Dermopharmazie

Viele neue Therapieansätze in der Dermatologie

Das wissenschaftliche Hauptprogramm der 7. Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie (GD) am 2. April in Bonn bot wieder ein breites Themenspektrum rund um Therapie, Prävention und Pflege für die Haut. Entsprechend der Zielsetzung der Gesellschaft waren sowohl der Teilnehmerkreis als auch die Inhalte der Tagung interdisziplinär zusammengesetzt. Es wurden Dermatologen, Pharmazeuten und Kosmetikfachleute aus Wissenschaft, Praxis, Industrie und Verwaltung angesprochen.

Die Veranstaltung, die von etwa 200 Teilnehmern besucht wurde, fand im Gebäude des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) statt. Nach Einschätzung des GD-Vorsitzenden Dr. Joachim Kresken, Viersen, bezeugt dies die gute Zusammenarbeit der Gesellschaft mit den Behörden.

Wie werden Dermatika zugelassen?

So begann Prof. Dr. Achim Zesch, Bonn, als Repräsentant des gastgebenden BfArM das Hauptprogramm mit einer Übersicht über die klinische Bewertung von Dermatika im nationalen und europäischen Zulassungsverfahren. Er stellte das BfArM im Netzverbund der internationalen Strukturen als wesentlichen Garanten für den nationalen Verbraucherschutz dar. Die Verbraucher hätten ein Recht auf gut geprüfte Arzneimittel.

Zesch beschrieb, wie das nationale und das europäische Zulassungsverfahren ineinander greifen. Beim gegenseitigen Anerkennungsverfahren wird im Anschluss an die nationale Zulassung das Land, das bereits eine Zulassung erteilt hat, als Berichterstatter für die Verfahren in den anderen Mitgliedsländern tätig. Doch würden die nationalen Zulassungsbehörden auch bei diesem Verfahren häufig die gesamte Dokumentation einsehen. Bei einer Ablehnung in diesem Verfahren droht sogar die Rücknahme der bereits erfolgten nationalen Zulassung.

Für Dermatika sei die Nutzen-Risiko-Bewertung im Vergleich zur systemischen Therapie meist eher unproblematisch. Sehr schwierig sei dagegen die Eigenwirkung des Vehikels auf die Haut zu beurteilen. Angesichts der oft beträchtlichen Eigenwirkung seien Studien, in denen Verum gegen Vehikel getestet wird, keinesfalls unethisch. Bei manchen Dermatika sei der Wirkstoff nicht für die Wirkung verantwortlich, doch würden sie zugelassen, weil die Zubereitung insgesamt wirksam ist. In diesen Fällen sei die Werbung mit dem Wirkstoff allerdings problematisch. Sogar der Verzicht auf eine Therapie sei wegen der beträchtlichen Selbstheilungsquote bei manchen dermatologischen Anwendungen zu berücksichtigen.

Die Anforderungen an den Äquivalenznachweis sind für Dermatika im Unterschied zu systemisch wirksamen Arzneimitteln sehr hoch, was auch in einer europäischen Richtlinie festgeschrieben wurde. Mit einem anderen Vehikel liege praktisch ein neues Produkt vor, das daher meist mit klinischen Studien neu zu testen ist. Eine Ausnahme bilden die Glucocorticoide, für die der Blanching-Test als anerkanntes und aussagekräftiges Verfahren zur Äquivalenzbestimmung verfügbar ist.

Was bringt Molecular Modelling?

Prof. Dr. Hans-Dieter Höltje, Düsseldorf, berichtete über das Molecular Modelling des Glucocorticoid-Rezeptors und die daraus ableitbaren Aussagen. Dabei diente der Progesteron-Rezeptor, dessen Kristallstruktur bekannt ist und der eine relativ gute Homologie zum Glucocorticoid-Rezeptor aufweist, als Ausgangsbasis. Mithilfe des Molecular Modelling konnte ein Modell entwickelt werden, bei dem Cortisol als physiologischer Ligand und einige therapeutisch verwendete Glucocorticoide sehr gut in die Bindungstasche einzupassen sind.

Doch passen nicht alle in der Praxis wirksamen Substanzen ideal, insbesondere große Estergruppen ragen aus dem Bindungsbereich heraus. Offenbar ist die Bindungsregion teilweise variabel und kann sich unter Energieeinsatz an größere Moleküle anpassen. Mit Dynamikuntersuchungen, die den Einsatz von Wärme simulieren, ist dies darzustellen.

