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DAZ-Interview: Apotheken starten eigene Nachwuchsaktion für PTA/PKAs

(daz). Das deutsche Apothekensystem soll, geht es nach Ministerin Ulla Schmidt, tiefgreifend verändert werden. Diese aktuellen politischen Vorstöße verunsichern eine Vielzahl von Apothekern und gefährden das seit Jahrzehnten bewährte System erheblich. Trotz dieser schwierigen Zeiten haben einige Apothekerinnen und Apotheker das eigentliche Ziel nicht aus den Augen verloren: Die zuverlässige Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln rund um die Uhr aus der wohnortnahen Apotheke. Im Wissen um die Anforderungen der Zukunft insbesondere an das pharmazeutische und nicht-pharmazeutische Personal haben jetzt einige Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland trotz aller Unwägbarkeiten eine Nachwuchsaktion an verschiedenen deutschen Schulen gestartet. Die DAZ sprach mit zwei der Mit-Initiatoren, Michael Wiese und Dr. Hermann Vogel jun.

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Herr Wiese, Herr Dr. Vogel, können Sie uns Konzept und Inhalt der Nachwuchsaktion für PKAs und PTAs kurz erläutern?

Wiese:

Ziel der Aktion ist es, bei Schülerinnen und Schüler schon frühzeitig Interesse für die beiden Berufsbilder zu wecken. Also gehen wir mit Plakaten und kleinen Flyern an Schulen, die sich in der Nähe der teilnehmenden Apotheken befinden. Aber auch das geänderte Informationsverhalten der jungen Generation findet im Konzept seinen Niederschlag: Das Arbeitsamt hat die entsprechenden "Schnupper"-Praktikumsstellen auf seiner Website gelistet und unter gesundheit-pro.de finden die interessierten Surfer weitere Informationen. Auch gibt es auf der Internet-Präsenz der ABDA Informationen zu den beiden Berufsbildern. Schließlich sorgt eine Verlosung von Bro’sis-Fanartikeln unter den Schnupper-Praktikums-Interessenten für zusätzlichen Anreiz, sich mit diesen Berufsbildern auseinander zu setzen. Die teilnehmenden Apotheken erhalten Musteranschreiben für die Schulen, einen Praktikumsleitfaden und Muster für die Praktikumsbeurteilung.

Vogel:

Jeder Berufstand ist nur so gut wie seine Nachwuchsarbeit und gerade jetzt ist es wichtig, zukunftsweisende Zeichen zu setzen.

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Eine Aktion für die PKA/PTA-Ausbildung zu einem Zeitpunkt zu starten, an dem die Erträge für die meisten Apotheken stark rückläufig sind, welchen Zweck verfolgen Sie damit?

Vogel:

Gegenfrage: Sollen wegen des aktuellen Beitragssatzsicherungsgesetzes und der geplanten Gesundheitsreform – beide Maßnahmen setzen uns Apothekern wirtschaftlich stark zu und bringen viele Kollegen in Bedrängnis – unsere Kunden und Patienten in Zukunft schlechter versorgt werden? Wir setzen die Forderungen unseres ABDA-Präsidenten Hans-Günter Friese um: "Jetzt erst recht!" Die Mitarbeiter in unseren Apotheken sind unser größtes Kapital! Apotheken mit kompetentem Personal werden sich immer durchsetzen, ein etwaiger politischer Schlingerkurs wird dabei keine Rolle spielen.

Wiese:

Der Auftrag der deutschen Apotheken kann, vor allem in der Zukunft, nur dann auf dem aktuell hohem Qualitätslevel erfüllt werden, wenn mithilfe von gut ausgebildetem, hochmotiviertem Personal die Herausforderungen der Zukunft angenommen und bewältigt werden.

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Was sind Ihrer Meinung nach diese Herausforderungen?

