Berichte

DPhG: Vorstellung der Kandidaten zur Präsidentenwahl

In diesem Jahr läuft die satzungsgemäß auf vier Jahre begrenzte Amtszeit des Präsidenten der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) ab. Alle Mitglieder der DPhG sind aufgerufen sich bei der anstehenden Neuwahl des Präsidenten zu beteiligen. Ein entsprechender Aufruf wird allen Mitgliedern rechtzeitig zugesandt. Nachfolgend stellen sich die beiden zur Wahl stehenden Kandidaten, auf die sich das DPhG-Präsidium geeinigt hat, vor: Prof. Dr. Ulrike Holgrabe und Prof. Dr. Hans-Jürgen Duchstein.

Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe

Schon zu Schulzeiten hatte ich die Vorstellung, mich beruflich mit Chemie vor dem Hintergrund der Arzneistoffentwicklung zu befassen. Deshalb begann ich 1974 Chemie und später Pharmazie in Marburg zu studieren. 1979 machte ich mein Diplom in Chemie, noch in Marburg; das Pharmaziestudium setzte ich in Kiel fort, wo ich 1982 die Approbation erhielt.

Schon während der Pharmaziestudiums begann ich meine Promotion unter der Leitung des verstorbenen Kollegen Haller. Damals war meine Arbeitsrichtung noch sehr chemisch, genauer gesagt stereochemisch ausgerichtet. Nach der Promotion im Jahr 1983 entschied ich mich für eine Habilitation auf einem synthetischen Gebiet mit der Perspektive, neue Arzneistoffe zu synthetisieren.

Die 1989 vollzogene Habilitation führte zu zwei Rufen auf C3-Professuren in Bonn und Berlin. Ich entschied mich 1990 für die kleinere der beiden Bundesstädte, für Bonn. Das gute Forschungsklima am Institut von Herrn Rücker ließ meine Arbeitsgruppe schnell wachsen.

Die Medizinische Chemie rückte immer mehr in den Mittelpunkt meines Interesses. Die Kooperation mit dem Bonner Kollegen Mohr, mit dem ich schon zu Kieler Zeiten zusammengearbeitet hatte, führten zu einer Fülle von Publikationen auf dem Gebiet der "Entwicklung Allosterer Modulatoren für muscarinische Rezeptoren" und zu internationaler Anerkennung.

Auch die Entwicklung opioidartiger Schmerzmittel in Kooperation mit der Industrie und der Modelling-Gruppe um PD Dr. W. Brandt, Universität Halle, hat reichlich Früchte getragen. Beide Projekte werden von der DFG gefördert. 1998/99 erhielt ich drei Rufe auf Lehrstühle für Pharmazeutische Chemie in Tübingen, Münster und Würzburg, die mich letztlich nach Bayern geführt haben. Da ich einen Lehrstuhl für Pharmazeutische Analytik inne habe, habe ich meine Arbeiten auf dem Gebiet der Enantiomeren- und Arzneistoffanalytik intensiviert.

Schon zu Bonner Zeiten habe ich neben wissenschaftlichen Arbeiten politische Aufgaben wahrgenommen. Als Prorektorin der Universität war ich für Lehre, Studium und Studienreform zuständig und konnte so die Entwicklung der Universität mitgestalten. So habe ich mich gefreut, als mich der Kollege Dingermann 1999 um meine Mitarbeit als Vizepräsidentin der DPhG gebeten hat. Gerne bin ich dieser Bitte nachgekommen.

In den letzten knapp vier Jahren hat sich die DPhG insbesondere mit der neuen DPhG-Zeitschrift "Pharmazie in unserer Zeit" (Pharmuz) sehr den Offizinapothekern geöffnet. Diese Kollegen sind zwar selbst nicht wissenschaftlich aktiv, wollen sich aber natürlich gerne wissenschaftlich fortbilden. Denn es gilt in Zeiten der Umverteilung von Werten sich gegenüber den Patienten und Ärzten durch fachgerechte Beratung und Betreuung zu profilieren und dies ist nur mit einem fundierten Wissenshintergrund möglich.

Nicht zuletzt deshalb ist die Mitgliederzahl der DPhG drastisch gestiegen. Diese Entwicklung habe ich sehr aktiv mitgestaltet und halte sie für zukunftsträchtig und wichtig. Deshalb ist es für mich nur konsequent, mich als Präsidentin der DPhG zur Wahl zu stellen.

