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GEK-Gesundheitsreport: Wohin fließen die GKV-Gelder?

BERLIN (ks). Kreislauferkrankungen verursachen mit 15 Prozent aller Leistungsausgaben die höchsten Kosten in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Dem folgen Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems mit 14,4 Prozent, Krebserkrankungen mit knapp elf Prozent und Verletzungen mit neun Prozent. Ebenfalls mit neun Prozent schlagen psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen zu Buche. Zu diesem Ergebnis kommt der "GEK-Gesundheitsreport 2003". Dieter Hebel, Vorstandsvorsitzender der Gmünder Ersatzkasse GEK, und Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Schwartz, Direktor des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG) in Hannover, stellten den Report am 28. April in Berlin vor.

Für den Gesundheitsreport mit dem Schwerpunktthema "Hoch- und Höchstnutzer" wurden vorrangig Daten zu versichertenbezogen erfassten Ausgaben im Jahr 2001 für insgesamt 1,2 Mio. GEK-Versicherte ausgewertet.

Einer solchen versichertenbezogenen Datenerfassung entziehen sich allerdings ärztliche und zahnärztliche Leistungen inkl. Zahnersatz. Dieser Block entspricht etwa 30 Prozent der Gesamtausgaben. Als Anhaltspunkt für die Verteilung der Ausgaben für ärztliche Leistungen wurden die Arzneimittelausgaben herangezogen.

Nur wenige Versicherte verursachen hohe Kosten

Ziel der Studie war es, die Verteilung von Leistungsausgaben einer Krankenversicherung zu analysieren und erstmals bestimmten Diagnosen zuzuordnen. Studienleiter Schwartz stellte fest, dass 17 Prozent der Versicherten gar keine erfassten Leistungen in Anspruch nahmen und 20 Prozent der Versicherten 91 Prozent der Kassenausgaben auf sich vereinigten.

Dabei wurde deutlich, dass es besondere "Hochnutzer" gibt: so verursachen lediglich 2,5 Prozent der GKV-Mitglieder etwa die Hälfte der Leistungsausgaben (49,5 Prozent). Daneben gibt es eine extrem kleine Gruppe von nur 0,5 Prozent der Versicherten, die noch 20,6 Prozent der Kosten verursachen.

In beiden Gruppen waren die eingangs genannten Diagnosen die Ursachen der hohen Behandlungskosten. In der 0,5-Prozent-Gruppe lagen allerdings die Neubildungen mit knapp 21 Prozent der Ausgaben an erster Stelle, gefolgt von Erkrankungen des Kreislaufsystems (19 Prozent) und psychischen und Verhaltensstörungen (13 Prozent).

Wundermittel Prävention?

"Die Studie zeigt, dass es die zum großen Teil vermeidbaren Volkskrankheiten und ihre Folgeschäden sind, die diese enormen Kosten verursachen. Hieran können wir das enorme Potenzial erkennen, welches im Ausbau der Prävention steckt", erklärte Schwartz. Diese Erkenntnis hatte einige Zeit zuvor bereits der Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen, dessen Vorsitzender Schwartz war.

Auch wenn spektakuläre Infektionserkrankungen derzeit wieder weltweit im Mittelpunkt des Interesses stünden, seien diese nicht die Kostentreiber, so der Mediziner weiter. Sie verursachten nur etwa zwei Prozent der Ausgaben. Auch Stoffwechselerkrankungen, darunter Diabetes Mellitus, vereinigen der Studie zufolge nur etwa drei Prozent der Gesamtausgaben auf sich. Allerdings sei gerade Diabetes ein wichtiger Schrittmacher für Kreislauferkrankungen, erklärte Schwartz.

Höchste Kosten kurz vorm Tod – egal in welchem Alter

Hebel kündigte an, dass die GEK ein Bonus-Modell für ihre Versicherten einführen wolle. Dieses soll Versicherte motivieren, an Vorsorgeuntersuchungen teilzunehmen und sich gesundheitsbewusster zu verhalten. Einzelheiten will die GEK in der kommenden Woche bekannt geben.

Der GEK-Chef widersprach zudem der Prognose, die GKV müsse allein wegen der steigenden Lebenserwartung schon bald ihre Beitragssätze stark anheben. Das System sei weitaus demographie-resistenter als viele glauben, sagte der Kassenchef.

Die Auswertung der GEK-Studie zeige, dass hohe Leistungsausgaben regelmäßig kurz vor dem Tod anfallen. Dabei sei das erreichte Lebensalter als Faktor weniger bedeutsam. Nicht die Verbindung von Alter und Tod seien für die steigenden Ausgaben verantwortlich, sondern der Tod unabhängig vom Lebensalter.

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