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Schwabe: Preisbindung für Medikamente grundsätzlich aufheben

BERLIN (ks). Der Heidelberger Pharmakologe Prof. Dr. Ulrich Schwabe ist vom Gesundheitskonsens nicht überzeugt: Seines Erachtens sind die Pharmaunternehmen bei der Reform "ziemlich gut weggekommen". Nicht zuletzt deshalb, da ihnen die Positivliste erspart blieb - jene langjährig umstrittene Liste, die in ihrer letzten Form von einer Sachverständigenkommission unter Schwabes Vorsitz erarbeitet wurde. Dem Arzneimittel-Experten zufolge, ließen sich die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung allein durch Einsparungen im Pharmabereich um 0,4 bis 0,5 Prozentpunkte senken.

In einem Interview mit der Berliner Zeitung (Ausgabe vom 25. August) erklärte Schwabe, Regierung und Opposition hätten mit ihrer gemeinsamen Reform die Chance ungenutzt verstreichen lassen, mit der Positivliste die Qualität der Arzneimittelversorgung zu steigern. Auch vom geplanten Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen hält er nicht viel. Lediglich den Nutzen eines Medikaments zu beurteilen greife zur kurz - auch sein Preis sei wichtig.

Auch billige Arzneimittel helfen

Schwabe kritisierte weiterhin, dass die Reform nur darauf aus sei, Kosten zu senken, jedoch keine Strukturen ändere. Seiner Auffassung nach hätten z. B. Patienten viel stärker in die Veränderungen einbezogen werden sollen.

So schlägt Schwabe eine generelle zehnprozentige Zuzahlung auf Arzneimittel vor. Hierdurch sollen Patienten für den Preis eines Medikaments sensibilisiert werden. Auch bei einer solchen Zuzahlung läge die Belastungsobergrenze bei zwei Prozent des Einkommens, bzw. einem Prozent bei Chronikern.

Schwabe ist überzeugt: "Auch billige Arzneimittel helfen" - doch es herrschten noch viele Vorurteile. Der Pharmakologe macht vor allem den Arzneimittelgebrauch in Krankenhäusern für spätere teure Verordnungen verantwortlich. In den Kliniken gelten andere Preisregeln - Patienten werden in der Regel mit Originalen behandelt, die sie auch nach ihrer Entlassung verschrieben bekommen möchten.

"Hier muss der Gesetzgeber dafür sorgen, dass die Preisbindung für Medikamente grundsätzlich aufgehoben wird und Apotheken die Arzneien ebenfalls zu niedrigeren Preisen einkaufen und weitergeben können", so Schwabe zur Berliner Zeitung.

Jährliches Einsparpotenzial von 4,1 Mrd. Euro

Der Mitherausgeber des alljährlich erscheinenden Arzneiverordnungsreports ist zudem von erheblichen Einsparpotenzialen im Arzneimittelbereich überzeugt: Allein durch den konsequenten Einsatz von billigeren, aber wirkstoffgleichen Medikamenten müssten die Krankenkassen jährlich 1,5 Mrd. Euro weniger ausgeben. Durch den Verzicht auf Me-too-Präparate könnten weitere 1,5 Mrd. Euro eingespart werden. Würden Präparate mit nicht ausreichender Wirksamkeit vom Markt genommen, könnten die Kassen nochmals um 1,1 Mrd. Euro entlastet werden.

Kritik übt Schwabe allerdings auch am 16-prozentigen Herstellerrabatt für neue Arzneimittel: "Das wird zur Folge haben, dass die Hersteller sich künftig noch genauer überlegen, ob es sich lohnt, viel Geld in die Forschung für neue Arzneimittel zu stecken. Das wäre eine schlechte Entwicklung."

Der Heidelberger Pharmakologe Prof. Dr. Ulrich Schwabe ist vom Gesundheitskonsens nicht überzeugt: Seines Erachtens sind die Pharmaunternehmen bei der Reform "ziemlich gut weggekommen". Nicht zuletzt deshalb, da ihnen die Positivliste erspart blieb – jene langjährig umstrittene Liste, die in ihrer letzten Form von einer Sachverständigenkommission unter Schwabes Vorsitz erarbeitet wurde. Dem Arzneimittel-Experten zufolge ließen sich die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung allein durch Einsparungen im Pharmabereich um 0,4 bis 0,5 Prozentpunkte senken.

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