Arzneimittel und Therapie

Antiretrovirale Therapie: Once daily zur Behandlung von HIV

Während der Zeitraum von 1980 bis 1996 durch die Frage gekennzeichnet war, was man überhaupt gegen AIDS tun kann und man 1996 bis 2000 erfreut war, dass es Medikamente gibt, die wirken, hat sich die medikamentöse Behandlung inzwischen von einer einfachen Monotherapie zur sehr komplexen hochwirksamen antiretroviralen Therapie entwickelt.

Man kann sich jetzt den Fragen widmen, wie die Therapie vereinfacht und dem Patienten mehr Lebensqualität ermöglicht werden kann und was man bei resistenten Viren tut. Dazu beigetragen haben wesentliche Fortschritte seit 1996 – ein besseres Verständnis der Virusreplikation, die Möglichkeit der Messung der Viren im Blut und die Verbesserung der antiretroviralen Kombinationstherapie haben zu einer deutlichen Reduzierung von Mortalität und Morbidität geführt.

Früher mussten die Patienten zwei bis drei Hände voll Medikamente pro Tag einnehmen, heute reichen häufig zwei bis drei Tabletten einmal täglich (once daily). Meist werden zwei nukleosidische Reverse-Transkriptase-Hemmer mit einem Proteaseinhibitor oder einem nicht nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Hemmer gegeben.

Compliance entscheidend für die Wirksamkeit der Therapie

Studien haben gezeigt, dass der Therapieerfolg umso besser ist, je weniger Tabletten genommen werden. Je weniger Medikamente genommen werden müssen, desto besser ist auch die Compliance. Die zuverlässige Einnahme ist entscheidend für die Wirksamkeit der Therapie. Bereits bei einer leicht verminderten Therapietreue (90 bis 95%) erreicht nur die Hälfte der Patienten das Therapieziel, die Suppression der Viruslast unter die Nachweisgrenze.

Befragungen von 500 Patienten haben ergeben, dass 81% eine Gabe einmal täglich bevorzugen würden; das gilt insbesondere für junge, sexuell aktive Schwule, aber auch für im Schichtdienst Tätige oder solche Patienten, die häufig die Zeitzone wechseln, die 12 bis 16 Stunden am Tag arbeiten oder Patienten mit psychischen Störungen sowie Borderline-Patienten.

Anforderungen an ein HIV-Medikament

Überhaupt sind die wichtigsten Anforderungen, die Patienten an Arzneimittel stellen, sehr unterschiedlich von denen der Ärzte: Die Patienten möchten kleine, geruchs- und geschmacklose, unabhängig von den Mahlzeiten und nur einmal am Tag einzunehmende Medikamente; der Arzt möchte wenig Toxizität, wenig Interaktionen, keine Kreuzreaktionen, eine große therapeutische Breite und eine lange Wirkdauer.

Die gegenwärtig zugelassenen 16 antiretroviralen Substanzen geben theoretisch über 500 Kombinationsmöglichkeiten, realistisch effektiv sind drei bis vier. Aktuelle Probleme sind Adhärenz, Resistenz und Langzeitnebenwirkungen. Meist ist das erste Behandlungsregime wirksamer als die folgenden. Trotzdem haben nach einem Jahr ca. 50% der Patienten ihr Therapieregime gewechselt, meist aufgrund von Nebenwirkungen.

Die Toxizität der Medikamente wirkt vor allem auf die Leber sowie auf das kardiovaskuläre System. Diskutiert wird gegenwärtig die Erhöhung des kardiovaskulären Risikos infolge der Erhöhung der Blutlipide (Cholesterin und Triglyzeride).

Eine für den Patienten unangenehme Wirkung ist die Lipodystrophie mit Verlust von subkutanem Fett im Gesicht, an Armen, Beinen und am Gesäß, oft verbunden mit Fettzunahme im Bereich von Stamm, Brust, Nacken und Bauch.

Quelle

Lunch-Symposium und Fachpressegespräch im Rahmen des 9. Deutschen und 14. Österreichischen AIDS-Kongresses, Hamburg, 15. Mai 2003, veranstaltet von der Bristol-Myers Squibb GmbH, München.

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