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Depressionen: Werden nicht ausreichend behandelt

Psychische Erkrankungen sind offenbar weitaus häufiger als man vermutet. Wie auf dem Kongress der Welt-Psychiatrievereinigung (WPA) vor kurzem in Wien bekannt gegeben wurde, besteht zwischen der Häufigkeit der Krankheiten und dem Bewusstsein der Öffentlichkeit dafür eine große Diskrepanz. Entsprechend schlecht ist die Behandlungssituation.

121 Millionen Menschen leiden weltweit an Depressionen, 24 Millionen Menschen leiden an Schizophrenie, zehn bis 20 Millionen versuchen, sich zu töten und eine Million begeht pro Jahr tatsächlich Selbstmord – diese Zahlen nannte der Präsident der WPA, Ahmed Okasha, im Vorfeld des Kongresses.

Angesichts dieser weltweit massiven Verbreitung psychischer Störungen machte er auf Missstände bei der Behandlung aufmerksam. "Die adäquate Versorgung von psychisch kranken Menschen hat bei weitem nicht überall die Priorität, die sie angesichts der Krankenzahlen haben müsste. 33 Prozent der Staaten geben weniger als ein Prozent ihres Gesamt-Gesundheitsbudgets für psychische Erkrankungen aus, bei einem weiteren Drittel der Länder ist es gerade ein Prozent."

Ein besonderes Problem stellen die so genannten subklinischen Störungen dar: Psychische Erkrankungen, die zwar unterhalb einer gewissen klinischen Signifikanz liegen, Betroffene aber doch beeinträchtigen. "Depressive Symptome in verschiedenen Kombinationen, subklinische Störungen mitgezählt, betreffen fast ein Viertel der Bevölkerung", rechnete Ahmed Okasha die enorme Bedeutung derartiger Störungen vor.

Dennoch sei über solche subklinischen psychischen Beeinträchtigungen noch sehr wenig bekannt. Es sei noch viel mehr Forschung erforderlich, um die Abgrenzung zwischen "Normalität", subklinischen Störungen und klinisch signifikanten Erkrankungen besser zu verstehen, forderte der Präsident der Welt-Psychiatrievereinigung. pte/ral

Quelle: www.pressetext.de, Meldung vom 17. 6. 2003

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