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Tabakentzug: Verändert das Zeitempfinden

Rauchern auf Entzug kommt die Zeit ziemlich lange vor Ų und das nicht nur im übertragenen Sinn. Wie Wissenschaftler der Universität Pennsylvania nun herausgefunden haben, verlängert sich durch den Entzug die Zeitwahrnehmung von Rauchern tatsächlich um bis zu 50 Prozent.

Für die verschobene Wahrnehmung könnten Hormone sowie verhaltensbedingte und psychologische Prozesse verantwortlich sein. "Durch einen Entzug kann sich die Wahrnehmung der Minuten und Stunden beträchtlich verändern", schreiben die Wissenschaftler unter Leitung der Psychologin Laura Cousino Klein im "Psychopharmacology Bulletin".

Das Team um Klein untersuchte im Experiment 22 Nichtraucher und 20 Raucher im Alter zwischen 18 und 41 Jahren. Im Zeitintervall von 45 Sekunden wurde mit einer Stoppuhr das Zeitempfinden getestet. Bei beiden Gruppen war das Ergebnis größtenteils übereinstimmend. Wurden den Rauchern aber einen Tag die Zigaretten entzogen, überschätzten sie die Zeitspanne von 45 Sekunden durchschnittlich um 50 Prozent. Zwischen Männern und Frauen gab es dabei keinen Unterschied.

"Die verschobene Zeitwahrnehmung könnte zum Teil der Grund dafür sein, dass sich abstinente Raucher besonders gestresst fühlen, nervös und unaufmerksam sind", erklärt Klein. Wenn die Zeit langsamer vergehe, löse dies oftmals auch Ärger und Wut aus.

"Es ist, als ob man zur Arbeit fährt und die Ampel auf Rot steht. Die Zeit scheint nicht vorüberzugehen", so die Psychologin. In kommenden Studien soll nun die Ursache für die veränderte Zeitwahrnehmung erforscht werden. Ist diese bekannt, könnte man möglicherweise eingreifen und Rauchern somit Unterstützungsmöglichkeiten für den Entzug geben. pte/ral

Quelle: Psychopharmacology Bulletin 2003, Vol. 37, Nr. 1, S. 90 – 95

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