Feuilleton

Ausstellung: Züchtung mit und ohne Gentechnik

Das Biohistoricum in Neuburg an der Donau zeigt bis zum 27. April eine Ausstellung zum Thema Züchtung und konfrontiert dabei die konventionellen, bereits in der Steinzeit beginnenden Bemühungen der Menschheit auf diesem Gebiet mit dem gegenwärtigen Einsatz der Gentechnik.

Am Anfang stand die neolithische Revolution: Mit der Domestikation von Tieren und dem landwirtschaftlichen Anbau von Pflanzen wurde der Mensch zum Züchter. Er strebte danach, Nutztiere und Nutzpflanzen zu verändern, um sie ertragreicher und schmackhafter zu machen, um sie an andere Umweltbedingungen anzupassen oder um sie widerstandsfähiger gegen Schädlinge zu machen. Manchmal waren auch ästhetische Bedürfnisse die Treibfeder der Züchtung, z. B. bei den vielen Tausenden Rassen der Heimtiere, vom Mops bis zum Goldfisch.

Züchtung als Spielerei oder Geschäft

Bei der konventionellen Züchtung machte sich der Mensch spontane Mutationen zunutze, indem er die betroffenen Individuen auswählte, am Leben erhielt und durch Kreuzungen zielstrebig weiter entwickelte. So überlebte nicht, was der Umwelt am besten angepasst war, sondern was dem Menschen am besten gefiel oder am meisten nützte. Bestimmte Merkmale hypertrophierten, andere verkümmerten, und es entstanden geradezu groteske Wesen wie Phönixhähne mit meterlangen Schwänzen, Nackthunde, die ständig frösteln, und mopsköpfige Middle-White-Schweine mit extremen Gebiss- und Kieferanomalien.

Regte sich angesichts solcher Spielereien mit den Geschöpfen bei manchem Tierfreund das moralische Gewissen, so war der Bevölkerung bei landwirtschaftlichen Nutztieren fast alles recht, was die Qualität und Quantität des Produktes steigerte, und zwar nicht nur bei der Haltung, sondern auch bei der Züchtung von Hochleistungsrassen.

Diese positive Einstellung zur Züchtung galt für die Nutzpflanzen umso mehr, als bei ihnen die Aspekte des Tierschutzes wegfielen, wenn auch ökologische Bedenken eine gewisse Rolle bei ihrer Beurteilung spielten. In diesem Bereich hat erst der Einsatz der Gentechnik einen grundsätzlichen Gesinnungswandel herbeigeführt, der allerdings weitgehend irrational motiviert ist.

Furcht vor der Gentechnik

Während Züchtungserfolge mit konventionellen Methoden weitgehend vom Zufall abhängig sind, ermöglicht die Gentechnik den gezielten Einbau von gewünschten Eigenschaften in das Erbgut eines Lebewesens. Ein Beispiel, das im Biohistoricum demonstriert wird, ist der "Gen-Mais", in dessen Genom Gene aus Bacillus thuringiensis eingeschleust worden sind, die für das insektizide Bt-Protein kodieren und dadurch den Maiszünsler, den Hauptschädling auf Maisfeldern, abwehren.

Während bestimmte transgene Pflanzen insbesondere in Nord- und Südamerika einen beachtlichen Anteil an der Anbaufläche einnehmen, verhält sich Europa ablehnend. Auch einige Wissenschaftler sprechen von unkalkulierbaren Risiken. Die Ausstellung im Biohistoricum trägt jedoch dazu bei, durch Vermittlung von Kenntnissen irrationale Ängste zu beseitigen und die Diskussion zu versachlichen.

Im Museum werden die Methoden und Erfolge der Züchtung meistens graphisch oder im Bild sowie durch viele Tier- und Pflanzenpräparate dargestellt. Die Hintergründe des transgenen Mais werden in einem Film erläutert.

Ausstellungsdaten

Biohistoricum Neuburg Amalienstr. 33, 86633 Neuburg an der Donau Tel. (0 84 31) 60 54 30 Geöffnet: Dienstag bis Donnerstag 14 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 17 Uhr. www.neusob.de/biohistoricum/index.html

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