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Verraten und verkauft (Kommentar)

Jetzt ist es "amtlich" – die inhabergeführte Einzelapotheke ist in Deutschland politisch nicht erwünscht. Dass SPD und Grüne dieser Ansicht sind, war schon vor Bekanntgabe der Ergebnisse der Konsensverhandlungen zur Gesundheitsreform klar. Dass Union und FDP aber auch nicht anders ticken – jetzt haben wir es schwarz auf weiß. Und dabei schworen Seehofer und Co. noch bis zuletzt, dass es Versandhandel und Mehrbesitz mit ihnen "unter keinen Umständen geben werde".

Ja, Pfeifendeckel – in dieser von allen Beteiligten als "ach so schöne Nacht" bezeichneten letzten Verhandlungsrunde hat man sich daran leider doch nicht mehr erinnern können. Oder man hat sich daran erinnert, diese beiden Forderungen aber z. B. gegen die Herausnahme des Zahnersatzes aus dem Leistungskatalog getauscht – zwei blaue Murmeln gegen eine grüngestreifte?

Wer etwas haben will, muss schließlich auch etwas bieten. Wie es wirklich war – ob wir dem Prinzip des Schacherns zum Opfer gefallen sind oder ob das Einknicken der Union auf eine partielle Amnesie zurückzuführen ist (man munkelt, dass es ersteres war und ein nächtliches Telefonat dabei eine Rolle gespielt hat) – wir werden es wahrscheinlich nie wirklich erfahren.

Und selbst wenn Rechtfertigungen zu hören sein sollten – die einzige Wahrheit dabei dürfte sein, dass man politischen Aussagen niemals glauben kann. Wer es tut, ist einfach nur verraten und verkauft.

Beatrice Rall

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