Berichte

LAK Brandenburg: Botanische Exkursion auf Rügen

Die Landesapothekerkammer Brandenburg veranstaltete vom 30. August bis zum 2. September 2003 eine botanische Exkursion auf die Insel Rügen und die ihr vorgelagerte Insel Vilm.

Bei regnerischem Wetter wanderten wir durch herrlichsten Mischwald von Binz zum Tempelberg mit dem 1840 erbauten Jagdschloss Granitz. Eine architektonische Besonderheit des Schlosses ist die gusseiserne Wendeltreppe nach einem Entwurf von Karl-Friedrich Schinkel. Von dem 38 m hohen Turm bot sich ein atemberaubender Blick zum Jasmunder Bodden und Kap Arkona.

Insel Vilm

Unser zweites Ziel war die Insel Vilm in der Kernzone des Biosphärenreservates Südost-Rügen. Sie ist knapp 94 Hektar groß und steht seit 1936 unter Naturschutz. Zu DDR-Zeiten diente sie als Erholungsstätte des Ministerrates. Heute ist die staatliche Internationale Naturschutz-Akademie (INA) der einzige Nutzer der Gebäude.

Seit dem 17. Jahrhundert wurde der Wald auf Vilm nicht mehr forstwirtschaftlich, sondern nur noch zur Waldweide genutzt. Die riesigen Buchen weisen ein Alter von 250 bis 300 Jahren auf, eine Eiche ist über 600 Jahre alt. Unter dem Schirm dieser markanten Baumgestalten bildet die Hainbuche eine zweite Baumschicht. Der Jungwuchs von Bergahorn und Buche zeigt die Regeneration der historischen Hütewälder zum natürlichen Buchenwald an.

Die alten, bizarr geformten Bäume, die Einsamkeit und die malerische Lage zogen schon früher Reisende und Künstler in ihren Bann, so auch Caspar David Friedrich (1774 – 1840), der den Eindruck der Rügenschen Küstenlandschaft in dem 1810 entstandenen Gemälde "Landschaft mit Regenbogen" verarbeitete. Carl Gustav Carus (1789 – 1869) malte 1835 in Erinnerung an die Insel Vilm das Gemälde "Eichen am Meer".

Mit über 300 Farn- und Blütenpflanzen ist die Flora der Insel Vilm sehr artenreich. Adlerfarn bedeckt als mannshohes Dickicht weite Flächen des Waldbodens, Waldgeißblatt schlingt sich meterhoch in das Geäst der Bäume. Bemerkenswert sind die Vorkommen von Leberblümchen, Lerchensporn und Bärwurz in den Wäldern sowie Stranddistel, Strandmiere und Meersenf an der Küste.

An trocken-warmen Standorten kommen Steppen-Lieschgras, Schwalbenwurz und Steinbrech vor, und in Salzwiesen wachsen Natternzunge, Stranddreizack und Milchkraut. Der Tataren-Lattich wurde durch Steppenhühner verbreitet. Auf früherem Sandmagerrasen haben sich Gebüsche entwickelt, in denen Schlehdorn, Weißdorn, Wildrosen, Wildbirnen sowie Holzapfel dominieren.

Auch die Tierwelt weist eine erstaunliche Vielfalt auf. Alte hohle Bäume sind hervorragende Brutplätze für Gänsesäger und Waldkauz. Brandgans und Uferschwalbe haben Nisthöhlen im Steilufer angelegt. Gelegentlich wird der Seeadler gesichtet.

Das dritte Ziel der Exkursion waren die "Zickerschen Alpen" bei Gagern. Auf dem Trocken- und Magerrasen, der durch die Beweidung mit Schafen entstanden ist, wachsen u. a. Golddistel, Silberdistel und Grasnelke, vereinzelt Wildrosen und Wildbirnen.

In Groß Zicker beeindruckte uns das Pfarrwitwenhaus, ein 1720 erbautes Hallenhaus, das ursprünglich weder einen Kamin noch einen Schornstein hatte. Der Rauch gelangte von der offenen Feuerstelle über das "Eulenloch", eine Öffnung in der äußersten Spitze des Dachgiebels, nach außen. In Sellin sahen wir uns die 1998 fertiggestellte, 394 m lange Seebrücke und die historische Bäderarchitektur an.

Auf der Heimfahrt besichtigten wir in Güstrow das Schloss, den einzigen erhaltenen italienischen Renaissance-Bau im Norden Deutschlands (1558 – 1595), und den gotischen Dom, der wegen des Engels von Ernst Barlach berühmt ist (1928/1954).

Zum Schluss sei noch einmal allen Organisatoren, vor allem Frau Greinke, gedankt.

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