Arzneimittel und Therapie

Atopisches Ekzem: Neurodermitis-Prävention mit Lactobacillus

Im Jahre 2001 war in der Fachzeitschrift Lancet eine Studie aus Finnland publiziert worden, in der die perinatale Zufuhr von Lactobacillus GG das Auftreten eines atopischen Ekzems bei Hochrisikokindern reduzieren konnte. Danach ließ sich bei Kindern mit atopischer Familienanamnese das relative Risiko, an einem atopischen Ekzem zu erkranken, in den ersten beiden Lebensjahren um die Hälfte reduzieren, wenn ihre Mütter am Ende der Schwangerschaft und die Säuglinge bis sechs Monate nach der Geburt ein Lactobacillus GG-haltiges Präparat eingenommen hatten. Die kürzlich publizierten Ergebnisse eines Follow-ups zeigen, dass die präventive Wirkung des Bakteriums bei den inzwischen vierjährigen Studienteilnehmer auch über das Säuglingsalter hinaus anhielt.

An der randomisierten plazebokontrollierten Studie aus dem Jahre 2001 hatten 159 Risikokinder teilgenommen, 107 von ihnen konnten in die Nachbeobachtung (Follow-up) eingeschlossen werden. Erneut war das relative Risiko (rel. risk 0,57, 95% CI 0,33 bis 0,97) für ein atopisches Ekzem in der Lactobacillus-Gruppe (14 von 53 Kindern erkrankten) nur etwa halb so groß wie in der Plazebo-Gruppe (bei 25 von 54 Kindern trat ein Ekzem auf).

Darmflora schützt vor Allergien

Die Autoren erklären diesen Effekt damit, dass die natürliche Darmflora, zu der auch Lactobacillus rhamnosus GG gehört, eine bislang noch zu wenig erforschte Schutzfunktion gegen allergische Erkrankungen ausübt. So konnte in anderen Studien beispielsweise gezeigt werden, dass bestimmte Lactobacillus-Stämme, darunter auch der in der Studie verwendete Stamm GG, antiinflammatorische Interleukine und Wachstumsfaktoren produzieren.

Weiterhin ist bekannt, dass bei manchen Allergikern die Zusammensetzung der normalen Darmflora gestört ist. So könnte also die orale Verabreichung von Probiotika wie Lactobacillus-Kulturen zur Wiederherstellung der natürlichen Flora beitragen und dadurch möglicherweise das Risiko für ein atopisches Ekzem reduzieren.

Schützt Lactobacillus auch vor Asthma?

Diese Frage konnte im Rahmen der Studie nicht beantwortet werden, da sich Atemwegserkrankungen wie allergisches Asthma und allergische Rhinitis meist erst in späteren Lebensjahren manifestieren. In der Studie waren keine statistisch signifikanten Unterschiede in der Häufigkeit des Auftretens dieser beiden Erkrankungen zwischen der Lactobacillus- und der Plazebo-Gruppe festzustellen.

Literatur

Kalliomäki, M., et al.: Probiotics in primary prevention of atopic disease: a randomised plazebo-controlled trial. Lancet 357, 1076 - 1079 (2001). Kalliomäki, M., et al.: Probiotics and prevention of atopic disease: 4-year follow-up of a randomised plazebo-controlled trial. Lancet 361, 1860 - 1871 (2003).

Zum Weiterlesen: Probiotika. Med Monatsschr Pharm 2002;25(6):186 - 92 www.deutscher-apotheker-verlag.de/MMP

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