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Forschende Pharmafirmen: Initiative gegen rot-grüne Gesundheitspolitik gegründ

BERLIN (ks). 15 forschende Pharmafirmen Ų allesamt amerikanisch mit Sitz in Deutschland Ų haben sich zu einer gemeinsamen Initiative zusammengetan: "Dialog statt Hürden Ų Für mehr Gesundheit" lautet ihr Credo. Sie sind der Meinung, dass der derzeitige Entwurf zum Gesundheitssystem-Modernisierungsgesetz (GMG) große Mängel aufweist. Vor allem die geplante Kosten-Nutzen-Bewertung für Arzneimittel durch ein Zentrum für Qualität in der Medizin bedeutet ihrer Meinung nach eine Verschlechterung der Patientenversorgung. Daher suchen die Unternehmen nun über Zeitungsanzeigen und ein Online-Portal den direkten Dialog mit Patientinnen und Patienten.

Walter Köbele, Vorsitzender der Geschäftsführung von Pfizer Deutschland, und Dr. Stefan Oschmann, Geschäftsführer der MSD Sharp & Dohme GmbH stellten die Initiative am 16. Juni in Berlin vor. Ziel der Kampagne sei es, Bewusstsein für die geplante Reform zu schaffen – insbesondere für ihre Auswirkungen auf die Patienten. Zudem solle die Gesprächsbereitschaft der Unternehmen gegenüber der Politik verdeutlicht werden.

Insbesondere der Plan, ein Zentrum für Qualität in der Medizin einzurichten, stößt bei den beteiligten Unternehmen auf große Kritik. Bereits das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte bewerte ein neues Arzneimittel nach den Kriterien Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit und vergleiche es mit bekannten Arzneimitteln.

Durch eine zusätzliche staatliche vierte Hürde entstehe nicht nur ein kostenintensiver Administrationsaufwand, sondern der Großteil der Patienten werde noch länger als bisher auf innovative Medikamente warten müssen, prognostizieren die forschenden Hersteller.

Die aktuellen Reformpläne stünden damit einer Verbesserung in der Arzneimittelversorgung entgegen und forcierten eine Zwei-Klassen-Medizin zu Lasten der gesetzlich Versicherten, betonten Köbele und Oschmann. Zahlreiche Beispiele belegten, dass eine Nutzenbewertung den therapeutischen Fortschritt behindere.

Erst in der Praxis, unterstützt durch Forschung, zeige sich der volle Umfang des Nutzens eines Medikaments für den Patienten. Köbele nannte Betablocker als Beispiel: Einst wurde vor deren Einsatz bei Herzschwäche gewarnt – heute ist diese Therapie medizinischer Standard.

Als Alternative zur rot-grünen Gesundheitsreform greift die Initiative das Reformkonzept des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller auf, das dieser im vergangenen Jahr vorgestellt hatte (siehe AZ Nr. 25, 2002, S. 8). Ein differenzierter Leistungskatalog, mehr Kostentransparenz, die Umwandlung des Arbeitgeberbeitrags in Lohn, ein Ende der Verschiebebahnhöfe und eine stärke Rolle des Patienten zählen zu den zentralen Forderungen des Konzepts.

Die Internet-Plattform www.dialog-statt-huerden.de hält Informationen zur Kampagne und dem Stand der Gesundheitsreform bereit. Zudem bietet sie ein Forum zur Diskussion für alle Interessierten.

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