Arzneimittel und Therapie

Brustkrebs: Taxane in der Therapie des frühen Mammakarzinoms

Für die Frauen der westlichen Industrieländer stellt das Mammakarzinom die häufigste Krebserkrankung dar. Allein in Deutschland sind jedes Jahr rund 47 000 Neuerkrankungen und 19 000 Todesfälle aufgrund von Brustkrebs zu verzeichnen. Nachdem die Taxane bei der Behandlung von metastasiertem Mammakarzinom bereits einen Stellenwert erreicht haben, beschäftigt sich die Forschung mittlerweile intensiv mit dem Einsatz von Taxanen vor allem in der adjuvanten aber auch in der neoadjuvanten Therapie des frühen Brustkrebses.

Taxane in der adjuvanten Therapie

Hervorgehoben werden vor allem zwei große randomisierte Phase-III-Studien, die sich mit der Integration von Taxanen in die adjuvante Therapie des frühen Mammakarzinoms beschäftigten.

Die multizentrische BCIRG 001-Studie umfasste 1491 Patientinnen mit operablem Brustkrebs sowie zumindest einem befallenen Lymphknoten. Es erfolgte eine Randomisierung der Patientinnen in zwei Arme. Verglichen wurde das TAC-Schema – bestehend aus einem Taxan (Docetaxel, Taxotere®), einem Anthrazyklin (Doxorubicin) und einem Alkylanz (Cyclophosphamid) – mit dem FAC-Schema, bei dem Docetaxel durch 5-Fluorouracil ersetzt wurde. Es wurden jeweils sechs Chemotherapiezyklen verabreicht.

Krankheitsfreie Zeit verlängert

Es zeigte sich, dass das Taxan-haltige TAC-Regime im Vergleich zum FAC-Kontrollarm die Rezidivrate um ein Drittel reduzieren konnte (– 32%, p = 0,0011).

Besonders eindeutig profitierte die Subgruppe der Patientinnen, bei der ein bis drei Lymphknoten befallen waren. Hier entwickelten nur halb so viele der Betroffenen ein Rezidiv (– 50%, p = 0,0002). Auch die Patientinnen mit vier bis neun befallenen Lymphknoten zogen Vorteile aus dem TAC-Schema; lediglich ab einem Befall von mehr als neun Lymphknoten konnte kein Gewinn durch das Taxan-haltige Regime erzielt werden.

Auch wenn die Nachbeobachtungszeit noch kurz ist und weitere Auswertungen der BCIRG-Studie abgewartet werden müssen, schien sich bei der ersten Interims-Analyse nach median 33 Monaten für die Patientinnen des TAC-Armes bereits ein Überlebensvorteil herauszukristallisieren (p = 0,11), der bei den Patientinnen mit ein bis drei befallenen Lymphknoten einen signifikanten Wert erreichte (p = 0,006).

Krankheitsfreie Zeit signifikant verlängert

Die CALGB 9344-Studie umfasste ebenfalls zwei Therapiearme. Miteinbezogen wurden 3121 Patientinnen, die nodalpositiv waren – also einen Befall der Achsellymphknoten mit Lymphknotenmetastasen aufwiesen. Beide Gruppen erhielten jeweils vier Zyklen Doxorubicin und Cyclophosphamid, im Anschluss daran wurde einem Arm zusätzlich in vier weitere Zyklen das Taxan Paclitaxel (Taxol®) verabreicht.

Die daraus resultierende unterschiedliche Länge der Therapiedauer erschwert allerdings die Aussage darüber, ob die nach median 69 Monaten festgestellte Verlängerung der krankheitsfreien Zeit im Taxan-haltigen Regime tatsächlich allein dem Paclitaxel zu verdanken ist. Zudem profitierten in der CALGB 9344-Studie lediglich die Hormonrezeptor-negativen Probandinnen von Paclitaxel, während sich der Vorteil von Docetaxel in der BCIRG 001-Studie unabhängig vom Hormonrezeptorstatus der jeweiligen Patientin zeigte.

Übereinstimmend konnte jedoch in beiden Studien durch den Einsatz des Taxans die krankheitsfreie Zeit signifikant verlängert werden, was momentan als wichtigster Anhaltspunkt für die zukünftige Prognose gilt.

Neoadjuvante Therapie

Durch eine neoadjuvante oder primäre systemische Therapie soll der Tumor in der Brust vor der eigentlichen Operation durch eine Chemotherapie soweit verkleinert werden, dass ein Eingriff möglich wird. Des Weiteren wird die neoadjuvante Therapie mittlerweile zunehmend als Alternative zur adjuvanten Therapie betrachtet.

So soll es mit ihrer Hilfe gelingen, die Zahl der brusterhaltenden Operationen zu erhöhen und die Rate der pathologischen Komplettremissionen zu steigern. Das Erreichen einer pathologischen Komplettremission gilt als wichtiger Surrogatmarker für eine gute Prognose. Laufende Studien prüfen überdies die Möglichkeit, in der neoadjuvanten Therapie frühzeitig auf ein Nichtansprechen der Patientin auf ein Therapieregime zu reagieren.

Bisherigen Studienergebnissen zufolge scheinen neoadjuvante Anthrazyklin-haltige Therapieregime sequenziell gefolgt von Docetaxel verbesserte klinische und pathologische Ergebnisse zu erzielen. Auch die Anthrazyklin-freie Kombination Docetaxel/Cisplatin zeigte im Rahmen einer Studie Erfolge in der primären systemischen Therapie bei Patientinnen mit lokal fortgeschrittenem Mammakarzinom und einem medianen Tumordurchmesser von 9 cm.

Taxane neu gewichtet?

Nachdem die Anthrazykline sich mittlerweile etabliert haben, scheinen der aktuellen Datenlage zufolge die Taxane ein weiterer Schritt auf dem Weg hin zu einer verbesserten adjuvanten Therapie des frühen Mammakarzinoms zu sein. Aufgrund der noch zu kurzen Nachbeobachtungszeiten sind Taxane derzeit primär eine wichtige Behandlungsoption im Rahmen klinischer Studien.

Die Experten auf der internationalen Konsensuskonferenz in St. Gallen konnten sich nicht auf eine mündliche Empfehlung zur Art der adjuvanten Chemotherapie einigen. In Deutschland dagegen äußerte sich die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) dahingehend, dass Taxan-haltige Chemotherapien für nodalpositive, hormonrezeptornegative Patientinnen mit Mammakarzinom auch außerhalb von klinischen Studien eine adjuvante Therapieoption darstellen könnten.

Quelle

Priv.-Doz. Dr. Nadia Harbeck, München: Presseroundtable "St. Gallen Konsensuskonferenz 2003 – Früher Einsatz von Taxanen bald klinische Routine?", Hamburg, 20. März 2003, veranstaltet von der Aventis Pharma Deutschland GmbH, Bad Soden.

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