So lässt sich erklären, warum auch Moleküle mit unterschiedlichem Volumen und verschiedener Ausrichtung der Substituenten gebunden werden können. Aus dem Energiebedarf für die räumliche Veränderung des Rezeptors ergeben sich dann die unterschiedlichen Bindungsaffinitäten. Höltje zeigte sich überzeugt, mit diesem Modell die Bindungsdaten neuer Substanzen für diesen Rezeptor zuverlässig vorhersagen zu können.

Wie wirkt NO in der Haut?

Prof. Dr. Victoria Kolb-Bachofen, Düsseldorf, stellte Erkenntnisse über die Bedeutung von Stickstoffmonoxid in der Haut vor. Durch eine induzierbare Stickstoffmonoxidsynthase (iNOS) können unter Einsatz von Arginin in der Haut beträchtliche NO-Mengen lokal gebildet werden.

Da dies in entzündlichen Situationen beobachtet werden kann, wurde zunächst angenommen, dass das NO-Radikal die Gewebezerstörung verstärkt. Diese Interpretation konnte jedoch durch zahlreiche Beobachtungen widerlegt werden, stattdessen erfüllt das NO-Radikal wichtige Regulatorfunktionen. Es sei erstaunlicherweise sogar in unphysiologisch hohen Konzentrationen nicht toxisch.

Kolb-Bachofen fand iNOS in jeder untersuchten Läsion bei Psoriasis oder kutanem Lupus erythematodes. Doch bildet auch jeder Gesunde nach UV-B-Exposition innerhalb eines Tages iNOS, die allerdings nach drei Tagen nicht mehr nachweisbar ist. Patienten mit kutanem Lupus bilden dagegen zunächst keine iNOS, aber nach drei Tagen ist diese zu finden. Demnach ist nicht iNOS selbst, sondern seine verspätete Induktion als Krankheitsmarker anzusehen.

Das NO-Radikal sei letztlich als Schutz vor UV-bedingtem Zelltod zu interpretieren, die Induktion von iNOS sei somit eine protektive Antwort. Dabei kann die Verfügbarkeit von Arginin als begrenzender Faktor wirken. An gesunden Probanden konnte bereits gezeigt werden, dass auch extern mithilfe einer Creme zugeführtes Stickstoffmonoxid ein UV-bedingtes Erythem verringert.

Was können Liposomen unter die Haut bringen?

Prof. Dr. Alfred Fahr, Jena, erläuterte die Bedeutung von Liposomen für die Verkapselung dermatologischer Wirkstoffe. Er berichtete über Untersuchungen zur Penetration von liposomalen Zubereitungen in In-vitro-Modellen unter Einsatz von Franz-Zellen und Tierversuchen. Demnach sollten Liposomen unter nicht-okklusiven Bedingungen aufgetragen werden, um eine Tiefenwirkung zu erreichen. Offenbar treibt der Feuchtigkeitsgradient zwischen Haut und Umgebung die Liposomen in die Tiefe der Haut. Das Penetrationsvermögen nimmt mit zunehmender Größe der Liposomen ab.

Fahr untersuchte sowohl hydrophile als auch lipophile Arzneistoffe. Er sei von dem Ergebnis überrascht gewesen, dass insbesondere lipophile Arzneistoffe mithilfe der Liposomen besser als ohne diese Träger in die Haut penetrierten. So wurden haarlose Ratten als Tiermodell für Alopecia areata erfolgreich mit Ciclosporin A behandelt. Die bisher an Menschen getesteten topischen Zubereitungen ohne Liposomen waren dagegen erfolglos geblieben. Der systemische Einsatz verbietet sich bei dieser Indikation wegen der Nebenwirkungen.

Wie kommt Qualität in die Rezeptur?

Dr. Bernd Fröhlingsdorf, Hilden, machte die wichtige Bedeutung der Magistralrezeptur in Apotheken deutlich und ging dabei besonders auf die verarbeiteten Rezepturgrundlagen ein. Im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern werden in Deutschland eher wenige Rezepturen hergestellt. Doch bieten Rezepturen zahlreiche Vorteile wie individuelle Dosierungen, fixe Kombinationen und möglicher Verzicht auf Konservierungsmittel.

