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Apothekerkammer Berlin: Der elektronische Weg zum Fortbildungszertifikat

BERLIN (tmb). Fortbildung ist gut, Fortbildung nachweisen können ist besser. Dem gesellschaftlichen Trend zu dokumentierten Leistungen folgend, bieten die meisten Apothekerkammern inzwischen freiwillige Fortbildungszertifikate an. Die Konzepte sind sehr ähnlich, aber in der praktischen Durchführung gibt es Unterschiede. Für eine technisch anspruchsvolle und innovative Lösung hat sich die Apothekerkammer Berlin entschieden. Über den speziellen Berliner Weg zum Fortbildungszertifikat sprach die DAZ mit Dr. Benno Rießelmann, dem beauftragten Mitglied des Vorstandes, und Dr. Stefan Wind, dem stellvertretenden Geschäftsführer der Apothekerkammer Berlin.

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Herr Dr. Rießelmann, was sind die Besonderheiten, mit denen sich das Berliner Fortbildungszertifikat von anderen Umsetzungen unterscheidet?

Rießelmann:

In der Apothekerkammer Berlin ist das Freiwillige Fortbildungszertifkat ein Bestandteil der "Zertifizierten Kompetenzerhaltung". Das wesentliche Ziel ist dabei, alle ergriffenen Maßnahmen zur beruflichen Kompetenzerhaltung zu dokumentieren.

Die klassische Fortbildung gehört genauso dazu wie Referententätigkeit und seit kurzem auch die Beteiligung an unseren Ringversuchen.

Die technische Besonderheit der Berliner Lösung ist VisiCheck, so heißt die neue elektronische Teilnehmerregistrierung mit Hilfe von Chipkarten. Mit VisiCheck vergeben wir die Punkte papierlos, evaluieren die Maßnahmen elektronisch und führen persönliche Punktekonten für jeden Teilnehmer.

Auch sonst setzen wir auf die neuen Medien. Die Anträge zur Akkreditierung von Veranstaltungen bei der Apothekerkammer Berlin werden ausschließlich online über unser Internetportal unter www.cpk.akberlin.de gestellt und dann elektronisch bearbeitet.

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Herr Dr. Wind, was ist VisiCheck und wie funktioniert es?

Wind:

Der Weg zum Zertifikat ist bisher mit viel Papier gepflastert. Die Teilnehmer von Fortbildungsveranstaltungen tragen sich zunächst in Anwesenheitslisten ein. Nach der Veranstaltung erhalten sie Teilnehmerbescheinigungen. Die Daten müssen dann in den Kammergeschäftsstellen mühsam weiterverarbeitet werden.

Wir haben daher intensiv nach Möglichkeiten gesucht, diesen Aufwand zu minimieren. Das Ergebnis ist die elektronische Teilnehmerregistrierung. Jeder Teilnehmer erhält beim erstmaligen Besuch einer Fortbildungsveranstaltung eine nummerierte Teilnehmerkarte mit Anmeldeformular.

Nach der Veranstaltung wird die Karte in eine Registriereinheit, den VisiReader, gesteckt. Die Teilnahme wird damit erfasst, die Kompetenzpunkte werden automatisch gutgeschrieben. Die Registrierung dauert nur 10 bis 15 Sekunden. Außerdem kann die Meinung zur Veranstaltung menügesteuert abgefragt werden. Anschließend bleibt die Karte beim Teilnehmer.

Nach der ersten Nutzung wird das Anmeldeformular ausgefüllt und an die Kammer geschickt. Mit diesen Daten wird die bisher anonyme Karte personalisiert und zur persönlichen Teilnehmerkarte für künftige Veranstaltungen. Die Zettelwirtschaft hat also ein Ende. In Zukunft geschieht alles per Knopfdruck.

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Was steckt hinter dem Punktekonto?

Rießelmann:

Durch das elektronische Verfahren kann die Apothekerkammer Berlin für jeden Teilnehmer ein persönliches Punktekonto einrichten, auf dem die erworbenen Punkte gutgeschrieben werden.

Alle Teilnehmer werden jährlich schriftlich über ihren Kontostand informiert. So können sie ihre Aktivitäten jederzeit bequem und vollständig dokumentieren, übrigens auch gegenüber dem Finanzamt. Die Kontoauszüge enthalten alle Daten der besuchten Maßnahmen.

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Wann beginnen Sie mit dem Einsatz des Systems?

Wind:

VisiCheck wird stufenweise eingeführt und beginnt mit der neuen Fortbildungssaison ab Mitte September. Bis Ende 2003 kommt das System nur bei kammereigenen Veranstaltungen zum Einsatz. In dieser Phase wollen wir Erfahrungen sammeln und das System optimieren. Bei den übrigen Veranstaltern gibt es, wie bisher üblich, aussagekräftige Teilnahmebescheinigungen. Ab Anfang 2004 kommt VisiCheck dann sukzessive bei den akkreditierten Maßnahmen externer Veranstalter in Berlin zum Einsatz.

Damit erfolgt die gesamte Zertifizierte Kompetenzerhaltung elektronisch: Von der Akkreditierung der Maßnahme unter der Internetadresse www.cpk.akberlin.de über die Punktevergabe bis zur Evaluation mit VisiCheck. Bei der ganzen Entwicklung stand die komfortable Bedienerführung im Vordergrund.

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Welchen Zweck verfolgen Sie mit den Bewertungen durch die Teilnehmer, die bei der Registrierung abgefragt werden?

Rießelmann:

Die vergebenen Punkte sind ein Kennzeichen für die Qualität der Fortbildung. Die Bewertungen oder Evaluationen fließen in unser Qualitätssicherungssystem ein. Denn nur wenn die Kammer von unzureichender Vortragsqualität erfährt und dagegen Maßnahmen ergreifen kann, wird die Qualität der Veranstaltungen gesichert. Von den Teilnehmern negativ bewertete Maßnahmen werden überprüft.

