Berichte

Universität Marburg: Tag der Pharmazie

Am Mittwoch, dem 21. Mai 2003, veranstaltete der Fachbereich Pharmazie der Philipps-Universität Marburg den bereits zur Tradition gewordenen Tag der Pharmazie, der in diesem Jahr vom Studiendekan des Fachbereichs, Prof. Dr. Christoph Friedrich, ausgerichtet wurde. Das übergeordnete Thema "Die Zukunft des Apothekerberufes" war besonders im Hinblick auf die Anliegen der Studenten ausgewählt worden.

Der Vizepräsident der Philipps-Universität, Dr. Herbert Claas, ging in seinem Grußwort auf die berufliche Situation der Pharmazeuten ein. Kurze Erwähnung fand außerdem die neu verabschiedete Studienordnung und die Diskussionen um den Masters- bzw. Diplomstudiengang.

Doktorandenpreis

Der Dekan des Fachbereiches, Prof. Dr. Gerhard Klebe, gratulierte zuerst Prof. Dr. Thomas Kissel, dem Leiter des Instituts für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie, zum erhaltenen Alza Founders' Award 2002 der Controlled Release Society.

Danach zeichnete er Diplom-Chemiker Dr. Holger Petersen, früher Arbeitskreis Prof. Kissel, jetzt bei Novartis in Basel tätig, für seine im Jahr 2002 abgeschlossene Dissertation mit dem Thema "Structurally Modified Polyethylenimines and their Interpolyelectrolyte Complexes with DNA as Non-Viral Gene Delivery Systems" aus. Er stellte die Ergebnisse dieser Arbeit vor:

Nach Entschlüsselung des menschlichen Genoms wird über Gene in der Therapie nachgedacht, also über DNA als Wirkstoff. Dabei gibt es auch technologische Probleme; Viren, die für den Transfer verwendet werden, weisen bestimmte Nachteile auf, besser sind Polykationen (z. B. Polyethylenimine), die mit DNA einen Komplex bilden. Komplexstabilität (hoch) und Toxizität (gering) der Polyethylenimine hängen von der Länge und Anzahl der aufgepfropften Polyethylenglykole ab.

Antrittsvorlesung Prof. Hartmann

Nach Erwähnung einer Meldung aus den Lübecker Nachrichten über die schwierige Situation in der Öffentlichen Apotheke und dem Hinweis auf Arbeitsmöglichkeiten in der Forschung als Alternative referierte der neu berufene pharmazeutische Chemiker Prof. Dr. Roland Hartmann aus Lübeck in seiner Antrittsvorlesung über "In-vitro-Selektion von Aptameren gegen das Lipopolysaccharid-bindende Protein (LBP)". Ziel ist die Diagnostik und Therapie der Sepsis durch Hemmung des LBP.

Hartmann beschrieb Darstellung und Selektionsmethoden der Aptamere und stellte die Unterschiede zwischen Aptameren und Antikörpern dar, wobei sich Aptamere als besser einsetzbar erweisen.

Es folgten Vorträge zum eigentlichen Thema des Tages: "Die Zukunft des Apothekerberufes".

Zukunft der Öffentlichen Apotheke

Dr. iur. Johannes Pieck, ehemaliger Sprecher der ABDA, bewertete in seinem Vortrag "Die Zukunft der Öffentlichen Apotheke im Spannungsfeld von Versorgungsauftrag und Gesundheitsökonomie" die aus den gesundheitspolitischen Entscheidungen resultierenden Strukturveränderungen in der deutschen Apothekenlandschaft und sprach über Umsatzeinbußen und Apothekenschließungen. Auf Anzeichen für diese Veränderungen sei, auch von ihm, schon länger hingewiesen worden. Auch die Krankenhauspharmazie bezog er mit ein.