Wirtschaftlich bieten Rezepturen Vorteile, weil die Mengen der Therapiedauer angepasst werden können und die verarbeiteten Ausgangsstoffe einem scharfen Preiswettbewerb unterliegen. Die Rezeptur als unverzichtbarer Bestandteil der Patientenversorgung sollte auch als politische Aussage für die Apotheken stärker hervorgehoben werden.

In Deutschland würden etwa 2000 Ausgangsstoffe für die Rezeptur gehandelt, von denen weniger als die Hälfte monographiert sind. Auch Grundlagen, die als Markenartikel im Handel sind, gelten nicht als Fertigarzneimittel und müssen in gleicher Weise wie andere Ausgangsstoffe geprüft bzw. mit einem Prüfzertifikat geliefert werden.

Beim Hersteller der Ausgangsstoffe beginnt eine Qualitätssicherungskette, die über abpackende Hersteller und Großhändler in die Apotheke führt. Die Aufgaben der Apotheke, wie Prüfung, Bestandsüberwachung und Qualitätssicherung bei der Herstellung sind als Teile dieser Kette zu interpretieren. Dazu gehört auch das Problemfeld der bedenklichen Arzneimittel. Nach Auffassung von Fröhlingsdorf sollten hierbei generell unzulässige Stoffe bzw. Zubereitungen von umstrittenen Arzneimitteln unterschieden werden. Bei Letzteren ist eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlich.

Wie ist kutane Absorption zu messen?

Prof. Dr. Manfred Kietzmann, Hannover, stellte das isoliert perfundierte Kuheuter als Modell für die kutane Absorption vor. Das Euter bietet sich besonders durch seine große Applikationsfläche und das große Perfusionsvolumen an. Zudem sind die beiden Euterhälften praktisch getrennt zu untersuchen, sodass sie sich ideal für Vergleiche eignen.

Euter vom Schlachthof werden innerhalb einer Stunde nach Schlachtung eingesetzt und sind dann für maximal 24 Stunden verwendbar, da sie ödematös anschwellen. Allerdings ist die Streuung der Messwerte bei diesen Versuchen stets groß. Clotrimazol wurde aus einer von Prof. Dr. Bernd Müller, Kiel, hergestellten Mikroemulsion besser als aus dem Handelpräparat resorbiert.

Wie wirken Chemokine?

Dr. Bernhard Homey, Düsseldorf, gab einen Eindruck vom Zukunftspotenzial der Chemokine für die Dermatologie. Chemokine sind Zytokin-ähnliche Proteine in der Größenordnung von acht bis elf Kilodalton. Zur Zeit sind 42 humane Liganden in vier Unterfamilien bekannt. Sie binden an G-Protein-gekoppelte Rezeptoren und vermitteln zahlreiche physiologische und pathophysiologische Vorgänge. Dazu gehören insbesondere organspezifische Steuerungen der Lymphozyten und der Tumormetastasierung. So könnte die bevorzugte Metastasierung verschiedener Tumoren in jeweils bestimmten Organen erklärt werden.

In der Dermatologie dürften Chemokine insbesondere für die Therapie T-Zell-vermittelter Erkrankungen wie Psoriasis und atopische Dermatitis Bedeutung erlangen. Kürzlich wurde ein hautspezifisches Chemokin, CCL27 genannt, entdeckt, das nur in epidermalen Keratinozyten gebildet wird. Durch Interaktion mit seinem spezifischen Rezeptor, CCR10 genannt, vermittelt es die Rekrutierung hautinfiltrierender T-Zellen. Außerdem kann es Zellen gezielt auf entzündete Haut locken. Antagonisten oder Antikörper gegen CCL27 wären demnach potenzielle Arzneistoffe gegen Entzündungen und Autoimmunerkrankungen der Haut. Im Tiermodell soll bereits eine Blockade mit Antikörpern gelungen sein.

Wobei helfen TLR-Agonisten?

Prof. Dr. Wolfram Sterry, Berlin, erläuterte die Möglichkeiten der Therapie mit Toll-Like-Rezeptor(TLR)-Agonisten. Die TLR erkennen mikrobielle Strukturen, die an der Zelloberfläche exprimiert werden. Sie ermöglichen dem Organismus, Krankheitserreger und Pilze schnell zu erkennen, und kommen keineswegs nur auf Immunzellen vor. Sie erkennen offenbar im Gegensatz zu Antikörpern nicht nur ganz spezifische Strukturen, sondern Molekülmuster. Wird ein TLR angesprochen, setzt dieser Zytokine frei, die das Immunsystem in diesem Gebiet aktivieren. Bisher sind beim Menschen neun verschiedene TLR in zwei Unterfamilien bekannt.

