Arzneimittel und Therapie

Augenerkrankungen: Schützt Vitamin E vor Makuladegeneration?

Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente können bei vielen Erkrankungen erwiesenermaßen eine Schutzfunktion ausüben. Ob dies auch auf eine Vitamin-E-Supplementierung bei der altersbedingten Makuladegeneration zutrifft, wurde in einer australischen Studie untersucht.

Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist heute in den Industrieländern die Hauptursache für einen Verlust an Sehschärfe und Erblindung bei älteren Menschen. Dies ist zum einen auf die gestiegene Lebenserwartung und zum anderen darauf zurückzuführen, dass viele andere alters- oder krankheitsbedingte Augenerkrankungen heute bereits erfolgreich behandelt werden können.

Für die AMD gibt es zurzeit noch keine auf Dauer effektive Therapie. Die Erkrankung schreitet besonders nach dem 60. Lebensjahr rasch voran. Ihre Ursachen sind noch weitgehend unbekannt. Offensichtlich spielen Ablagerungen, die sich im Laufe des Lebens in einer Gewebsschicht unterhalb der Netzhaut ansammeln, sowie Stoffwechselstörungen in bestimmten Netzhautschichten eine Rolle. Einige Risikofaktoren (z. B. das Rauchen) konnten bisher identifiziert werden.

Effektive Prävention gesucht

Zurzeit gibt es für die altersbedingte Makuladegeneration noch keine effektive Prävention. Eine Gruppe australischer Wissenschaftler untersuchte, ob die Einnahme von Vitamin E das Neuauftreten oder Fortschreiten dieser Erkrankung beeinflussen kann. Es handelt sich dabei nach eigenen Aussagen um die erste prospektive, randomisierte, plazebokontrollierte Doppelblindstudie, die sich mit dem Einfluss einer Vitamin-E-Supplementierung auf die altersbedingte Makuladegeneration beschäftigt.

Die 1193 Studienteilnehmer (57% Frauen, 43% Männer) mit einem mittleren Alter von 66 Jahren nahmen über vier Jahre einmal täglich entweder 500 IU natürliches Vitamin E (entspricht 335 mg δ-alpha-Tocopherol) oder Plazebo ein. In den beiden Gruppen wurden die 4-Jahres-Inzidenz (also die Zahl der neuaufgetretenen Erkrankungsfälle in diesem Zeitraum) einer frühen altersbedingten Makuladegeneration, die Progression einer schon bei Studienbeginn vorliegenden frühen AMD und einige andere Parameter bestimmt.

Dazu wurden die Patienten einmal jährlich mittels Funduskopie klinisch untersucht sowie deren Makula fotografisch festgehalten. Die Untersuchungsergebnisse analysierte man mithilfe einer modifizierten internationalen Klassifikation, dabei wird eine frühe altersbedingte Makuladegeneration in die Stadien AMD 1 bis 4 eingeteilt.

Vitamin E bringt keinen Vorteil

Nach Ablauf des vierjährigen Behandlungszeitraums konnten bezüglich des Neuauftretens oder der Progression einer altersbedingten Makuladegeneration im Stadium 3 (AMD 3) keine Unterschiede zwischen den Patienten der Vitamin-E-Gruppe und denen der Plazebo-Gruppe festgestellt werden.

Das relative Risiko der 4-Jahres-Inzidenz einer AMD 3 betrug nach klinischer Untersuchung 1,12 (95% CI 0,66 – 1,90) und nach fotografischer Auswertung 1,05 (95% CI 0,69 – 1,61). In ähnlicher Größenordnung befand sich das relative Risiko bei der Progression der AMD 3. Nach klinischer Untersuchung lag es bei 1,31 (95% CI 0,83 – 2,07), nach fotografischer Auswertung bei 1,09 (95% CI 0,84 – 1,42).

Die Autoren waren offensichtlich davon ausgegangen, dass eine regelmäßige Vitamin-E-Supplementierung das Neuauftreten der altersbedingten Makuladegeneration verhindern oder wenigstens deren Progression verzögern kann. Dass dieser Effekt in der untersuchten Population nicht eingetreten ist, könnte ihrer Ansicht nach daran liegen, dass der relativ lange Behandlungszeitraum von vier Jahren dennoch zu kurz war.

Die Periode zwischen der Makulaschädigung und dem Auftreten von klinisch oder morphologisch fassbaren Veränderungen ist vielleicht so lang, dass Vitamin-E-Präparate über einen viel längeren Zeitraum oder kombiniert mit anderen Antioxidanzien eingenommen werden müssten, um eine Wirksamkeit zu zeigen. Andererseits lassen die Ergebnisse der Studie vermuten, dass Vitamin E möglicherweise nicht der entscheidende Schutzfaktor gegen die altersbedingte Makuladegeneration ist.

Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente können bei vielen Erkrankungen erwiesenermaßen eine Schutzfunktion ausüben. Ob dies auch auf eine Vitamin-E-Supplementierung bei der altersbedingten Makuladegeneration zutrifft, wurde in einer australischen Studie untersucht. Nach Ablauf des vierjährigen Behandlungszeitraums konnten bezüglich des Neuauftretens oder der Progression einer altersbedingten Makuladegeneration keine Unterschiede zwischen den Patienten der Vitamin-E-Gruppe und denen der Plazebo-Gruppe festgestellt werden. 

Woran erkennt man eine AMD? Die Makula, auch als "gelber Fleck" bezeichnet, liegt in einem kleinen Netzhautareal in der Mitte des Augenhintergrundes. Bei der Makuladegeneration geht daher die zentrale Sehschärfe eines Auges ganz oder teilweise verloren, das periphere Gesichtsfeld bleibt jedoch in der Regel erhalten. Dies kann sich zum Beispiel in folgenden Symptomen äußern:

  • "Verzerrt-Sehen", d. h. gerade Linien erscheinen verbogen (z. B. ein Fensterrahmen)
  • Worte auf einer Schriftseite sind verschwommen
  • das Zentrum des Gesichtsfeldes erscheint leer oder als grauer Fleck, d. h. man kann eine Uhr sehen, die Uhrzeit jedoch möglicherweise nicht erkennen

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.