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Die Industrie reagiert (Kurzkommentar)

Vom kommenden Jahr an zahlen gesetzliche Krankenkassen nicht mehr für rezeptfreie Arzneimittel, von einigen Ausnahmen abgesehen. Noch bis Ende März gilt eine Übergangsfrist, in der Ärzte nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel im begründeten Einzelfall noch verordnen können, danach ist jedoch Schluss. Wie reagiert die pharmazeutische Industrie darauf? Wenn OTC künftig nicht mehr erstattet werden, suchen Unternehmen eine andere Strategie für ihre Medikamente, das liegt doch auf der Hand. Glaubt jemand ernsthaft, die Firmen sehen zu, wie ihnen etwas vom Umsatz wegbricht? Dass die Patienten sich zu hundert Prozent alles selbst kaufen, was sie bisher an OTC auf Kassenrezept erhielten, steht ja auch nicht zu erwarten.

In der Tat gibt es Hinweise auf Reaktionen der Industrie auf Ulla Schmidts neues Gesetz. So laufen derzeit deutlich mehr Anträge auf Neuzulassung von Arzneimitteln bei der Zulassungsbehörde ein als früher, darunter viele für verschreibungspflichtige Medikamente mit bekannten Stoffen.

Genutzt wird zumeist das Verfahren der gegenseitigen Anerkennung, was bedeutet, dass eine Firma ihr Präparat, das sie in Dänemark oder sonstwo in Europa bereits in Verkehr gebracht hat, darauf bezugnehmend auch in Deutschland einführt. Das so genannte "mutual recognition"-Procedere ist sehr schnell, Produkt und sämtliche Unterlagen sind ja schon vorhanden. Auf diese Weise kann ein Pharma-Unternehmen quasi von jetzt auf gleich für Deutschland einen Zulassungsantrag stellen.

Die Zahl dieser Anträge wächst. Die Firmen reagieren also offenkundig auf das neue Gesetz und drängen nun auf die Verschreibungspflicht ihrer Arzneimittel. Ist ein Präparat rezeptpflichtig, kann der Arzt es ja wieder auf Kassenrezept verordnen, so einfach ist der Zusammenhang.

Die Industrie stellt sich augenscheinlich auf die neue Reform ein. Ob die Politik das bedacht hat, die eigentlich eine Milliarde Euro durch den Rauswurf der nicht-verschreibungspflichtigen Präparate aus der Kassenerstattung sparen will?

Susanne Imhoff-Hasse

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