Imiquimod ist ein Agonist für TLR7 und TLR8. Es aktiviert Monozyten und löst über eine lang andauernde Ausschüttung von Zytokinen eine Entzündung aus. Das Immunsystem wird aktiviert, als wäre ein Bakterium eingewandert. Daraufhin wird die betroffene Zelle abgestoßen.

Dies kann ausgenutzt werden, um virusinduzierte Genitalwarzen zu behandeln. Für diese Indikation ist Imiquimod bereits zugelassen, doch hätten in Studien auch aktinische Keratosen und oberflächliche Basaliome auf eine topische Therapie mit Imiquimod angesprochen. Angesichts der zunehmenden Häufigkeit dieser Hauttumoren dürfte eine solche einfache Behandlungsmöglichkeit künftig sehr gefragt sein.

Wie wirken Fumarsäureester?

Prof. Dr. Ulrich Mrowietz, Kiel, erläuterte, wie die Wirkungsweise von Fumarsäureestern bei Psoriasis vermutlich erklärt werden kann. Der Einsatz von Fumarsäureestern geht auf empirische Beobachtungen eines selbst betroffenen Forschers von 1959 zurück. Fumaderm®, das ein definiertes Fumarsäureestergemisch enthält, ist das weitaus meist verwendete Antipsoriatikum in Deutschland, aber es ist nur hier zugelassen. Es enthält Dimethylfumarat (DMF) als Hauptkomponente.

Dessen Metabolit Methylhydrogenfumarat (MHF) verändert das Sekretionsmuster von Lymphozyten. Es entstehen bevorzugt IL-4 und IL-5. Dagegen wird die Bildung von IL-8 in Monozyten gehemmt. Die wichtigste Folge der verschiedensten Zytokinwirkungen scheint die Hemmung der Translokation des Transkriptionsfaktors NFkB zu sein, den die immunregulierenden Zellen zum Überleben benötigen. Für diesen Effekt scheint DMF weitgehend allein verantwortlich zu sein, nicht dagegen MHF.

In der Praxis ergibt sich eine gute Wirksamkeit gegen Psoriasis. Obwohl die Leukozytenzahl abnimmt, wird die Infektanfälligkeit nicht erhöht. Möglicherweise wird die Indikation für Fumarsäureester künftig auf andere Th1-vermittelte Krankheiten wie rheumatoide Arthritis oder Multiple Sklerose auszuweiten sein.

Wie helfen Reparaturenzyme gegen DNA-Schäden?

Prof. Dr. Jean Krutmann, Düsseldorf, wurde am Vortag des wissenschaftlichen Hauptprogrammes von der Gesellschaft für Dermopharmazie mit dem erstmals vergebenen Dermopharmazie-Innovations-Preis (DIP) ausgezeichnet (siehe DAZ 15, S. 33). Damit wurde er für seine Arbeiten zur Reparatur von UV-lichtbedingten Schäden in der Haut geehrt. Hier berichtete er über die Fortsetzung dieser Arbeiten, den Einsatz von DNA-Reparaturenzymen gegen Präkanzerosen.

Durch UV-Licht verbinden sich Pyrimidinbasen in den DNA-Strängen zu Cyclobutanpyrimidindimeren. Der physiologische Reparaturvorgang ist sehr komplex und erfordert etwa 20 verschiedene Enzmye, die die geschädigte DNA heraustrennen und neu bilden. Das Heraustrennen kann durch das im Menschen natürlicherweise nicht gebildete Enzym Endonuklease V erleichtert werden. Es ist bereits seit den 70er-Jahren bekannt und inzwischen in einer Lotion zur äußerlichen Anwendung verfügbar.

An Mäusen lässt sich damit dosisabhängig das Auftreten von Hautkrebs nach UV-Bestrahlung vermindern. In klinischen Studien der Phase III wurden bisher Patienten mit Xeroderma pigmentosum untersucht, die krankheitsbedingt ein etwa 1000fach erhöhtes Hautkrebsrisiko haben und bei denen sich diese Tumoren mit großer Geschwindigkeit entwickeln. Die Häufigkeit von aktinischen Keratosen und Basalzellkarzinomen wurde bei diesen Probanden deutlich vermindert.

Wann werden Tierversuche überflüssig?

