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Als Schubladenzieher bekommen wir viel Geld für wenig Leistung, nämlich durchschnittlich 103 500 Euro – das sind die Geschäfte von uns Pillenverkäufern in unseren Pillenoläden, in denen wir praktisch nicht viel tun, einfach nur Schublade auf, Schachtel raus, Schublade zu, an der Kasse einscannen – fertig.

So jedenfalls sieht es ein Journalist des deutschen Wochenmagazins Stern. Der Artikel spießt die dunklen Seiten unserer Apothekenlandschaft auf, die es sehr wohl gibt. Aber man braucht kein Insider zu sein, um zu wissen, dass die Fallbeispiele im Stern-Artikel die Ausnahmen sind, Ausnahmen und Auswüchse, wie es sie in jeder Berufsgruppe, egal ob Apotheker, Ärzte, Zahnärzte, Rechtsanwälte oder auch Journalisten, gibt.

Warum aber benutzt er als Tinte Gift und Galle, Häme und Neid? Welche schlechten persönlichen Erfahrungen mit Apotheken stecken hinter diesem Artikel? Denn: In aller Regel geht es in der deutschen Apotheke mit rechten Dingen zu, beim deutschen "Feld-Wald-und-Wiesen-Apotheker" wird ordentlich beraten und die Medikation geprüft, er kümmert sich um die Anliegen seiner Patienten, und sein Einkommen wächst beileibe nicht in den Himmel, im Gegenteil.

Die Umfragen zur Kundenzufriedenheit, bei denen die Apotheken regelmäßig unter den ersten drei Plätzen zu finden sind, sprechen eine andere Sprache, als sie der Stern vermittelt. Was den "Testbericht" zur Beratung betrifft, so stellt sich diese Methode selbst ins Abseits. 18 Testkäufe spiegeln nicht die Situation wider, anhand von 18 Tests kann ich keine Rückschlüsse auf eine Berufsgruppe ziehen.

So bösartig, falsch, emotional und giftig dieser Beitrag auch geschrieben ist – als kleinen Spiegel können wir ihn dennoch nehmen. Denn die Beratung, besser gesagt die Kundenansprache in einigen Apotheken könnte noch besser sein.

Ein freundliches Wort, eine kleine Nachfrage oder nur ein kurzer Satz zum Präparat, das man erwirbt, wirkt meist wie Wunder: Man macht dem Kunden damit quasi ein Gesprächs- oder Beratungsangebot, das es ihm erleichtert, Rückfragen zu stellen, ohne dass er das Gefühl hat, man wolle ihn auch gegen seinen Willen auf Teufel komm raus beraten.

Nur den Preis des Präparats zu nennen, wie es leider immer noch vorkommt, sollte bei der Abgabe eines Arzneimittels tabu sein. Machen Sie mit: Jeder Mitarbeiter im Handverkauf, der nur "Guten Tag, den Preis und Auf Wiedersehen" sagt, sollte ab sofort 1 Euro in die gemeinsame Kaffeekasse stecken müssen.

Unter einem besseren Stern stehen hoffentlich die Kooperationsverträge zwischen den Apothekerverbänden und den Krankenkassen. Was in Niedersachsen mit dem ersten Hausapothekenvertrag als Versuchsballon startete, versucht die ABDA nun auf Bundesebene fortzusetzen: Bald soll es in Deutschland die "Barmer Service Apotheken" geben, ein Kooperationsvertrag mit der Barmer wurde am 4. November unterzeichnet.

Die Leistung der Apotheke: mehr Einsatz, noch mehr Qualität, intensive Schulungen, mehr Ausrüstung. Das bedeutet für die Versicherten der Barmer: mehr Arzneimittelservice, intensivere Beratung, pharmazeutisches Management bei Asthma, verbilligte Check-ups und apothekenübliche Waren mit Bonus u. a.

Und für die Apotheke: Für den Mehreinsatz und Aufwand gibt es kein Honorar, nur heiße Worte und die Hoffnung auf ein klein bisschen mehr Umsatz aus den Anstrengungen. In Niedersachsen sind immerhin 5 Euro pro Patient und Quartal drin.

Kritisch gesehen wird die fehlende Transparenz im Vorfeld: Der Deutsche Apothekerverband schließt mit den Krankenkassen Verträge für seine Mitglieder ab, die noch kaum ein Mitglied gesehen oder gelesen hat. Motto: Liebes Verbandsmitglied, wir wissen schon, was gut für dich ist.

Außerdem – und jetzt bereitet wieder das Konstrukt ABDA Probleme: Gelder der ABDA, also auch der Mitarbeiter, sollen in Werbekampagnen zum Aufbau der Premiummarke Hausapotheke gesteckt werden. Zwar lässt sich argumentieren, dass eine gute Hausapotheke dazu beiträgt, auch die Arbeitsplätze der Mitarbeiter zu sichern, doch so ganz astrein ist diese Vorgehensweise nicht.

Und Kollege Frensemeyer sieht für diesen Vertrag mit der Barmer keine Rechtsgrundlage – er bereitet gerade rechtliche Schritte dagegen vor.

Damit Ihre Strategien in der neuen Apothekenwelt ab 1. Januar unter einem guten Stern stehen, wollen wir Sie fit machen für die neuen Herausforderungen. Verstärkt bieten wir Ihnen zurzeit Beiträge an, die Sie auf die neuen Management-Aufgaben vorbereiten wollen.

In dieser Ausgabe beginnen wir eine neue Betriebswirtschaft-Serie für die Apotheke ("Preise frei kalkulieren, aber wie?"), außerdem eine neue Serie, die unter der Überschrift steht "Arzneimittelversand nach neuem Recht". Sie will Ihnen die rechtlichen Voraussetzungen aufzeigen, mit denen Sie zu tun haben werden, wenn Sie Arzneimittel versenden wollen.

Peter Ditzel

Unter einem bösen Stern

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