Arzneimittel und Therapie

Nierentransplantation: Schützen Statine vor kardiovaskulären Ereignissen?

Statine können bei einer breiten Population das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen deutlich senken. Da Patienten mit einer Spenderniere ein besonders hohes kardiovaskuläres Risiko aufweisen, ist eine Reduktion von Risikofaktoren für sie besonders wichtig. Allerdings führte bei ihnen der Einsatz von Fluvastatin nicht zu dem erhofften Ergebnis.

Trotz Fortschritten in der Transplantationsmedizin weisen Empfänger einer Fremdniere eine verkürzte Lebenserwartung auf. Sie erkranken frühzeitig und überproportional häufig an kardiovaskulären Erkrankungen, die bei ihnen die Haupttodesursache darstellen.

Dies hat hauptsächlich zwei Gründe: Zum einen liegt bei vielen Empfängern einer Spenderniere bereits eine kardiovaskuläre Erkrankung vor und zum andern kann die notwendige immunsuppressive Therapie die Entstehung einer Hypertonie und Hyperlipidämie fördern. Nachdem in verschiedenen Studien nachgewiesen wurde, dass Statine bei einer breiten Population das kardiovaskuläre Risiko senken können, wurde untersucht, ob dies auch für Empfänger einer Fremdniere gilt.

Die Alert-Studie

In einer multizentrischen Studie (Alert-Trial; The Asessment of Lescol in Renal Transplantation) mit Patienten aus europäischen und amerikanischen Transplantationszentren wurde der Einfluss von Statinen auf kardiovaskuläre und renale Parameter untersucht.

An der randomisierten, doppelblinden und plazebokontrollierten Studie nahmen 2102 Patienten mit einer fremden Niere und Gesamtcholesterolwerten zwischen 4,0 bis 9,0 mmol/L (entspricht rund 155 bis 350 mg/dl) teil. 1050 Patienten erhielten neben ihrer immunsuppressiven Therapie einmal täglich 40 mg Fluvastatin (nach zwei Jahren die doppelte Dosis), die 1052 Teilnehmer der Vergleichsgruppe ein Plazebo.

Von den zur Verfügung stehenden Statinen wurde bewusst Fluvastatin ausgewählt, da dies nur eine minimale Interaktion mit Immunsuppressiva zeigt. Alle Patienten wurden über die Dauer von fünf bis sechs Jahren beobachtet und diverse Laborparameter (Gesamtcholesterol, LDL, HDL, Triglyceride, Serumkreatinin, Kreatinkinase, Leberenzyme) alle sechs Monate festgehalten.

Primäre Studienendpunkte waren Herztod, nicht-tödlicher Myokardinfarkt, Notwendigkeit einer koronaren Intervention (Revaskularisation, Bypass); als sekundäre Studienziele waren individuelle Herzprobleme, kardiale und cerebrovaskuläre Ereignisse, Gesamtmortalität, Tod mit Ausschluss kardiovaskulärer Ursachen, Verlust der Niere und die Verdoppelung des Serumkreatininwertes definiert worden. Die Auswertung der gesammelten Daten erfolgte mithilfe einer Intention-to-treat-Analyse.

Positiver Effekt auf den Lipidstoffwechsel ...

Nach fünf Jahren lagen die vollständigen Daten für 665 Patienten der Verum- und für 644 der Plazebo-Gruppe vor. Durch die Einnahme des Statins wurde die LDL-Konzentration um knapp ein Drittel reduziert. Bereits nach sechs Wochen sank der LDL-Cholesterol-Wert in der Statin-Gruppe um 25% (in der Plazebo-Gruppe um 0,4%).

Dieser Effekt hielt während der ganzen Studiendauer an und verstärkte sich noch, sodass bei Studienende eine durchschnittliche Reduktion des LDL-Wertes um 32% ermittelt wurde.

Der Gesamtcholesterolwert und die Triglyceride nahmen unter der Statineinnahme ebenfalls signifikant ab. Der HDL-Wert unterschied sich in Verum- und Plazebo-Gruppe nicht signifikant.

... aber nicht auf die Studienendpunkte

Diese positiven Effekte auf den Lipidstoffwechsel schlugen sich allerdings nicht signifikant auf die primären Studienendpunkte nieder. In der Verum-Gruppe traten zwar weniger kardiale Todesfälle und nicht-tödliche Myokardinfarkte auf; der Unterschied bei den primären Studienendpunkten war aber statistisch nicht signifikant (Risikoreduktion 0,83; p = 0,139). Auch bei den sekundären Studienendpunkten konnten keine auffallenden Unterschiede festgestellt werden.

Literatur

Holdaas, H., et al.: Effect of fluvastatin on cardiac outcomes in renal transplant recipients: a multicentre, randomised, placebo-controlled trial. Lancet 361, 2024 –2031 (2003).

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