Arzneimittel und Therapie

Therapieerfolg bei Arthrose und Schmerzen jetzt nicht-invasiv messbar

Wie erfolgreich eine Schmerztherapie bei Knochen- und Gelenkerkrankungen ist, lässt sich relativ schwer einschätzen. An der Universität Erlangen-Nürnberg wurde ein Verfahren entwickelt, mit dem man Therapieerfolge objektiv messen kann.

Die bisher verfügbaren Methoden zur Messung der Schmerzreduktion unter einer Therapie (zum Beispiel CO2-Stimulation der Nasenschleimhaut) sind mit dem Nachteil der Invasivität behaftet. Nicht-invasive Methoden (Scores) wie zum Beispiel der WOMAC-Index und der Harris-Hip-Score besitzen einen hohen subjektiven Anteil von Patient und Untersucher. Bei Arthrose-Patienten mit offensichtlichen Gangbild-Veränderungen wird oft nur die globale, subjektive Aussage getroffen, dass sich das Gangbild des Patienten verbessert habe.

Jetzt lässt sich das Ansprechen eines Patienten auf ein Medikament nicht-invasiv bestimmen. Dr. Oskar Schmid, Facharzt für Orthopädie und Leiter des Bereiches Bewegungsanalyse an der Universität Erlangen-Nürnberg, hat ein sensitives Verfahren entwickelt, das verschiedene Parameter der "Geh-Aktion" wie Ganggeschwindigkeit, Gangsymmetrie, Kraftverteilung unter den Füßen und Muskelaktivität misst.

In einer ersten Screening-Studie an fünf Patienten mit Cox-(Hüft-)Arthrose unterschiedlicher Ausprägung konnte Schmid zeigen, dass eine vierwöchige Monotherapie mit Celecoxib (200 mg abends) eine deutlich verbesserte Geh-Aktion mit sich bringt. Selbst bei einem Patienten, der subjektiv keine Besserung seiner Beschwerden angegeben hatte, wurde eine Harmonisierung des Gangbildes festgestellt. Mit dem Verfahren steht erstmals ein neues Instrument zur objektiven Messung von Arzneimittelwirkungen bei Arthrose- und Schmerzpatienten zur Verfügung.

Zulassung von Valdecoxib für 2003 erwartet

Der in dem Ganganalyse-Verfahren verwendete Wirkstoff Celecoxib gehört zur relativ neuen Substanzgruppe der selektiven Cyclooxygenase-2-Hemmer (COX-2-Hemmer). In Europa sind derzeit die beiden Vertreter Rofecoxib (Vioxx®) und Celecoxib (Celebrex®) zugelassen zur Behandlung von Symptomen bei Reizzuständen degenerativer Gelenkerkrankungen (Arthrosen) oder rheumatoider Arthritis.

Klinische Studien belegen, dass die analgetisch-antiphlogistische Wirkung der Coxibe mit der von unspezifischen (das heißt COX-1 und COX-2 annähernd gleichermaßen hemmenden) nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) vergleichbar ist. Nach bisherigen Erkenntnissen sollen die Coxibe deutlich weniger gastrointestinale Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Ulcera und Blutungen als die klassischen NSAR hervorrufen. Dies ist dadurch erklärbar, dass die COX-1, die für die Synthese magenschützender Prostaglandine (vor allem PGE2) zuständig ist, praktisch nicht gehemmt wird.

Für 2003 wird die EU-weite Zulassung des neuen selektiven COX-2-Hemmers Valdecoxib erwartet, der sich in den USA (Handelsname: Bextra®) und einigen anderen Ländern außerhalb der EU bereits im Handel befindet. Neben der rheumatoiden Arthritis und der Arthrose ist auch die Zulassung zur Behandlung von Schmerzzuständen bei primärer Dysmenorrhö beantragt.

Einsatz von Valdecoxib in der operativen Orthopädie

In bisherigen Studien zur Schmerzbekämpfung bei rheumatischen Erkrankungen wirkte Valdecoxib bereits 25 bis 30 Minuten nach oraler Gabe und erwies sich in seiner analgetischen Potenz gegenüber Standard-Antirheumatika als mindestens ebenbürtig. Eine einmal tägliche Dosierung von 20 mg war selbst bei starken Schmerzen meist ausreichend.

In einer kürzlich veröffentlichten multizentrischen Doppelblind-Studie zeigte Valdecoxib beim Einsatz in der operativen Orthopädie nicht nur eine effektive analgetische, sondern auch eine Opiat-einsparende Wirkung. Patienten, denen nach einer Hüftgelenksplastik zweimal täglich 20 oder 40 mg Valdecoxib verabreicht worden waren, benötigten im Durchschnitt 40 Prozent weniger Morphin als solche, die Plazebo erhalten hatten.

Außerdem war der neue COX-2-Hemmer in bisherigen Studien teilweise besser verträglich als die klassischen nichtsteroidalen Antirheumatika. In einer 12-wöchigen Studie mit 1052 Patienten mit Arthrose und rheumatoider Arthritis traten unter Valdecoxib weniger gastrointestinale Nebenwirkungen auf als unter Ibuprofen und Diclofenac. Die endoskopisch gesicherte Inzidenz gastrointestinaler Ulcerationen lag bei den Patienten, die Plazebo oder Valdecoxib (10 oder 20 mg pro Tag) erhalten hatten, bei 4 Prozent, unter einer Therapie mit Ibuprofen (dreimal täglich 800 mg) oder Diclofenac (zweimal täglich 75 mg) bei 14 bzw. 13 Prozent.

In weiteren kontrollierten Studien mit gleichen Dosierungen über mindestens drei Monate traten die unerwünschten Wirkungen Hypertension, periphere Ödembildung, Dyspepsie und Hautausschläge weitgehend gleich häufig unter Valdecoxib, Ibuprofen und Naproxen (1000 mg pro Tag) auf.

Quelle

Dr. Bernd Achten, München, Dr. Oskar A. Schmid, Erlangen, Dr. Alois Franz, Bendorf, Prof. Dr. Joachim Fauler, Dresden: Pressekonferenz "Beweglichkeit ist Lebensqualität – mit Coxiben gegen Rheuma und Arthrose", 27. September 2002, Berlin, veranstaltet von der Pfizer GmbH, Karlsruhe, und der Pharmacia GmbH, Erlangen.

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