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Galenik: Dem Bandwurm nachempfunden

In der Regel ist der Bandwurm ein äußerst unwillkommener Gast. Dennoch kann man von ihm lernen: Ein Team von Wissenschaftlern nahm sich die Fähigkeit des Parasiten, den Transport der Nahrung im Darm seines Opfers zu verlangsamen, zum Vorbild. So soll es in Zukunft möglich sein, die Verweildauer von Medikamenten im Dünndarm zu verlängern und damit deren Resorptionsrate zu steigern.

Einem Bericht der Universität Wisconsin zufolge gelang es John Oaks von der School of Veterinary Medicine und Paul Bass von der School of Pharmacy mithilfe ihrer Kollegen, einen wichtigen chemischen Signalfaktor aus dem Bandwurm zu isolieren: das cyclische Guanosinmonophosphat (cGMP). Der Bandwurm scheint das cGMP zu benötigen, um die elektrochemische Aktivität der Muskeln im Darm seines Gastgebers so zu verändern, dass die Nahrung in diesem Bereich langsamer transportiert wird. Dadurch wird es dem Bandwurm erleichtert, Nährstoffe aufzunehmen.

Vielleicht kann auch der Mensch in Zukunft diese Eigenschaft des cGMP nutzen. Mit dessen Hilfe, so hoffen die Wissenschaftler, könnte es möglich sein, Medikamente länger im Dünndarm festzuhalten. Da viele Arzneistoffe über den Dünndarm aufgenommen werden, könnte durch den verlängerten Aufenthalt die Menge an resorbiertem Wirkstoff erhöht werden. Wirtschaftlich gesehen wäre die Kombination des günstig herzustellenden cGMP mit verschiedenen Medikamenten von großem Vorteil, da einige Arzneimittel in der Folge niedriger dosiert werden könnten. Es gibt Beispiele für Wirkstoffe, die derzeit nur zu einem Prozent aufgenommen werden. Eine geringere Dosierung könnte auch die Nebenwirkungen einschränken. Nicht zuletzt würde die Umwelt von dem verringerten Wirkstoffeinsatz profitieren: In Amerika gibt es bereits Untersuchungen, die auf einen erhöhten Gehalt an Arzneistoffen in den Gewässern hinweisen. ah

Quelle: www.news.wisc.edu, Meldung vom 1.3.2003

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