Arzneimittel und Therapie

Allergisches Asthma: Omalizumab blockiert IgE-Antikörper

Der Beratungsausschuss für Atemwegs- und Allergie-Medikamente (Pulmonary-Allergy Drugs Advisory Committee, PADAC) hat nach Angaben der Firma Novartis der amerikanischen Gesundheitsbehörde (FDA) seine einstimmige Empfehlung für die FDA-Zulassung von Omalizumab (Xolair®) erteilt. Xolair® soll als Injektion zur Behandlung von mittelschwerem bis schwerem allergischem Asthma bei Erwachsenen und Jugendlichen eingesetzt werden.

Omalizumab ist ein Anti-IgE-Antikörper, der freies IgE bindet und damit verhindert, dass dieses nach einem Allergenkontakt die Mastzellen aktiviert. IgE-Antikörper sind eine wichtige Ursache des allergischen Asthma bronchiale. Wenn ein Allergen (z. B. Staub, Schimmel, Blütenstaub) mit IgE, das an Mastzellen im menschlichen Immunsystem gebunden ist, interagiert, schütten die Mastzellen Entzündungsmediatoren wie Histamin und Leukotriene aus, die zur Entzündung und Bronchokonstriktion des allergischen Asthmas führen.

Eine Verringerung der an Mastzellen gebundenen IgE-Menge kann die Ausschüttung dieser chemischen Mediatoren, welche die klinischen Symptome des allergischen Asthmas verursachen, verhindern. Omalizumab bindet freies IgE im Blut und unterbricht damit die allergische Kaskade frühzeitig, bevor Zytokine, Leukotriene oder Histamin ausgeschüttet werden können.

Omalizumab verhindert dadurch frühzeitig die Entzündungsreaktion und Bronchokonstriktion des allergischen Asthmas. Die allergischen Symptome wie Atemnot, Anschwellen der Nasenschleimhäute, Fließ-Schnupfen oder Augenjucken werden weitgehend unterdrückt. Außerdem werden unter der Therapie mit Omalizumab deutlich weniger Glucocorticoide und andere Begleitmedikamente benötigt.

Weniger Glucocorticoide sind notwendig

Klinische Studien mit Patienten mit mittelschwerem bis schwerem allergischem Asthma haben gezeigt, dass Omalizumab Asthma-Exazerbationen (allergische Asthmaanfälle) um rund 50 Prozent reduziert und es den meisten Patienten ermöglicht, die Einnahme inhalativer Glucocorticoide zu senken oder ganz darauf zu verzichten.

Der Beratungsausschuss stützt sich auf Daten aus zwei 52-wöchigen klinischen Studien der Phase III, die mit 1071 Patienten mit allergischem Asthma durchgeführt wurden. Hinzu kamen Daten aus mehreren Ergänzungsstudien zur Sicherheit und Wirksamkeit. Die Phase-III-Studien waren so konzipiert, dass sie eine Reduktion der Asthma-Exazerbationen während einer steroid-stabilen Phase (Beibehaltung der Behandlung mit inhalativen Steroiden) und einer Steroidreduktions-Phase untersuchten.

Die mit Omalizumab behandelten Patienten verzeichneten deutliche Verbesserungen der Asthma-Exazerbationen und Symptome, und die meisten Patienten konnten ihre Verwendung von Steroiden und Notfall-Bronchodilatatoren reduzieren. Die Durchschnittsdosis der inhalierten Glucocorticoide wurde bei Patienten, die Omalizumab verwendeten, um 83 beziehungsweise 75 Prozent reduziert.

In den Plazebo-Gruppen waren es 50 Prozent. Die Verwendung von Steroiden stellten 40 bis 43 Prozent der Patienten in den Omalizumab-Gruppen ein, gegenüber 19 Prozent in den Plazebo-Gruppen.

Mehr Sicherheitsdaten

Im Zulassungsverfahren hatten die zuständigen Behörden FDA (USA) und EMEA (Europa) im Jahr 2000 ein größeres Datenvolumen in beiden Indikationen gefordert. Damals bestanden unter anderem auch noch Bedenken wegen der Sicherheit. Die erweiterte Sicherheitsdatenbasis, die der FDA jetzt vorgelegt wurde, umfasst klinische Daten von mehr als 6000 Patienten, von denen rund 4200 Patienten mit Omalizumab behandelt wurden.

Die Behandlung wurde in den klinischen Studien generell gut vertragen, und die Häufigkeit der gemeldeten unerwünschten Wirkungen war in den mit Omalizumab behandelten und den Kontrollgruppen vergleichbar. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählten Virusinfektionen, Sinusitis, Atemwegsinfektionen und Kopfschmerzen. Starke Nebenwirkungen waren selten und traten bei den Omalizumab- und den Kontroll-Gruppen etwa gleich häufig auf.

Zulassung in den USA ist beantragt

Novartis und ihre Entwicklungspartner haben die Marktzulassung für Xolair® in den USA beantragt. Sie betrifft den Einsatz als Erhaltungstherapie zur Prophylaxe gegen Asthma-Exazerbationen und die Behandlung der Asthmasymptome von Erwachsenen und Jugendlichen (ab 12 Jahren), die trotz Verwendung inhalativer Corticosteroide weiter unter Asthmasymptomen leiden.

Omalizumab wird im Rahmen eines Kooperationsabkommens zwischen Novartis Pharma AG, Genentech Inc. und Tanox Inc. entwickelt. Das BLA-Zulassungsgesuch (Biologics License Application) für Xolair® wurde im Juni 2000 eingereicht, und im Dezember 2002 wurden zusätzliche Daten nachgereicht. Mit einem Beschluss der FDA wird Ende Juni 2003 gerechnet.

Falls Omalizumab von der FDA zugelassen wird, wäre dies der erste monoklonale Anti-IgE-Antikörper zur Behandlung von mittelschwerem bis schwerem allergischem Asthma. Außerdem wäre es das erste Asthmamedikament, das nur alle zwei bis vier Wochen verabreicht wird.

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