Prof. Dr. Horst Spielmann, Berlin, berichtete über den derzeitigen Stand der Entwicklung zum Einsatz von Tierversuchen. Dabei geht es vorrangig um die behördlich vorgeschriebenen Versuche, die zur Beurteilung neuer Stoffe notwendig sind. Sie sollen Arbeitskräfte beim Umgang mit den Stoffen und Verbraucher bei der Anwendung von Produkten oder Arzneimitteln und beim Verzehr von Lebensmitteln schützen. Aus historischen Gründen sind die meisten anerkannten Standardmethoden für diese Zwecke Tierversuche. Doch seit 1986 bestimmt eine EU-Richtlinie, dass Tierversuche unzulässig sind, sobald eine Alternativmethode von der OECD anerkannt wird.

Im Jahr 2000 wurden ein In-vitro-Test auf Phototoxizität und zwei Tests auf Ätzwirkung auf der Haut anerkannt, 2002 folgten drei weitere sicherheitstoxikologische Tests. Für die Anerkennung ist nachzuweisen, dass die Testergebnisse reproduzierbar und für die gewünschte Aussage relevant sind. Bedauerlicherweise habe sich gezeigt, dass die Beziehungen zwischen den Testdaten und den Zielgrößen oft nicht linear sind. Daher müsse nicht nur der Test selbst robust sein, sondern auch das dahinter stehende Prädiktionsmodell.

Für Tests von Fertigkosmetika sind Tierversuche in Deutschland seit 1987 und in der gesamten EU seit 2003 verboten. Doch stellt sich nun die Frage, ob die Kosmetikrichtlinie der EU umsetzbar sein wird, die in zehn Jahren Tierversuche für Kosmetika ganz verbietet. Sollten Verbraucherschutz und Tierschutz nicht zu vereinbaren sein, dürften keine neuen Stoffe mehr in Kosmetika eingesetzt werden. Als Zwischenziel für 2006 wird angestrebt, Ersatzverfahren für Tests auf Augenreizung, Hautreizung, Sensibilisierung der Haut und Embryotoxizität zu erarbeiten.

Was bringen systemische Immunsuppressiva?

Prof. Dr. Thomas Luger, Münster, gab einen Überblick über den Einsatz systemischer Immunsuppressiva in der Dermatologie. Dabei unterschied er die Konzepte grob in neue Entzündungshemmer und Immunmodulatoren, die bereits vorgestellten Biologicals und die Zelltherapie.

Zu den Entzündungshemmern und Immunmodulatoren zählen die bereits erwähnten TLR-Agonisten und Fumarsäurederivate, die Purin- und Pyrimidin-Synthese-Inhibitoren, die Calcineurin-Inhibitoren und einige weitere Substanzgruppen. Bei den Calcineurin-Inhibitoren wie Tacrolimus und Pimecrolimus sollten auch weitere Wirkungsmechanismen neben dem Haupteffekt beachtet werden, die Unterschiede zwischen den Substanzen begründen könnten. Das bisher äußerlich gegen atopische Dermatitis eingesetzte Pimecrolimus werde inzwischen auch systemisch gegen Psoriasis getestet, wobei bisher keine ernsthaften Nebenwirkungen beobachtet wurden.

Mit den Biologicals wird versucht, die Funktion der Antigen-präsentierenden Zellen, die T-Zell-Aktivierung, die Leukozytenadhäsion oder die Produktion von Zytokinen oder Chemokinen zu steuern. Sie zielen damit auf die Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen oder Tumoren. Auch Impfstrategien, bei denen dendritische Zellen mit Tumorantigenen beladen werden, sollen zur Tumortherapie dienen.

Wie entsteht endogener Harnstoff?

Priv.-Doz. Dr. Johannes Wohlrab, Halle/Saale, stellte Möglichkeiten zur Stimulation der keratinozytären Harnstoffsynthese vor. In der Epidermis wird L-Arginin durch Arginase in Harnstoff und Ornithin umgewandelt, wobei Mangan als Kofaktor dient. Außerdem entsteht Harnstoff aus Agmatin, einem Decarboxylierungsprodukt von Arginin. Bei atopischer Dermatitis, Psoriasis und anderen Hautkrankheiten ist diese endogene Produktion vermindert.

Da die topische Zufuhr von Harnstoff nur für kurze Zeit wirkt, liegt es nahe, die Produktion in den Keratinozyten anzuregen. Erste klinische Studien bestätigen, dass sich die endogene Harnstoffbildung durch Gabe von Agmatin und L-Arginin anregen lässt, wobei eine ausreichende Versorgung mit Mangan gewährleistet sein muss.

