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Umfrage zu Reformen im Gesundheitswesen: Der Reformwille in der Bevölkerung ste

BERLIN (vfa/ks). Immer mehr Menschen in Deutschland sind der Meinung, das jetzige Gesundheitssystem habe keine Zukunft und bedürfe dringend durchgreifender Reformen: 59 Prozent sprechen sich in diesem März hierfür aus Ų im August letzten Jahres waren es noch 52 Prozent. Weitere 39 Prozent halten kleinere Veränderungen für notwendig. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Emnid unter 1917 Personen im Auftrag des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) durchgeführt hat.

Dabei ist der Reformwillen in den neuen Bundesländern und bei Personen ab 60 Jahren allerdings deutlich gebremster. Nur 50 Prozent der Bevölkerung Ostdeutschlands und 49 Prozent der Älteren plädieren für grundlegende Reformen.

GKV soll sich auf notwendige Leistungen konzentrieren

Dennoch: Die meisten Befragten sind durchaus bereit, einzelne Neuerungen zu akzeptieren. So sprechen sich nach den Emnid-Ergebnissen jeweils 76 Prozent dafür aus, dass sich die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) auf die wesentlichen und absolut notwendigen Leistungen konzentrieren muss und auch GKV-Versicherte die Freiheit haben sollten, ihr Leistungspaket selbst zu gestalten. Ebenso viele der Befragten befürworten mehr Wettbewerb zwischen den Kassen, um so die Kosten zu reduzieren und gleichzeitig die Qualität zu steigern. 77 Prozent wollen versicherungsfremde Leistungen aus der GKV ausgegliedert sehen, damit das Geld für die Behandlung von Krankheiten zur Verfügung steht. Kaum Zuspruch gibt es hingegen für höhere Beiträge (14 Prozent) oder pauschal höhere Zuzahlungen (27 Prozent).

Hohes Informationsbedürfnis

Weiterhin wünscht sich die Bevölkerung mehr Informationen über die Qualität medizinischer Leistungen: Vor allem im Bereich Krankenhäuser und Spezialisten ist der Informationsbedarf hoch (83 Prozent). Über Arzneimittel wollen 81 Prozent mehr wissen. Als besonderen Aspekt der Patienteninformation wurde auch der Wunsch nach Kostentransparenz abgefragt: 83 Prozent der gesetzlich Versicherten begrüßen es, wenn sie in regelmäßigen Abständen eine Aufstellung über die erbrachten Behandlungsleistungen des Arztes erhalten würden.

Für flexible Tarife

Viele der Befragten können sich auch eine Flexibilisierung der Leistungs- und Tarifgestaltung in der GKV vorstellen: So befürworten 81 Prozent den Abschluss von Zusatzversicherungen – etwa für Gesundheitschecks oder Komfortleistungen im Krankenhaus. Drei Viertel unterstützen eine Beitragsrückerstattung am Jahresende, wenn keine Leistungen in Anspruch genommen wurden. Für den Abschluss eines individuellen Versorgungsplanes, der den persönlichen Wünschen des Versicherten für seinen Krankenversicherungsschutz entspricht, plädieren 78 Prozent. Die Einführung von Selbstbehalttarifen als Wahlmöglichkeit befürwortet nur eine knappe Mehrheit von 52 Prozent.

Festzustellen ist, dass Personen unter 30 Jahren besonders stark für Leistungs- und Tarifdifferenzierungen eintreten: In dieser Altersgruppe sind 90 Prozent für die Möglichkeit von Zusatzversicherungen, 81 Prozent für die Option der Beitragsrückerstattung, 89 Prozent für individuelle Versorgungspläne und immerhin 69 Prozent für Selbstbehalttarife. Auch hinsichtlich des Finanzierungssystem der GKV zeigt sich die Bevölkerung reformbereit: 53 Prozent der gesetzlich Versicherten können sich vorstellen, den Arbeitgeberanteil zur Krankenversicherung in Lohn umzuwandeln.

Yzer: Die Botschaft der Deutschen ist klar

Für die VFA-Hauptgeschäftsführerin Cornelia Yzer, die die Umfrage am 13. März in Berlin vorstellte, zeigen diese Ergebnisse kurz vor der Regierungserklärung des Bundeskanzlers eines: "Die Botschaft der Bevölkerung an die Bundesregierung lautet: Macht endlich das Gesundheitswesen fit für die Zukunft". Die Deutschen, so die VFA-Chefin, wollten den Systemwandel statt fortgesetzter Flickschusterei.

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