Zwei wesentliche Ziele sind mir wichtig. Der von mir initiierte "Führer" durch die pharmazeutische Forschung an deutschen Universitäten, der nun auf der Web-Seite der DPhG zu lesen ist, hat gezeigt, dass überall ausgezeichnete Forschung betrieben wird. Jedoch wird dies nicht immer wahrgenommen. Es gilt deshalb, die hervorragende Arbeit, die an den Instituten geleistet wird, sichtbarer zu machen, so dass sie sowohl von Kollegen aus anderen Fakultäten als auch von Politikern wahrgenommen wird.

Dies stützt alle Bereiche der Pharmazie, in der Universität, der Apotheke, der Industrie wie auch im Krankenhaus. Zur Erreichung des Zieles gilt es Kräfte zu bündeln, d. h. wissenschaftliche Nachbargesellschaften der DPhG, wie z. B. die APV mit ins Boot zu holen, um von wissenschaftlicher Seite Bevölkerung und Politiker auf die Notwendigkeit und Leistungsfähigkeit von Apotheke und Pharmazie aufmerksam zu machen.

Mein zweites Anliegen gilt der Klinischen Pharmazie, das neue fünfte Fach, von den Offizinapothekern gewünscht, von manchen Hochschullehrern eher kritisch gesehen. Die Entwicklung dieses Faches möchte ich gerne fördern, so dass es eine anerkannte Säule im Kanon der Hochschulausbildung der Pharmazie wird und gleichzeitig die Bedürfnisse der Apotheker in Offizin und Krankenhaus erfüllt.

Hier gilt es einerseits immer noch, Überzeugungsarbeit zu leisten, und andererseits entsprechende Ausbildungsangebote an Studenten und bereits approbierte Apotheker von Seiten der DPhG zu machen. Wir sind hier sicher auf dem richtigen Weg, aber in Gesprächen kann ich mich häufig des Eindruckes nicht erwehren, dass der vor uns liegende Weg noch lang ist.

Würzburg, im Mai 2003 Ulrike Holzgrabe

Prof. Dr. Hans-Jürgen Duchstein

Nach den ersten kurzen biographischen Daten (geb. 17. April 1949 in Berlin, verheiratet mit Heide Duchstein, geb. Zimny, eine Tochter Lara) möchte ich Ihnen meine wissenschaftliche Seite vorstellen. Nach meinem Abitur am Eckener-Gymnasium in Berlin nahm ich zum SS 1968 an der Freien Universität mein Chemiestudium auf, welches ich mit einem Diplom bei Prof. Dr. G. Manecke am Institut für organische Chemie 1973 beendete.

1974 entdeckte ich meine Liebe zur Pharmazie durch eine Doktorarbeit bei Prof. Dr. H. Fenner am Institut für Pharmazie der FU Berlin mit dem Titel (Photo)chemische Untersuchungen an 5-Deazaflavinen, welche ich 1977 beendete.

Da ich schon nach kurzer Zeit des Studiums den Traum und das Ziel hatte Hochschullehrer zu werden, und da ich in der Pharmazie bleiben wollte, nahm ich danach noch das Studium der Pharmazie auf, welches ich 1980 an der Freien Universität Berlin beendete.

Meine 1. Hochschulposition war ab 1980 die Stelle eines Studienrates im Hochschuldienst im Fachbereich Pharmazie der FU Berlin. 1990 folgte die Habilitation mit dem Thema: Charakterisierung von aktiven Sauerstoffspezies in ausgewählten Modellreaktionen. Beiträge zu Mechanismen biologisch relevanter Oxygenierungsprozesse. Ich folgte 1996 einem Ruf auf eine C3-Professur für Pharmazeutische Chemie an die Universität Hamburg, wo ich auch heute lehre und forsche.

Meine Lieblingskinder in der Forschung sind die kleinen und reaktiven Moleküle: aktive Sauerstoff- und Stickstoffspezies. Neben der Grundlagenforschung habe ich auch immer den Bezug zu pharmazeutischen und medizinischen Fragestellungen im Focus.

Dazu gehören biomimetische Reaktionen für Cytochrom P-450-abhängige Oxygenierungen und Entwicklung von Metabolisierungsmodellen von Arzneistoffen, Organspezifische NO-Donatoren, die Meßmethodik der ultraschwache Photonenemission, um die Biochemie der Entstehung von aktivierten Spezies besser verstehen zu können und schließlich in einer Industriekooperation die Evaluierung von Drogenteststreifen zum einfachen Nachweis von Rauschdrogen.