Warum wirkt Vitamin D3 gegen Apoptose?

Dr. Burkhard Kleuser, Berlin, stellte die antiapoptotischen Effekte von Vitamin D3 vor. Der aktive Metabolit von Vitamin D3, 1α,25-Dihydroxyvitamin D3, wird zur Behandlung der Psoriasis eingesetzt und wirkt dabei vermutlich über die Bildung von Ceramiden. Da Ceramide die Apoptose fördern, sollte auch unter Einsatz von Vitamin D3 die Apoptoserate steigen, doch ist das Gegenteil zu beobachten. Offenbar wirkt Vitamin D3 antiapoptotisch.

Als Ursache wird die weitere Metabolisierung der Ceramide zu antiapoptotisch wirksamem Sphingosin-1-phosphat unter dem Einfluss des Vitamin D3 angenommen. Denn die antiapoptotischen Effekte des Vitamin D3 lassen sich vollständig aufheben, wenn die Bildung des Sphingosin-1-phosphat unterbunden wird.

Was bringt die Rehydrierung der Haut?

Dr. Tilmann Reuther, Hamburg, beschrieb Untersuchungen zur Frage, ob die Rehydrierung der Haut ihre UV-Empfindlichkeit beeinflusst. In diversen Studien, die hierzu über Jahrzehnte durchgeführt wurden, ist die Haut stets unmittelbar nach der Applikation rehydrierender Zubereitungen bestrahlt worden.

Doch gehe dies an der gestellten Frage vorbei, da die Zubereitungen erst wirken müssen. Daraufhin wurde die Haut in einer neuen Studie erst 30 Minuten nach der Applikation bestrahlt. Dies ergab allerdings keine Hinweise auf eine Schutzwirkung der Rehydrierung.

Wem helfen topische Immunmodulatoren?

Im Anschluss an das wissenschaftliche Hauptprogramm fand ein Workshop zum Einsatz topischer Immunmodulatoren (TIMs), d. h. topisch eingesetzter Calcineurin-Inhibitoren, bei atopischer Dermatitis statt. Im Gegensatz zur Behandlung akuter Schübe mit Cortison bietet sich hier auch eine länger dauernde und damit präventive Behandlung an. Auch der Wirkungsmechanismus beider Substanzklassen unterscheidet sich grundlegend. Prof. Dr. Thomas Luger würdigte die TIMs als bedeutende therapeutische Innovation.

Prof. Dr. Thomas Ruzicka, Düsseldorf, stellte fest, dass nach einem halben Jahrhundert Cortisontherapie erstmals eine sichere und wirksame nicht-steroidale Therapie der atopischen Dermatitis möglich sei. In der Diskussion entgegnete Prof. Dr. Achim Zesch allerdings, dass die zurzeit angebotene Zubereitung von Pimecrolimus in einer lipophilen Grundlage einer Strategie zum längerfristigen Einsatz eher entgegenstehe.

Angesichts der bisherigen Studienlage ist derzeit noch umstritten, ob zwischen den topischen Immunmodulatoren Tacrolimus und Pimecrolimus eher die Unterschiede oder die Gemeinsamkeiten dominieren. Prof. Dr. Dr. Thomas Bieber, Bonn, zeigte, dass die Substanzen trotz ähnlicher Struktur einige Unterschiede aufweisen. So ist Pimecrolimus lipophiler, und beide Substanzen scheinen nicht alle Zelltypen gleichermaßen anzusprechen.

Allerdings fehlen bisher klinische Vergleichsstudien, wie Prof. Dr. Sakari Reitamo, Helsinki, feststellte. Offenbar wirkt Pimecrolimus deutlich schwächer als Tacrolimus und wird daher bisher primär als gut verträgliches Präparat für leichtere Fälle empfohlen.

Was macht die GD sonst noch?

Außerdem fanden im Rahmen der Jahrestagung ein Symposium der Fachgruppe Dermatopharmakologie, mehrere Workshops und die Mitgliederversammlung der GD statt. Einen Bericht über das Fachgruppen-Symposium finden Sie in dieser Ausgabe der DAZ in der Rubrik "Berichte", ein weiterer Bericht ist bereits in DAZ 15, Seite 32 erschienen. Die nächste Jahrestagung der GD findet am 30. und 31. März 2004 in Halle/Saale statt.

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