DAZ aktuell

Der Praxisgebühr-Streit (Meinung)

10 Euro Praxisgebühr müssen GKV-Versicherte pro Quartal ab 1. Januar 2004 zahlen, wenn sie einen Arzt aufsuchen. 10 Euro muss der Arzt dem Patienten abnehmen – cash, bar auf die Hand. Das ist neu für Deutschlands Ärzte, das waren sie (und ihre Patienten) bisher nicht gewohnt. Gegen dieses Novum wehren sich die Doktores nun heftigst. Die Registrierkasse in der Arztpraxis – das ist verpönt. Mag der Apotheker in seinem Laden die Kasse in den Vordergrund stellen – in der "ethischen" Arztpraxis läuft die Bezahlung, pardon Honorierung im Hintergrund. Bis jetzt. Ab Januar rückt auch beim Arzt die Geldeinnahme in den Blickpunkt des Patienten. Und das Inkassorisiko. Was ist, wenn der Patient seinen Geldbeutel zu Hause vergessen hat? Wenn die Befreiungssituation ungeklärt ist? Wenn er nicht zahlen kann (oder will?). Darf der Patient dann weggeschickt werden? Darf die Behandlung gar verweigert werden? Ab wann ist es unterlassene Hilfeleistung?

Die Ärzte und ihre Funktionäre stellen sich vehement auf den Standpunkt, dass das Inkassorisiko bei den Kassen liegt und nicht bei den Ärzten. Die Praxisgebühr, so argumentieren sie, sei eine Kassengebühr, die in voller Höhe den Kassen zugute komme, weshalb auch die Kassen das Inkassorisiko übernehmen müssten. Außerdem würden die Ärzte durch die Praxisgebühr mit erheblichem Verwaltungsaufwand belastet. Denn vom Ministerium heißt es sogar, dass Ärzte dazu verpflichtet seien, rechtliche Zwangsmittel einzusetzen, um die Praxisgebühr einzutreiben. Der Streit tobt weiter.

Seltsam nur: wenn es um so genannte Igel-Leistungen geht, also die individuellen Gesundheitsleistungen, die von den Kassen nicht bezahlt werden, und die die Ärzte ihren Patienten gerne gegen Bares anbieten, hört man nichts von all den Schwierigkeiten mit zahlungsunwilligen und -unfähigen Patienten. Irgendwie scheint der Markt besser zu funktionieren, wenn die Gelder in die eigene Arzttasche und nicht in die Kassen-Kasse fließen.

Seltsam auch: die Apotheker kassieren schon seit Jahr und Tag im Auftrag der Kassen – können Sie sich daran erinnern, dass wir einen Aufstand deswegen praktizierten und Inkassorisiken herbeiredeten? Sollten wir von den Ärzten lernen, wie man sich öffentlichkeitswirksam wehrt – oder wie man Randthemen aufbläst?

Peter Ditzel

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