Blutarmut: Stimulierung der Bildung roter Blutkörperchen bei Dialyse

Erste Resultate einer klinischen Studie der Phase II mit dem Medikament Cera (Continuous Erythropoiesis Receptor Activator; kontinuierlicher Aktivator der Rezeptoren für die Bildung roter Blutkörperchen) haben bei Dialysepatienten mit chronischer renaler Anämie gezeigt, dass der Wirkstoff auch dann stark und anhaltend die Bildung roter Blutkörperchen stimuliert, wenn er lediglich einmal alle drei Wochen verabreicht wird, wie Roche mitteilte.

Cera erhöhte die Hämoglobinwerte wirksam in allen untersuchten Dosierungen. Je höher die Dosis, desto rascher spricht der Patient auf die Behandlung an, wobei das Ausmaß der Wirkung durch die verlängerten Dosierungsintervalle nicht beeinflusst wird. Phase-III-Studien bei Patienten mit Nierenleiden sind in Europa und den USA für Anfang nächsten Jahres geplant.

Längeres Verabreichungsintervall

Die Studien lassen vermuten, dass Cera am Rezeptor für die Bildung roter Blutkörperchen angreift. Man geht davon aus, dass die Wirkung des Präparats mit seiner langen Serumhalbwertzeit und der wiederholten, raschen Bindung bzw. Loslösung vom Rezeptor zusammenhängt, der die Erythropoese, die Bildung roter Blutkörperchen, in Gang setzt.

Im Vergleich zu Epoetin-Standardpräparaten ergibt sich daraus eine sowohl vom Aus maß als auch von der Dauer her stärkere Anregung der Erythropoese. Dies sind ermutigende Resultate, da man künftigen Patienten das Medikament möglicherweise in größeren Abständen verabreichen kann. Für den Nephrologen bedeutet dies unter Umständen, dass er zur Erreichung des gewünschten Hämoglobinspiegels die Dosierung nicht so häufig anpassen muss.

Über die Studie

An der 12-wöchigen, offenen Multicenterstudie zur Ermittlung der Dosis nahmen 61 Dialysepatienten teil, die noch nicht mit Epoetin vorbehandelt worden waren. Cera wurde nacheinander in drei Dosierungsstufen (0,15 µg/kg, 0,30 µg/kg und 0,45 µg/kg) verabreicht, wobei auf jeder Stufe jeweils drei verschiedene Verabreichungsintervalle geprüft wurden. Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip einer der drei folgenden Gruppen zugeordnet, denen alle Cera unter die Haut injiziert wurde:

  • Gruppe 1: einmal wöchentlich 0,15 µg/kg, alle zwei Wochen 0,30 µg/kg und einmal alle drei Wochen 0,45 µg/kg
  • Gruppe 2: einmal wöchentlich 0,30 µg/kg, alle zwei Wochen 0,60 µg/kg und einmal alle drei Wochen 0,90 µg/kg
  • Gruppe 3: einmal wöchentlich 0,45 µg/kg, alle zwei Wochen 0,90 µg/kg und einmal alle drei Wochen 1,35 µg/kg

Nach sechs Behandlungswochen konnten individuelle Dosisanpassungen vorgenommen werden, und die Patienten wurden während insgesamt 12 Wochen beobachtet. In jeder Dosierungsgruppe und bei allen Verabreichungsintervallen kam es zu einer raschen und bedeutenden Zunahme des Hämoglobinspiegels.

Nach 12 Behandlungswochen wiesen mehr als 70% der Patienten, die 0,15 µg/kg Cera erhielten, bzw. 90% oder mehr der Patienten, die mit 0,30 µg/kg respektive 0,45 µg/kg Cera behandelt wurden, einen anhaltenden Anstieg der Hb-Werte um mindestens 1 g/dl auf. Die Dauer bis zum Eintritt der Wirkung nahm mit steigender Dosis von Cera ab. Der Anstieg der Hämoglobinwerte war unabhängig vom Verabreichungsintervall. ck

Cera – ein modifiziertes Erythropoetin-Molekül Cera (Continuous Erythropoiesis Receptor Activator) wurde zur Therapie der Blutarmut bei Krebs und Nierenerkrankungen entwickelt. Es ist ein modifiziertes rekombinantes Hormon, das kontinuierlich Rezeptoren auf Vorläuferzellen der Erythrozyten aktiviert.

Das modifizierte Erythropoetin-Molekül bindet reversibel an einen Rezeptor auf den Vorläuferzellen der Erythrozyten und aktiviert dadurch kontinuierlich diesen Zelltyp. Im Unterschied zu den bisherigen Erythropoetin-Präparaten beträgt die Halbwertzeit von Cera nach intravenöser Gabe 80 bis 120 Stunden und nach subkutaner Verabreichung ca. 150 Stunden.

Zum Vergleich: bisherige Erythropoetin-Präparate haben eine Halbwertzeit von 25 Stunden nach intravenöser und 48 Stunden nach subkutaner Gabe. Somit könnte Cera bei der Therapie von Anämie bei Krebs- oder Nierenkrankheiten in größeren zeitlichen Abständen verabreicht werden. Die subkutane und intravenöse Verabreichung von Cera sollen gleich wirksam sein.

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