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Rufzeichen Gesundheit 2003: Gesundheitspreis der "Apotheken Umschau"

Berlin (hvj). Am 6. November 2003 wurde im festlichen Rahmen der "Gesundheitspreis 2003 Rufzeichen Gesundheit" an das Projekt "Der bunte Kreis", Augsburg, verliehen. Überreicht wurde der Preis von der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Diese lobte nicht nur alle vorgestellten Projekte, sondern räumte auch ein, dass man in Deutschland mehr und mehr auf soziales Engagement und ehrenamtliche Hilfsinitiativen angewiesen sei. Auch Altbundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker mahnte die Anwesenden in seinem Festvortag, dass die Selbsthilfe von allen als notwendig anerkannt und Initiativen zu deren Förderung unterstützt werden müssten.

Tausende von Lesern der "Apotheken Umschau" haben aus den vier vorgeschlagenen Projekten (siehe Kasten) "den bunten Kreis Augsburg" zum diesjährigen Gewinner gewählt. Wie 2002 wurde wieder eine Initiative mit dem ersten Preis belohnt, welche sich zum Ziel gesetzt hat, kranke und hilfsbedürftige Kinder zu unterstützen, wo aus den sozialen Sicherungssystemen heraus keine ausreichende Hilfe vorhanden ist.

Durch "den bunten Kreis Augsburg" erhielten im vergangenen Jahr mehr als tausendsiebenhundert Familien Unterstützung und Hilfe. Das Projekt hat schon zahlreiche andere Preise gewonnen und ist mittlerweile so erfolgreich, dass erste Verträge mit Krankenkassen abgeschlossen werden konnten.

"Ehrenamtliches Engagement wird vom Staat gebraucht", so Ulla Schmidt bei der Preisübergabe. "Die Politik schätzt", so Ulla Schmidt weiter, "diese Aktivitäten und hat diese in ihrem Gesundheitssystem-Modernisierungsgesetz berücksichtigt." Durch Förderung der integrierten Versorgung und der Möglichkeit der Öffnung der Krankenhäuser für z. B. krebskranke Kinder, würde man es den Selbsthilfegruppen erleichtern, Verträge mit Krankenkassen zu schließen und so deren wirtschaftliche Basis zu verbessern.

Apotheker – ein unverzichtbarer Beruf

Vor seinem Festvortrag über "Selbsthilfe in Familie und Nachbarschaft" lobte Altbundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker die deutschen Apotheker als kompetenten und unverzichtbaren Berufsstand. Die deutschen Apotheken stünden für hervorragende Arzneimittelversorgung, aber auch die dort vorzufindende Möglichkeit der Information und Beratung sei für viele Patienten der Anlaufpunkt.

Blicke man in der Geschichte zurück, so sei die Apotheke stets ein vertrauenswürdiger und menschlicher Mittelpunkt für Lebenshilfe gewesen. So müsse ein Ziel jeder Gesundheitspolitik sein, "lebenskräftige" Apotheken zu ermöglichen.

Dr. Richard von Weizsäcker mahnt einen anderen Umgang mit der Selbsthilfe an: "Wir Bürger fordern und erwarten, lassen uns verlocken durch Zusagen und Versprechungen und bauen darauf heute häufiger als auf die Selbsthilfe." Die Politik müsse kreative Lösungsvorschläge entwickeln und die Parteien, welche legitim um die Macht kämpfen, dürften die Probleme der Sozial- und Gesundheitspolitik nicht instrumentalisieren, fügte von Weizsäcker hinzu und empfahl den Bürgern:

"Eine entscheidende Hilfe für Regierung und Opposition ist es natürlich, wenn die Atmosphäre, die Bereitschaft zur verantwortlichen Selbsthilfe als etwas Notwendiges von uns Menschen erkannt wird." Er betonte, dass der Reformdruck im Augenblick enorm sei und von den Parteien in gemeinsamer Verantwortung in Handeln umgesetzt werden müsse.

Fürs Gemeinwohl einsetzen

Die Leistungserbringer im Gesundheitswesen und somit auch die Apotheker mahnte Dr. Richard von Weizsäcker sich – wie z. B. in Amerika – stärker für das Gemeinwohl einzusetzen. In der klassischen Unternehmensphilosophie steht dort soziales Engagement sowie Förderung, Zusammenhalt und Solidarität in der Gesellschaft weit oben auf der Werteskala.

In Deutschland werde heute zu oft vergessen, dass man nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten habe. So dürfe man von der Politik nicht immer nur fordern, sondern jeder Bürger, jede Berufsgruppe und jedes Unternehmen sei auch verpflichtet, sich um den Zusammenhalt der Gesellschaft zu bemühen. Um diesen sei es in Deutschland zurzeit nicht gut bestellt.

Der Preisträger und die Nominierten für den "Gesundheitspreis 2003 Rufzeichen Gesundheit!" lieferten dagegen Vorbilder für ein gedeihliches gesellschaftliches Miteinander. Er belohne nicht nur ehrenamtliches Engagement, sondern zeige, dass soziale Probleme durch mehr Selbstverantwortung gelöst werden könnten.

Am Ende seines Vortrages lobte Dr. Richard von Weizsäcker auch das journalistische Konzept der "Apotheken Umschau". Aufklärung statt Sensation, gepaart mit verantwortungsbewusster, kompetenter und laienverständlicher Gesundheitsinformation, mache die "Apotheken Umschau" zu einem positiven Leseereignis.

Die vier finalen Preisvorschläge für "Rufzeichen Gesundheit 2003"

1. Projekt (Gewinner) "Der bunte Kreis Augsburg" Der "bunte Kreis" an der Kinderklinik Augsburg ist ein Zusammenschluss von Selbsthilfegruppen, der Kinderklinik und der kirchlichen Kinderseelsorge. Er fördert sehr erfolgreich die Kliniknach- und -vorsorge chronisch Krebs- und schwerstkranker Kinder und unterstützt deren Familien (www.bunterkreis.de).

2. Projekt "Ambulante Intensiv-Psychotherapie"

Dr. med. H. Kirschner hat ein Modellprojekt entwickelt, in dem ambulant und wohnortsnah psychisch Kranke schnell und unbürokratisch behandelt werden. Er schließt damit eine bedrückende Bedarfslücke und beweist, dass eine ambulante und erfolgreiche Behandlung dieser Patientengruppe möglich und nützlich ist (Dr. H. Kirschner, Badstraße 17, 01454 Radeberg).

3. Projekt "Kompetenznetz Depression"

Das "Kompetenznetz Depression" ist ein Netzwerk zur Verbesserung der Situation von depressiven Menschen. Nach dem sehr erfolgreich in Nürnberg durchgeführten Modellprojekt, dass zur niedrigsten Suizidrate seit 20 Jahren geführt hatte, wurde das Projekt nun auch nach Harburg, Erlangen, Lübeck, Regensburg und Kempten ausgeweitet (www.kompetenznetz-depression.de).

4. Projekt "Paulinchen e.V. – Elterninitiative brandverletzter Kinder"

Mehr als 7000 Kinder kommen jedes Jahr mit schweren Verbrennungen und Verbrühungen in die deutschen Krankenhäuser. "Paulinchen e.V." berät Familien nach dem Unfall und hilft bei Problemen in der Rehabilitationszeit und weist präventiv auf Unfallursachen hin (www.paulinchen.de).

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