Mögliche Auswirkungen einer Einführung des Versandhandels und/oder von Apothekenmehr- und -fremdbesitz wurden von ihm angesprochen; in diesem Zusammenhang blickte er auch auf die damalige Diskussion um die Niederlassungsfreiheit (1958) und auf die Entstehung des Arzneimittelgesetzes zurück. Die Berufschancen für Studienabgänger seien dennoch gut, wobei allerdings in Vielem umgedacht werden müsse. Auf Nachfrage zu Diplompharmazie und zum Masters-Studiengang riet Pieck zu Selbstbewusstsein und Optimismus.

Apotheker in Krankenhaus und Industrie

Am Nachmittag sprach PD Dr. Irene Krämer, Präsidentin des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker e.V. (ADKA), über das Thema "Die Krankenhausapotheker im 21. Jahrhundert" und stellte zuerst das Berufsbild des Krankenhausapothekers vor. Die Krankenhauspharmazie ruht auf den drei Säulen pharmazeutische Logistik, Arzneimittelherstellung und klinisch-pharmazeutische Dienstleistungen. Intersektorale Arbeit, also Zusammenarbeit zwischen Krankenhaus- und Offizinapothekern, wird zukünftig an Bedeutung gewinnen. Hauptziel ist patientennahe, schnelle und wirtschaftliche Versorgung.

Dr. Ulrich Thibault, Altana Pharma (früher Byk Gulden), referierte über "Karriere oder Psychologie des Erfolgs. Apotheker in der Pharmaindustrie". Er sprach über allgemeine Parameter für Karrieren wie Kommunikationsfähigkeit und gute Teambildung. Bestimmte psychologische Gegebenheiten müssen dabei beachtet werden. Kommunikation zum Beispiel findet immer auf verschiedenen Ebenen statt, außerdem gibt es eine Hierarchie menschlicher Motivationsfaktoren.

Pharmaziestudium immer noch lohnenswert

Thibault stellte 21 Goldene Regeln für eine erfolgreiche Karriere vor. Bei der Firma Altana gibt es für Apotheker gute Karrieremöglichkeiten: Pharmazeuten weisen eine gute Grundlagenausbildung auf und sind deswegen vielseitig einsetzbar. Als Beispiel dafür ging Thibault kurz auf seine eigene Karriere ein und beantwortete im Anschluss Fragen, vor allem auch von Studenten zu Karrierechancen in der Pharmaindustrie und speziell bei Altana Pharma.

In den Vorträgen wurden die doch zum Teil gravierenden Veränderungen aufgezeigt, die sich, durch politische und wirtschaftliche Gegebenheiten bedingt, in allen Bereichen der Pharmazie ergeben, aber auch die durchaus bestehenden Möglichkeiten und Chancen für die Zukunft in öffentlicher Apotheke, Krankenhauspharmazie, Pharmaindustrie und Hochschule; es lohnt sich noch immer, Pharmazie zu studieren und Apotheker zu werden und zu sein.

Umrahmt wurde der Tag der Pharmazie wieder mit einer Posterpräsentation im Foyer des Institutes für Pharmazeutische Chemie.

Die Organisation Apotheker ohne Grenzen Deutschland e. V. (internationale Dachorganisation ist Pharmaciens sans frontiŹres Comité international) war mit einem Informationsstand vertreten. Ziele dieser Organisation sind unter anderem die Versorgung von Menschen in Not mit Arznei- und Hilfsmitteln und Mithilfe beim Aufbau der Gesundheitsversorgung in Ländern, die von Krieg, Katastrophen und Armut betroffen sind.

Dankenswerterweise versorgten Studenten der Fachschaft Pharmazie in den Kaffeepausen die Gäste (Zuhörer) mit Kaffee, Tee, kalten Getränken und Kuchen. Zum Abschluss des Tages der Pharmazie fand ein Grillabend statt, der ebenfalls durch die Fachschaft organisiert worden war. Unser Dank geht auch an die Firmen Aventis Behring GmbH und Temmler Pharma & Co. KG für die finanzielle Unterstützung.

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