Arzneimittel und Therapie

Bipolare Störungen: Lamotrigin zur Prävention depressiver Episoden

Der Wirkstoff Lamotrigin ist zur Prävention depressiver Episoden bei Patienten mit bipolaren Störungen zugelassen, wie aus einer Pressemitteilung von GlaxoSmithKline hervorgeht. Unter dem Handelsnamen Elmendos® wird Lamotrigin in Deutschland voraussichtlich Ende Oktober 2003 auf den Markt kommen.

Bei Menschen mit einer bipolaren Störung (manisch-depressive Störung) wechseln sich Phasen gedrückter Stimmung, der Freudlosigkeit und des Gefühls der Wertlosigkeit (Depression) mit Phasen der Hochstimmung, Rastlosigkeit und Selbstüberschätzung (Manie) ab. Bipolare Störungen sind keineswegs selten: Mit einer Prävalenz von etwa 1,5 Prozent zählen sie zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen.

Auch die Komorbidität bei bipolaren Störungen ist ausgeprägt. Etwa jeder zweite Patient leidet an einer weiteren Erkrankung, wobei Sucht, Angsterkrankungen, Störungen der Impulskontrolle, aber auch Migräne im Vordergrund stehen. Umso wichtiger sind Therapiestrategien, die möglichst auch einen effektiven Rezidivschutz bieten.

Neue Optionen zur Behandlung bipolarer Störungen

Zur Behandlung von bipolaren Störungen stehen eine Reihe von Medikamenten sowohl für die Akuttherapie als auch für die Rezidivprophylaxe zur Verfügung. Allerdings scheinen die bisherigen Phasenprophylaktika (Mood Stabilizer), Lithium eingeschlossen, in erster Linie Manien vorzubeugen, während die depressionsverhütende Wirksamkeit nicht so ausgeprägt ist.

Epidemiologische Untersuchungen zeigten jedoch, dass Bipolar-Patienten im Vergleich zur Manie im Schnitt dreimal so lange in depressiven Episoden verharren. Gerade bei schwer kranken Patienten kommt der Depressionsbehandlung eine entscheidende Rolle zu. Lang andauernde und hartnäckig wiederkehrende Depressionen sind die häufigste Ursache für Arbeitsplatzverlust, Frühberentung und familiäre Probleme, und damit auch eine erhebliche sozioökonomische Belastung. Eine besondere Gefährdung in der bipolaren Depression geht von der hohen Suizidalität aus. 50 Prozent der bipolaren Patienten unternehmen mindestens einen Suizidversuch, etwa 15% versterben am Suizid.

Zur Prävention depressiver Episoden wurde daher nach Alternativen zur Lithium-Behandlung gesucht. Die Ergebnisse verschiedener Studien zeigten eine gute antidepressive Wirksamkeit von Lamotrigin bei bipolaren Störungen. In zwei 18-monatigen Doppelblindstudien wurde die prophylaktische Wirksamkeit von Lamotrigin mit der von Lithium und von Plazebo verglichen.

In beide Studien wurden Patienten eingeschlossen, die an einer Bipolar-I-Störung (in der Regel schwere depressive und schwere manische Episoden) litten und kürzlich oder akut entweder eine manische oder eine depressive Episode hatten. Sowohl die Einzelauswertungen als auch die Metaanalyse zeigten, dass Lamotrigin in der Verhinderung affektiver Episoden ebenso wirksam war wie Lithium. Lithium und Lamotrigin unterschieden sich allerdings wesentlich im Wirksamkeitsprofil. Lithium verhinderte signifikant den Ausbruch manischer Episoden, während Lamotrigin hierauf keinen signifikanten Effekt hatte. Dagegen verhinderte Lamotrigin den Rückfall in eine depressive Episode, wogegen Lithium hier keine signifikante Wirksamkeit zeigte. ck

Lamotrigin Lamotrigin ist ein Dichlorphenyl-diaminotriazin, das bereits seit 1992 als Antiepileptikum unter dem Handelsnamen Lamictal® für die Zusatztherapie bei therapierefraktären Epilepsien sowie des therapierefraktären Lennox-Gastaut-Syndroms bei Kindern und zur Monotherapie der Epilepsien bei Erwachsenen und Kindern zugelassen ist.

Die antiepileptische Wirkung wird erreicht durch die Blockade aktivitätsabhängiger Natriumkanäle. Darüber hinaus sind Calcium-antagonistische Effekte und eine Senkung extrazellulärer Glutamatspiegel beschrieben.

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