Mein Engagement in wissenschaftlichen Organisationen begann nach der Wende in Berlin mit der Gründung des Berliner Sauerstoffclubs, der inzwischen nach ganz Norddeutschland ausgeweitet wurde.

Der Club ist ein unbürokratischer Zusammenschluss von Wissenschaftlern zum Austausch von Forschungsergebnissen auf dem Gebiet der aktiven Sauerstoffspezies und verwandter Gebiete in Form von Symposien und Workshops. Im Zeitraum von 1993 bis 2003 wurden ca. 35 Meetings organisiert und mit großer Resonanz durchgeführt.

Seit März 2000 bin ich 2. Vorsitzender Fachgruppe Pharmazeutische Chemie/ Medizinische Chemie der DPhG und seit 1. Januar 2002 Vorsitzender der DPhG in der Landesgruppe Hamburg.

Natürlich bin auch in der akademischen Selbstverwaltung stark engagiert. So bin ich seit 1997 Mitglied des Fachbereichsrates im Fachbereich Chemie der Universität Hamburg, seit SS 1997 stellv. Vorsitzender der Studienreformkommission Pharmazie, ab WS 1998/99 Koordinator (Studiendekan) des Abschnitts Life Science im Rahmen des "International Center of Graduate Studies" der Universität Hamburg und seit WS 2000/01 einer der Koordinatoren für "Transatlantic Mobility of Pharmacy Students", einem Projekt der EU mit den USA (www.pharmobility.org).

Die Ausbildung meiner Studierenden liegt mir besonders am Herzen, so bin ich verantwortlich für die gesamte Studieneingangsphase in Hamburg, d. h. für das 1. und 2. Semester, die Studienberatung und für die Biochemische Ausbildung im Grund- und Hauptstudium. In der postgraduierten Phase betreue ich z. Zt. 13 Doktoranden.

Ich denke nach dieser Vorstellung ist es an der Zeit meine Beweggründe und Ziele für die Kandidatur zur Präsidentschaft der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft zu umreißen. Zunächst muss ich gestehen, dass ich lange gezögert habe diesen Schritt wirklich zu tun, denn ich würde bei einer Wahl einer Reihe von herausragenden Wissenschaftlern der Pharmazie folgen, wobei bei den Namen, wie Mannich, Böhme oder Auterhoff man sich zunächst selbst in Frage stellen sollte.

Ich bin aber ein pragmatischer Mensch und deshalb braucht die Gesellschaft im Augenblick vielleicht nicht den alles überragenden Wissenschaftler, sondern jemanden der zupackt und Probleme zu lösen vermag, so wie ich es in den letzten sieben Jahren hier in Hamburg getan habe. Ich glaube, gerade in dieser schwierigen Phase des Gesundheitswesens und der Apothekerschaft im Besonderen darf eine wissenschaftliche Gesellschaft keine Weltuntergangsstimmung verbreiten, sondern muss mit Optimismus nach vorn blicken.

Welche Chance hat der Apotheker in der Zukunft und wie kann die Pharmazeutische Gesellschaft diese Chance verbessern helfen? Schaut man in die Satzung, so findet man in § 4 Absatz 1: Die Gesellschaft fördert alle wissenschaftlichen Interessen der deutschen Pharmazie.

Dies ist der Kernsatz meines Credo für die DPhG: Wir müssen die Wissenschaft in den Mittelpunkt stellen und für den Apotheker wieder attraktiv machen ohne den wissenschaftliche Tiefgang zu verlassen. Der Apotheker kann nur über ein lebenslanges Lernen in seinem Beruf die Exzellenz erlangen, die in der heutigen Berufswelt immer mehr in den Vordergrund tritt und auf allen Berufsfeldern des Apothekers verlangt wird.

Wenn der Apotheker dies nicht verwirklicht, dann wird der Beruf in weit größere Probleme kommen als die, die wir heute haben. Der Apotheker muss ein Beruf mit naturwissenschaftlichem Fundament bleiben, so allein sichert sich die Pharmazie einen dauerhaften Platz an der Universität in der sich stark verändernden Hochschullandschaft. Wenn der Dekan des Fachbereichs Chemie der Universität Hamburg beim Tag der Pharmazie 2003 sagt: "Wir sind stolz auf die Pharmazie", dann sind wir auf dem richtigen Weg.

Dazu muss die DPhG beitragen und diesem Ziel würde ich mich vordringlich widmen, so wie ich es auch in der Landesgruppe in Hamburg in den letzten zwei Jahren getan habe.

Hamburg, den 23. 5. 2003 Prof. Dr. Hans-Jürgen Duchstein

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