Arzneimittel und Therapie

Neue Behandlung bei Hirntumoren: Ballon statt Krebs

Mit dem so genannten GliaSite® Radio Therapie System (RTS) soll das Neuauftreten von operativ entfernten Hirntumoren verhindert werden, wie die Neurochirurgische Abteilung im Krankenhaus München-Schwabing mitteilte. Bei dem strahlentherapeutischen Verfahren wird nach Entfernung des Tumors in die leere Tumorhöhle ein Ballonkatheter eingelegt. Dieser wird mit einer radioaktiven Flüssigkeit gefüllt, die den Tumor zerstören soll.

Dadurch wird das für die Entstehung eines Rezidivs besonders gefährdete Gewebe rund um den entfernten Tumor gezielt mit einer hohen Dosis behandelt. Schädigungen des gesunden Gehirngewebes können so auf ein Minimum begrenzt werden.

Das Verfahren wurde in den USA entwickelt. München-Schwabing ist nach dem Klinikum Saarbrücken europaweit das zweite Zentrum, das für eine derartige Behandlungsform ausgestattet und lizenziert ist.

Ganz gezielt den Tumor zerstören

GliaSite® RTS besteht aus einem Ballonkatheter, der mit Iotrex®, einer Lösung mit organisch gebundenem 125I, gefüllt wird. Es kommt im Rahmen der Operation zur Resektion des Tumors zum Einsatz. Nach der operativen Entfernung von Tumorgewebe wird der luftleere Ballonkatheter in der entstandenen Resektionshöhle platziert.

Das andere Ende des Katheters, der so genannte Zugangsport, wird auf dem Schädelknochen, unter der Kopfhaut, fixiert. Anschließend wird der Ballon zunächst mit einer Mischung aus einem Kontrastmittel und einer Salzlösung gefüllt, so dass der Ballon in einer Kernspinaufnahme sichtbar ist. Das ermöglicht es dem Arzt, sich davon zu überzeugen, dass der Ballon sich der Resektionshöhle angepasst hat.

Nach der Operation und der Lagekontrolle durch die Durchführung einer Kernspinresonanztomographie wird die Kontrastmittellösung aus dem Ballon entfernt und gegen die radioaktive Lösung ausgetauscht. Die radioaktive Lösung bestrahlt das den Ballon umgebende Gewebe, wo Reste des Tumors vermutet werden und verbleibt 3 bis 7 Tage in diesem Ballon.

Die genaue Bestrahlungszeit wird aus der Vorgabe der Ärzte, eine bestimmte Strahlungsdosis in einer festgelegten Gewebetiefe um den Ballon herum erreichen zu wollen, von einem Medizinphysiker berechnet. Nach Ablauf der Bestrahlungszeit wird die radioaktive Flüssigkeit wieder aus dem Ballon entfernt und der Katheter des Systems anschließend in einem kurzen chirurgischen Eingriff wieder entfernt. ck

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