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IT-Verbände überreichen Telematik-Expertise: Weichenstellungen für die elektr

BERLIN (ks). Bis zum 1. Januar 2006 soll eine "intelligente" elektronische Gesundheitskarte die bisherige Versicherten-Chipkarte bundesweit abgelöst haben. So will es Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Ihre Erwartung: die Verbesserung der Patientenversorgung sowie eine Steigerung von Effektivität und Effizienz. Die Karte der 2. Generation soll etwas ganz Besonderes werden und im Ausland bereits bestehende Kartensysteme übertrumpfen Ų die Industrie erhofft sich sogar einen "Exportschlager".

Vier Verbände der IT-Industrie haben sich daher zusammengetan und für das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS) eine Expertise erstellt. Der Titel: "Einführung einer Telematik-Architektur im deutschen Gesundheitswesen" – ausdrücklich geht es nicht nur um die Gesundheitskarte als solche, sondern den architektonischen Unterbau.

Das Ministerium erhofft sich von der Expertise, dem Ziel, die elektronische Gesundheitskarte rasch einzuführen, einen wesentlichen Schritt näher gekommen zu sein, erklärte die Parlamentarische Staatssekretärin im BMGS Marion Caspers-Merk nach der Übergabe.

Den Anfang macht das eRezept

Mehr als 70 Mio. Versicherte in Deutschland sollen künftig mit rund 270 000 Ärzten, 77 000 Zahnärzten, 2000 Krankenhäusern, 21 500 Apotheken und mehr als 300 Krankenkassen mithilfe der neuen Karte vernetzt sein.

Zunächst soll die Karte neben Verwaltungsdaten das elektronische Rezept (eRezept) enthalten, am besten auch schon Hinweise zum Zuzahlungsstatus – so sollen diesbezügliche Missbräuche ausgeschlossen werden. Weitere Applikationen wie z. B. Notfalldaten, e-Arztbrief und die e-Patientenakte sollen Caspers-Merk zufolge später aufgenommen werden – für diese Erweiterungen soll die Karte bereits alle Voraussetzungen enthalten.

Neben der Patientenkarte soll für Leistungserbringer ein Heilberufsausweis eingeführt werden. Erst die Kombination beider Karten soll den Zugang zu später eingeführten Applikationen – etwa der Patientenakte – ermöglichen. Derartig umfangreiche Patientendaten sollen jedoch nicht auf der Karte selbst, sondern dezentral in verschiedenen Praxen und Kliniken gespeichert sein. Die Karte dient lediglich als Schlüssel zu den Daten.

Versicherte sollen Anreize zur Nutzung erhalten

Die Karte soll nach Vorstellung der IT-Verbände verbindlich sein – allein die Speicherung von Daten über das bisher Übliche hinaus erfolgt freiwillig. Caspers-Merk erklärte, zuvor bestehende Probleme mit dem Datenschutzbeauftragten seien mittlerweile aus dem Weg geräumt. Damit Versicherte die neue Karte auch nutzen, sind für sie Bonus-Systeme angedacht. Doch zunächst müsse die Expertise in ihren Einzelheiten geprüft werden, betonte Caspers-Merk.

Kosten tragen die Leistungserbringer

Unklar ist noch, wie die Investitionskosten von rund 1,3 Mrd. Euro aufgebracht werden sollen. Das Ministerium wird sich jedenfalls nicht daran beteiligen. Man setzt auf die Leistungserbringer, die ihre vorhandene Telekommunikationsstruktur ausbauen sollen. Dabei glaubt die Staatssekretärin fest daran, dass die elektronische Gesundheitskarte Apotheker, Ärzte und Kliniken überzeugen wird. Auch sie sollen profitieren.

Zudem zeigten internationale Erfahrungen, dass sich die Investitionsausgaben für die elektronische Gesundheitskarte nach ein bis zwei Jahren amortisieren. Die Expertise geht etwa davon aus, dass in Apotheken "auf Basis der Telematik-Plattform erhebliche Rationalisierungspotenziale bei administrativen Prozessen realisiert werden". Zudem böten die Informationen auf der Karte die Möglichkeit, stärker beratend tätig zu werden und so Kunden zu binden.

Gespart wird zunächst bei Arzneimitteln

Die Industrie meint, mit der elektronischen Gesundheitskarte rund 5 Mrd. Euro einsparen zu können – vorausgesetzt sie enthält alle angestrebten Applikationen. Jeder Tag, an dem die Telematik im Gesundheitswesen nicht umgesetzt werde, koste die Volkswirtschaft 13,7 Millionen Euro, warnen die Verbände gar.

Caspers-Merk ist hingegen nach ihren eigenen Worten mittlerweile vorsichtiger geworden, was Prognosen über Einsparpotenziale angeht. Von einem Einsparvolumen von mindestens einer Mrd. Euro zu Beginn geht aber auch sie aus – und dies allein durch das eRezept bei Arzneimitteln. Weitere Sparpotenziale sollen Zug um Zug erschlossen werden.

Bis zum 1. Januar 2006 soll eine "intelligente" elektronische Gesundheitskarte die bisherige Versicherten-Chipkarte bundesweit abgelöst haben. So will es Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Ihre Erwartung: die Verbesserung der Patientenversorgung sowie eine Steigerung von Effektivität und Effizienz. Die Karte der zweiten Generation soll etwas ganz Besonderes werden und im Ausland bereits bestehende Kartensysteme übertrumpfen.

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