Arzneimittel und Therapie

Grippeimpfung: Alle Jahre wieder – auch bei unverändertem Impfstoff

Wer sich gegen Grippe sicher schützen will, muss alle Jahre wieder zur Impfung antreten. Das gilt auch, wenn sich Ų wie in diesem Jahr Ų die Antigenzusammensetzung des trivalenten Impfstoffs nicht ändert. Denn nur durch die Auffrischung werden ausreichend hohe Antikörpertiter erreicht.

Besonders arg war es im Winter vergangenen Jahres. Damals kam es in Deutschland zu einer ausgeprägten Grippeepidemie mit 4,5 Millionen Erkrankungen, 25 000 bis 30 000 Hospitalisierungen, 1,5 bis 2,5 Millionen Arbeitsunfähigen. Und zu etwa 10 000 Todesopfern – deutlich mehr als in den vorangegangenen Jahren. Besonders gefährdet sind über 60-Jährige und Kinder unter fünf Jahren.

Die Impfung kann den bedrohlichen Infekt verhindern. Sie ist ab dem sechsten Lebensmonat möglich und induziert innerhalb von sieben bis 14 Tagen eine Immunantwort. Impfen lohnt sich also auch dann noch, wenn eine Epidemie bereits im Anmarsch ist.

Seit SARS gibt es neben dem Schutz vor Influenzaviren noch ein weiteres Pro für die Impfung: Da sich "echte" Grippe und SARS in ihrer Symptomatik stark ähneln, wird bei Geimpften die Diagnosestellung schneller und sicherer, da dann eine Influenza schnell ausgeschlossen werden kann.

Im Spätherbst impfen

Doch oft beklagte Impfmüdigkeit macht vor der Grippeimpfung nicht Halt. Zwar belegt Deutschland mit 173 Geimpften pro 1000 Einwohner den zwei-ten Platz in Europa (USA: 270/1000). Dennoch sind hierzulande nur etwa 18 Prozent geschützt und damit längst nicht alle, für die die Impfung empfohlen wird (siehe Kasten).

Das Besondere an der Grippeimpfung: Sie muss Jahr für Jahr wiederholt werden, im Idealfall im Oktober oder November. Da nach drei bis vier Wochen der maximale Antikörpertiter erreicht ist, ist dann zum Zeitpunkt des Infektionsgipfels ein optimaler Schutz gewährleistet. Der liegt in der Regel zu Beginn des kommenden Jahres.

So wurde vor allem zwischen der 6. und 15. Kalenderwoche 2003 eine verstärkte Aktivität beobachtet mit einem Gipfel zwischen der 8. und 10. Kalenderwoche. Ein Beginn vor Dezember gilt dagegen als äußerst unwahrscheinlich.

Kein jahrelanger Schutz

Ein Grund für die alljährliche Impfpflicht ist bekannt: Da sich die zirkulierenden Stämme von Jahr zu Jahr ändern können, muss der Impfstoff entsprechend den Erwartungen der WHO für das kommende Jahr angepasst werden. Doch das ist nicht der einzige Grund: Der Effekt einer Grippeimpfung ist zeitlich limitiert, das heißt: Sie schützt im Gegensatz zu anderen Impfungen, beispielsweise gegen Tetanus oder Polio, nicht über Jahre, sondern nur über mehrere Monate sicher vor dem Ausbruch der Krankheit.

Deswegen ist eine erneute Impfung auch dann fällig, wenn sich die erwarteten Virusstämme nicht von denen des Vorjahrs unterscheiden. Und genau das ist in diesem Jahr der Fall: Die Zusammensetzung der trivalenten Grippeimpfstoffe 2003, eine Kombination von Antigenen der Virusstämme H1N1, H3N2 und B, gilt auch für 2003/2004. Dennoch muss jeder, der einen Schutz benötigt, wieder geimpft werden.

Schützen beide: Spaltimpfstoff und Subunitimpfstoff

Obwohl die Antigenzusammensetzung im Grippeimpfstoff immer den Vorgaben der WHO entspricht, gibt es dennoch Unterschiede in der Aufbereitung. So enthalten Spaltimpfstoffe wie Influsplit® gespaltene Viruspartikel als antigene Komponente, Subunitimpfstoffe isolierte und gereinigte Antigene des Erregers, die an Adjuvantien (siehe Kasten) gebunden sind.

In einer Studie mit über 60-Jährigen wurden nun Immunogenität und Reaktogenität des Spaltimpfstoffs Influsplit SSW® mit dem MF-59-adjuvantierten Subunitimpfstoff Fluad® und dem virosomalen Subunitimpfstoff Inflexal V® verglichen. Zur Ermittlung der Immunantwort wurden die hämagglutinationshemmenden Antikörper für jeden der drei im Impfstoff enthaltenen Impfstämme vor der Impfung und 28 Tage danach bestimmt.

Dabei zeigte sich, dass alle drei Impfstoffe einen sicheren Schutz gewährleisten und die induzierten Antikörpertiter weit über dem geforderten Antikörpertiter-Grenzwert von ≥ 40 liegen.

Dies galt auch für die Subgruppe der über 75-Jährigen. Lokalreaktionen traten bei 15 bis 30 Prozent der Probanden auf mit einem leichten Nachteil für den MF-59-adjuvantierten Impfstoff. Mit welchem Impfstoff geimpft wird scheint daher zweitrangig. Entscheidend ist, dass überhaupt geimpft wird.

Quelle

Mittags-Round-Table: "Ein Grippeimpfstoff für alle Altersgruppen?", München, 5. August 2003, veranstaltet von der GlaxoSmithKline GmbH, München.

Sie brauchen Schutz gegen Grippe:

  • Personen über 60 Jahre
  • Kinder, Jugendliche und Erwachsenen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens, wie zum Beispiel chronische Lungen-, Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenkrankheiten, Diabetes und andere Stoffwechselkrankheiten, Immundefizienz, HIV-Infektion sowie Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen
  • Personen mit erhöhter Gefährdung, zum Beispiel medizinisches Personal, Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr sowie Personen, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute ungeimpfte Risikopersonen fungieren können
  • Wenn Epidemien auftreten oder aufgrund epidemiologischer Beobachtungen befürchtet werden.

STIKO-Empfehlungen Juli 2003

Tipp für Kunden und Mitarbeiter Interessierte Kunden können auf das Internet verwiesen werden. Dort finden sich unter www.grippe-info.de zahlreiche Informationen, aber auch ein interaktiver Grippe-Check. Aber auch für Apotheker und ihre Mitarbeiter lohnt sich der "Click": Ein Passwort-geschützter Bereich enthält neben Fachinformationen rund um das Thema Influenza auch aktuelle Empfehlungen der STIKO und Marketingtipps.

Adjuvantien in Impfstoffen Adjuvantien in Impfstoffen sollen die Immunogenität verbessern. Verwendet werden größere Teilchen, an die die Antigene adsorbieren. Bis vor kurzem wurde fast ausschließlich Aluminiumhydroxid eingesetzt, inzwischen kommen auch Emulsionen wie MF 59 (z. B. in Fluad®) und Virosomen (z. B. in Inflexal® V) zum Zug.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.