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Wer kann an dem elektronischen Registrierungssystem teilnehmen?

Wind:

VisiCheck ist ein offenes System. Jeder Teilnehmer einer Fortbildungsveranstaltung kann sich registrieren lassen und erhält eine persönliche Teilnehmerkarte. Damit sind auch Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bundesländern angesprochen, die Veranstaltungen in Berlin besuchen.

Der jährlich ausgedruckte Beleg bietet jedem Teilnehmer eine gute Übersicht und kann bei der zuständigen Kammer eingereicht werden. Neben Approbierten kann auch das übrige pharmazeutische Personal mit dem System seine Fortbildungsaktivitäten dokumentieren, ein Fortbildungszertifikat der Kammer Berlin gibt es aber nur für Mitglieder.

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Sie sprachen Teilnehmer aus anderen Bundesländern an. Was ist mit dem umgekehrten Fall, wenn Berliner an Veranstaltungen in anderen Ländern oder an überregionalen Fortbildungen teilnehmen, zum Beispiel an der Interpharm?

Wind:

Wenn es sich um akkreditierte Maßnahmen handelt, erkennen wir die Punkte aus den anderen Ländern selbstverständlich an. Mit den Kontoauszügen wird jeder Teilnehmer aufgefordert, diese Belege einzureichen. Die Punkte werden wie die in Berlin erworbenen Punkte gutgeschrieben.

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Wie viele Punkte sind nötig, um das Fortbildungszertifikat zu erwerben?

Rießelmann:

Hier gelten selbstverständlich die gleichen Regeln wie in anderen Bundesländern. Für das Zertifikat sind innerhalb von drei Jahren 150 Punkte in verschiedenen Kategorien zu sammeln. Ein Punkt entspricht einer Fortbildungseinheit von 45 Minuten.

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Sie haben eingangs Ringversuche als mögliche Quelle für weitere Punkte erwähnt. Die Teilnahme an Ringversuchen ist doch meistens eine Teamarbeit. Wie werden diese Punkte vergeben?

Wind:

Die Ringversuche haben bei uns einen besonders hohen Stellenwert. Sie tragen direkt zur Kompetenzerhaltung des Apothekenteams bei. Alle an dem Ringversuch aktiv beteiligten Personen des pharmazeutischen Personals erhalten in Berlin Kompetenzpunkte.

Jede Teilnahme des Teams an einem Ringversuch wird mit acht Punkten honoriert, die von der Apothekenleitung auf die beteiligten Personen aufgeteilt werden. Außer den schon länger etablierten Ringversuchen zur Bestimmung von Blutwerten und zur Rezeptur bieten wir inzwischen auch einen Ringversuch zur Beratung in der Apotheke an.

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Wie werden die Ringversuche bisher angenommen?

Wind:

Die Teilnahme an den Ringversuchen ist freiwillig und kostenpflichtig! Für den Ringversuch Rezeptur müssen die Apotheken z. B. 100 Euro Teilnehmergebühr zahlen. Erfreulicherweise beteiligen sich an jedem Ringversuch 40 bis 50 Apotheken.

Die durchweg positiven Reaktionen zeigen, dass die Kammer mit diesem Angebot auf dem richtigen Weg ist. Das Apothekenteam kann die eigenen Abläufe kritisch hinterfragen und die Ergebnisqualität verbessern. Die Apotheken demonstrieren Qualitätsbewusstsein, nach Innen und nach außen.

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Und wie wird das Fortbildungszertifikat, pardon, die "Zertifizierte Kompetenzerhaltung" bisher angenommen? Gerade in der schwierigen wirtschaftlichen Situation, in der sich die Apotheken befinden, stellt sich die Frage nach der Akzeptanz. Wird die Fortbildung jetzt besonders ernst genommen oder haben die Kolleginnen und Kollegen im Moment ganz andere Sorgen?

Rießelmann:

Sicher lässt die Gesundheitsreform mit ihren einschneidenden Veränderungen zur Zeit alle anderen Themen in den Hintergrund treten. Wir merken jedoch, dass die Kolleginnen und Kollegen die Forderungen der Politik in Sachen Qualifizierung der Gesundheitsberufe sehr ernst nehmen.

Der Ruf nach Kompetenzerhaltung zieht sich wie ein roter Faden durch alle politischen Papiere. Egal ob sie nun Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz oder Eckpunkte der Gesundheitsreform heißen.

Wind:

Und es geht dabei nicht nur um das Fortbildungszertifikat, sondern viel mehr um die Dokumentation aller Maßnahmen, die zur pharmazeutischen Kompetenzerhaltung beitragen. Fakt ist: Das Interesse der Kammerangehörigen an qualifizierenden Maßnahmen ist ungebrochen. Der Erwerb von zertifizierten Zusatzqualifikationen gehört zur persönlichen Zukunftssicherung.

Mit der Akkreditierung empfehlen wir geeignete Maßnahmen und sichern die Qualität des Angebotes. Durch die Publikation der Veranstaltungen sorgen wir für die notwendige Transparenz des Marktes. Und mit dem elektronischen Registrierungssystem VisiCheck können wir die Maßnahmen evaluieren und für jeden Teilnehmer mit vertretbarem Aufwand ein Punktekonto einrichten.

Damit schaffen wir die Basis für die valide Dokumentation der ergriffenen Maßnahmen zur persönlichen Kompetenzerhaltung. Wir sind uns sicher, dass dieses moderne Dienstleistungspaket auf große Akzeptanz stoßen wird.

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Vielen Dank für das Gespräch!

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