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Pharma-Daten 2002: BPI: Kaum Wachstum am Standort Deutschland

BERLIN (ks). Mit dem Pharma-Standort Deutschland geht es bergab: Er wird vom globalen Wachstum des Arzneimittel- und Gesundheitsmarktes mehr und mehr abgekoppelt. Diese Bilanz zogen der Vorsitzende des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI) Bernd Wegener und BPI-Hauptgeschäftsführer Henning Fahrenkamp bei der Vorstellung der Branchendaten 2002 am 17. September in Berlin.

"Wir spüren immer stärker die Folgen einer verfehlten Gesundheitspolitik", erklärte Wegener. Der Export von Arzneimitteln aus Deutschland sei 2002 deutlich um 15,5 Prozent zurückgegangen. Erstmals führte die Bundesrepublik im vergangenen Jahr mehr Medikamente ein als aus. Die einstige "Apotheke der Welt" sei somit zu einem Arznei-Importland geworden.

Die Produktionsentwicklung legte 2002 nur noch um 2,5 Prozent auf ein Volumen von 20,7 Mrd. Euro zu – im Jahr zuvor war noch ein Wachstum von 9,1 Prozent zu verzeichnen. Dies hat auch Auswirkungen auf die Beschäftigtenzahl: Im vergangenen Jahr arbeiteten rund 114 800 Menschen in Pharma-Betrieben – 8.000 weniger als im Jahr 1995, so Fahrenkamp.

Dabei handle es sich beim Gesundheitsmarkt aufgrund der demographischen Entwicklung und wegen des medizinischpharmazeutischen Fortschritts um einen Wachstumsmarkt.

Falsche politische Weichenstellungen

Impulse für Wachstum und Beschäftigung verpufften in Deutschland allerdings aufgrund falscher politischer Weichenstellungen. Angesichts der finanziellen Probleme der Krankenkassen bezeichneten Wegener und Fahrenkamp die Ausgrenzung verschreibungsfreier Arzneimittel aus der Erstattung der gesetzlichen Krankenversicherung als eine fahrlässige Entscheidung. Denn gerade diese risikoarmen bewährten Arzneimittel leisteten einen besonderen Beitrag zur Kostendämpfung.

Wegener erhob massive Vorwürfe gegen die Union: CDU und CSU hätten nicht nur ihre Position zur Ausgrenzung verschreibungsfreier Arzneimittel grundlegend geändert, sondern ließen auch zu, dass der Gesetzentwurf Ergebnisse der Konsensgespräche zu Lasten der Industrie verfälsche. So werde "quasi durch die Hintertür" doch eine Positivliste eingeführt. Auch der 16-prozentige Zwangsrabatt stößt beim BPI auf massive Kritik. Wegener forderte die Union auf, über den Gesetzentwurf neu zu verhandeln.

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