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BSSichG: Rabattvereinbarung zwischen AOK und Hexal gekündigt

JOACHIMSTAL (ks). Die im vergangenen März zwischen dem AOK-Bundesverband und dem Pharmaunternehmen Hexal ausgehandelte Rabattvereinbarung für den Lipidsenker Simvahexal läuft Ende Juni dieses Jahres bereits aus. Damit hatte der erste Rabattvertrag nach den neuen Vorgaben des Beitragssatzsicherungsgesetzes (BSSichG) zwischen einer gesetzlichen Krankenkasse und einem pharmazeutischen Hersteller nur eine kurze Lebensdauer. Die AOK gibt die Schuld Apothekern und Ärzten: ihre massive Einflussnahme hätte Hexal zur Kündigung des Vertrags gezwungen. Das in Holzkirchen ansässige Unternehmen sieht das allerdings anders.

Die erste Rabattvereinbarung zwischen einer Kasse und einem Pharmaunternehmen fand im März viel Beachtung (siehe auch DAZ 2003, Nr. 13, S. 31). Hexal hatte am 15. März 2003 – sieben Wochen vor Ablauf des Patentschutzes ("early entry") – mit Simvahexal das erste Statin-Generikum auf den Markt gebracht. Das Generikum war zu diesem Zeitpunkt bis zu 43 Prozent günstiger als die bisherigen patentgeschützten Präparate. Zunächst schien alles gut zu verlaufen.

AOK: "Nahezu erpresserische Methoden" von Apothekern

Doch dann meldete die AOK die Kündigung des Vertrages. Auf einer Presseveranstaltung im brandenburgischen Joachimstal am 17. Juni erklärte der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Hans Jürgen Ahrens, vor allem Apotheker hätten diese Kündigung herbeigeführt: Weil sie ihre Naturalrabatte gefährdet sahen, hätten Apotheken ihre gesamten Hexal-Produkte aus den Regalen geräumt und an die Firma zurückgesandt, so der Kassen-Chef. Dieser Boykott habe Hexal empfindlich getroffen, da die Firma einen hohen Anteil freiverkäuflicher Arzneimittel produziere, für deren Absatz der Apotheker entscheidend sei. Auch Ärzte hätten der Firma mitgeteilt, dass sie wegen der Rabattvereinbarung keine Hexal-Präparate mehr verordnen würden.

Ahrens warf Apothekern und Ärzten "massive Einflussnahme" mit "nahezu erpresserischen Methoden" vor. Daher sei zur Schaffung eines echten Wettbewerbs dringend mehr Marktfreiheit auf dem Arzneimittelsektor notwendig – ganz so wie es der Entwurf des Gesundheitssystem-Modernisierungsgesetzes vorsieht: Danach können die Krankenkassen nicht nur mit Herstellern, sondern auch mit Apotheken weitergehende Einzelverträge über Arzneimittelpreise abschließen.

Hexal: Seit Patentablauf Preis um 30 Prozent gesunken

Eine Nachfrage der DAZ bei der Firma Hexal brachte allerdings andere Gründe für die Kündigung des Vertrags zutage. Walter Röhrer, Abteilungsleiter Gesundheitspolitik bei Hexal, erklärte, dass am 7. Mai das Patent des Originalpräparats offiziell abgelaufen sei. Seitdem stürmen weitere Generikahersteller den Markt – 20 Anbieter sind es mittlerweile, die sich den Kuchen teilen müssen.

"Durch den starken generischen Wettbewerb ist es schwierig, den Vorteil des Rabattvertrags zu vermitteln", so Röhrer. Mittlerweile sinken die Preise für das Generikum vierzehntägig – seit dem Markteintritts Simvahexals seien sie um rund 30 Prozent gefallen. Solange Hexal den Lipidsenker exklusiv als Generikum habe vertreiben können, sei der Vertrag sinnvoll gewesen – anschließend habe sich jedoch schnell abgezeichnet, dass er sich für Hexal nicht mehr lohne. Daher habe Hexal die Vereinbarung Mitte Mai zum 30. Juni gekündigt.

Röhrer erklärte zwar auch, dass es Anrufe von Apothekern und Ärzten gegeben habe, die keinen Vorteil in der Rabattvereinbarung sahen. Es sei jedoch "Unsinn", dass die Firma "erpresst" worden sei. Die Reaktion der AOK sei ihm vollkommen unverständlich, da die Preise für das besagte Präparat massiv gesunken seien – eine Tatsache zum Vorteil einer jeden gesetzlichen Krankenkasse.

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