Wiese:

Die klassischen Apotheken in Deutschland werden sich weiterentwickeln müssen, um gegenüber dem geplanten Versandhandel oder möglicherweise kommenden Apothekenketten bestehen zu können. Die klassische Apotheke kann in Zukunft nur erfolgreich wirtschaften, wenn sie die persönliche Vertrauensbasis ausbaut, die individuelle Beratung intensiviert und Konzepte zur Erschließung neuer Kundenpotenziale nutzt. Diese Ziele sind nur mit gut ausgebildeten und hochmotivierten Mitarbeitern zu erreichen. Mit Hilfe dieser Aktion gehen wir auf potenzielle Auszubildende zu und bringen so die Ausbildung zu PTA/PKA aktiv ins berufliche Blickfeld der Schülerinnen und Schüler.

Vogel:

Im Fokus dieser Aktion stehen Schüler, die sich noch nicht für einen Beruf entschieden haben. Ihnen wollen wir die Chance geben, die Vorteile einer Berufsausbildung in der Apotheke kennen zu lernen, sich selbst vor Ort zu informieren und eine Woche "Praxis-Luft" zu schnuppern.

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Wer hatte die Idee zu dieser Aktion?

Wiese:

Die Idee wurde in dem lokalen Arbeitskreis der parmapharm in München geboren, zusammen mit dem Arbeitskreis in Hamburg realisiert und den Mitgliedern der anderen lokalen Arbeitskreise angeboten.

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Wurde diese Aktion durch Umlage auf die teilnehmenden Apotheken finanziert?

Vogel:

Nein. Der wirtschaftliche Rahmen dieser Aktion fußt auf drei Komponenten: Sponsoring, unterstützende Maßnahmen und Eigeninitiative. Als Sponsor-Partner konnten wir die Firma Hexal gewinnen, der Wort und Bild Verlag unterstützt die Aktion auf seiner Website, die zusätzliche Informationen bereithält, die Arbeitsämter haben die Praktikumsplätze ebenfalls gelistet und die teilnehmenden Apotheken kontaktieren die betreffenden Schulen, statten diese mit Informationsmaterial aus und führen das einwöchige Schnupper-Praktikum dann durch. Die grafische Umsetzung sowie die Koordination der Aktion erfolgte durch Gerald Fetzer und die Münchner Agentur step one.

Wiese:

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Sponsoren, die Firma Hexal, den Wort und Bild Verlag, der auf seinen Web-Sites über die Aktion informiert und Herrn Fetzer, den Chef der Agentur step one.

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Können Sie uns jetzt schon erste Erfolge vermelden?

Wiese:

Die Verteilung der Informationsmaterialien lief eine Woche nach den Osterferien an, wir hatten jedoch aufgrund der Online-Präsenz bei den Arbeitsämtern schon einige konkrete Anfragen.

Vogel:

n meiner Apotheke habe ich schon mit drei Schülern ein Schnupperpraktikum vereinbart.

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Ist diese Aktion einmalig und mit der Verteilung an den Schulen abgeschlossen?

Wiese:

Die Aktion wurde von uns so konzipiert, dass sie, mit einem neuen Sponsor, jederzeit neu aufgelegt werden kann.

Vogel:

Eine Anfrage bezüglich einer neuen Aktion haben wir schon. Wir würden uns freuen, wenn diese Form der Nachwuchsarbeit von der Pharmaindustrie weiter unterstützt wird.

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Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg mit der Aktion!

Das deutsche Apothekensystem soll, geht es nach Ministerin Ulla Schmidt, tiefgreifend verändert werden. Diese aktuellen politischen Vorstöße verunsichern eine Vielzahl von Apothekern und gefährden das seit Jahrzehnten bewährte System erheblich. Im Wissen um die Anforderungen der Zukunft insbesondere an das pharmazeutische und nicht-pharmazeutische Personal haben jetzt einige Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland trotz aller Unwägbarkeiten eine Nachwuchsaktion an verschiedenen deutschen Schulen gestartet.

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