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Der Weg ist weit (Kommentar)

Mancher mag sich im Vorfeld des außerordentlichen Apothekertages gefragt haben: Wozu das alles? Was kann dort Neues verkündet werden, das wir noch nicht wissen? Was können wir an einem kurzen Tag Wegweisendes beschließen? Aber dann waren doch rund 1000 ApothekerInnen aus dem ganzen Bundesgebiet gekommen, um die Antworten auf diese Fragen mit zu gestalten.

Und es war wichtig, dort zu sein. Es gab Neues von den PolitikerInnen zu hören, sicher nichts bahnbrechend Neues, aber authentisch aus erster Hand und nicht vorgefiltert durch die Hand eines Journalisten oder Redakteurs. Und wenn auch die meisten Politiker in der Sache Altbekanntes verkündeten, waren die Stimmungen bemerkenswert. Sicher, Ulla Schmidt wurde für einige Positionen ausgebuht, Horst Seehofer erhielt für seinen eloquenten, charmant vorgetragenen Vortrag, der sehr ehrlich wirkte, standing ovations (was ja auch nicht immer so war in der Vergangenheit), und Dieter Thomae vertrat die Position des Freiberuflers, eine ureigene liberale Position.

Aber der Umgang mit der SPD wirkte softer und nicht mehr so konfrontativ wie noch vor ein paar Monaten. Gudrun Schaich-Walch für die SPD-Fraktion bemühte sich sichtlich um Verständnis für die Ängste der Apotheker, appellierte aber auch daran, über die eigene Bereitschaft zu Veränderungen nachzudenken. Und auch die Position zum Versandhandel ist nicht so klar pro Versandhandel, wie immer aus dem Ministerium zu hören ist. So bestellen ihrer Meinung nach bereits heute schon zu viele Menschen in den Niederlanden, aber sowohl sie als auch Ulla Schmidt bekräftigten, lieber vorher Regelungen zum Versandhandel zu schaffen, als hinterher von der EU überrollt zu werden.

Und es gab auch inhaltlich klare Positionen: Die Änderung der AMpreisV hin zu einem Modell, das die pharmazeutische Beratungsleistung unabhängig vom Preis honoriert, wird von den Regierungsfraktionen gewünscht. Mittlerweile hat sich auch die ABDA zu einem dynamischen Kombimodell mit genau so einer Komponente durchgerungen – vor einem Jahr und sogar noch auf dem letzten Apothekertag war davon noch nicht die Rede gewesen. Aber offenbar ist die Basis noch etwas langsamer, denn noch immer hängen viele ApothekerInnen an der alten AMpreisV um jeden Preis, auch den des Unterganges.

Und die Grünen? Sie schickten ihre neue gesundheitspolitische Fraktionssprecherin ins Rennen, die offenbar noch nicht viele Kontakte zu ApothekerInnen gehabt hat. Zumindest gingen ihre Detailkenntnisse des Gesundheitsbereiches nicht sehr in die Tiefe, was sie rhetorisch gekonnt, aber auch überheblich überspielte. Aber grün? Ihre Meinungen hätten eher zum Etikett "wirtschaftsliberal" gepasst, z.B.: Arzneimittel sind keine Waren besonderer Art, und der Apotheker ist kein Heilberufler. Hier besteht offenbar noch reichlich Aufklärungsbedarf ...

Weitere Informationen über den außerordentlichen Apothekertag finden Sie bei www.BVA-online.de unter Aktuelles.

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