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Mehrbesitz: Großhändler in den Startlöchern

BERLIN (ks). Nach dem Willen von Regierung und Opposition sollen Apothekenleiter künftig drei weitere Apotheken als "Nebenstellen" leiten dürfen Ų der Fremdbesitz soll weiterhin verboten bleiben. Ob diese Beschränkungen Bestand haben können, wird die Zeit zeigen. Die pharmazeutischen Großhändler scheinen jedenfalls bereit zu sein, auch Deutschland mit eigenen Ketten zu überziehen, wenn es denn irgendwann erlaubt sein sollte. Der Vorstandsvorsitzende der Celesio AG Dr. Fritz Oesterle erklärte in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS, Ausgabe vom 20. Juli) unumwunden: "Wir würden in Deutschland Apotheken kaufen".

Die noch vor wenigen Monaten als GEHE AG bekannte Celesio AG ist in Europa nicht nur der größte pharmazeutische Großhändler, sondern mit rund 1850 Apotheken im europäischen Ausland auch das größte Apothekenunternehmen. Sobald in Deutschland Fremd- und Mehrbesitzverbot fallen, will der Grossist auch hierzulande sein Geschäftsfeld ausbauen:

"Wir sind überall dort im Apothekengeschäft, wo es unter den geltenden Rahmenbedingungen wirtschaftlich attraktiv ist. Parallel dazu werden wir dann unsere Kooperationsangebote für die inhabergeführten Apotheken ausbauen", erklärte Oesterle gegenüber der FAS. Gleichzeitig kritisierte er aber auch die Bestrebungen, den Versandhandel mit Arzneimitteln und einen unlimitierten Mehr- und Fremdbesitz in Deutschland zuzulassen.

Dies würde "die Arzneimittelversorgung in der Fläche erheblich gefährden", so Oesterle. Die Klagen der Apothekerverbände kann der Celesio-Chef dennoch nicht nachvollziehen: Er persönlich kenne viele Apotheker in Deutschland – doch "nur sehr wenige wehklagende". Die deutsche Apotheke sei im europäischen Vergleich ein "wirtschaftlich attraktives Einzelhandelsunternehmen".

Beginnt erst ein Großhändler mit einer Apothekenkette, wird die Konkurrenz nicht zurückstecken wollen. "Notgedrungen" werde in einem solchen Fall auch die Phoenix AG folgen, berichtet die FAS weiter. "Wir werden nicht zusehen, wie Celesio unsere besten Kunden kauft", zitiert das Blatt einen Sprecher.

Ähnliches höre man beim Grossisten Anzag. Doch dort setze man zunächst vor allem auf die Kooperation mit Apothekern: "Wir wollen die Apotheker nicht an die Kette legen" will die FAS aus dem Hause Anzag erfahren haben.

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