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Weibliche Impotenz gibt es nicht

Die Männer konnten die Hersteller von Viagra und Co. bereits für sich gewinnen. Nun würden sie ihr Marktpotenzial gerne auch auf weibliche Kundschaft ausweiten. Britische Wissenschaftler halten dies für Unsinn und reine Geldmacherei. "Weibliche Impotenz gibt es nicht, sie ist eine Erfindung der Pharmaindustrie", so ihre Aussage im "British Medical Journal".

Nach Ansicht von Ray Moynihan haben die Hersteller von Potenzpillen so etwas wie weibliche sexuelle Dysfunktion erst geschaffen, um sie anschließend mit ihren Präparten behandeln zu können. "Weibliche Sexualprobleme werden fälschlicherweise mit Arzneistoffen behandelt, und die Zahl dieser Behandlungen steigt stetig an", so der Wissenschaftler. "Weibliche sexuelle Dysfunktion" definiere jedoch eine Erkrankung, die keine ist. Änderungen der weiblichen Sexualität nach einer erfolgten Geburt oder in lang dauernden Beziehungen könne man wohl kaum als Krankheit bezeichnen.

Sandra Leiblum, Professorin für Psychiatrie an der Robert Wood Johnson Medical School, schlägt in die gleiche Kerbe: "Sexuelle Unzufriedenheit und Desinteresse sind bei Frauen häufig vorhanden, das sind aber keine Krankheiten". Und auch John Bancroft, Direktor des Kinsey Instituts an der Universität von Indiana, warnt vor der Gefahr, sexuelle Probleme als Dysfunktion zu definieren.

Quelle: British Medical Journal 2003, Vol. 326, Nr. 7379, S. 45 – 47

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