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Baden-Württemberg: Apotheken in Not

Einen Tag nach Aschermittwoch fand in Heidelberg eine durch die örtliche SPD organisierten Podiumsdiskussion zum Thema "Apotheken in Not" statt. Auf dem Podium saßen der Präsident des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg e.V. Fritz Becker, der Bundestagsabgeordnete Lothar Binding (SPD), Regierungsdirektor Ulrich Dietz vom Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung und der Geschäftsstellenleiter der TKK Heidelberg Gerhard Langendörfer. Nach kurzen Eingangsstatements der Diskutanten wurde das Publikum in die Diskussion einbezogen.

Regierungsdirektor Dietz erläuterte die gesetzlichen Grundlagen und gab vor allem Ausblicke darauf, wie und wo eine anstehende Gesundheitsreform ansetzen werde. Es werde eine "große Reformrunde" der SPD "vielleicht ab Mai" geben, in der aber die Inhaber-geführte Apotheke weiterhin das Hauptstandbein der ambulanten Arzneimittelversorgung in Deutschland bleiben soll, so Dietz. Jedoch müssten hierbei die wirtschaftlichen Bedingungen erst neu geregelt werden.

Die konkreten Auswirkungen des BSSichG

LAV-Präsident Becker stellte anhand von aktuellem Zahlenmaterial des Abrechnungsmonats Januar die konkreten Auswirkungen des Beitragssatzsicherungsgesetzes (BSSichG) für die Apotheken dar. "Noch im November und Dezember, als wir solche Zahlen prognostizierten, wurden wir mit Spott überzogen", blickte der LAV-Präsident zurück.

Heute zeige sich, dass die damaligen Hochrechnungen der Apothekerverbände hinsichtlich der finanziellen Auswirkungen des neuen Gesetzes auf die einzelne Apotheke völlig zutreffend gewesen seien. Auch die zahlreich im Publikum anwesenden Apothekerinnen und Apotheker bestätigten die erheblichen finanziellen Mehrbelastungen aus ihrer Praxis und untermauerten Beckers Argumentation mit etlichen Zahlenbeispielen.

Eindrucksvoll wurden den Politikern auf dem Podium die bereits im Januar zahlreich vorgenommenen Entlassungen dargestellt. Nicht nur das Mehr an Rabatt der Apotheken, sondern vor allem auch der durch den pharmazeutischen Großhandel zu erbringende Rabatt an die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) erfolge komplett zu Lasten der Apotheken, rechnete Becker vor und forderte die Politik auf, mindestens diesen Teil des desaströsen Gesetzes in Windesweile zu modifizieren, bevor in noch mehr Apotheken das Licht ausgehen würde.

Heiß umstritten: Versandhandelsverbot

Besonders der durch die Bundesregierung immer wieder in die Diskussion eingebrachte Fall des Versandhandelverbotes für Arzneimittel war ein heiß umstrittenes Thema des Abends. Der Vertreter der GKV, Gerhard Langendörfer, befürwortete den Versandhandel und die Internetapotheke, da sie den Krankenkassen große Kosteneinsparungsmöglichkeiten biete.

Der Abgeordnete Lothar Binding wurde mit zahlreichen empörten und auch enttäuschten Apothekerinnen und Apothekern konfrontiert. Bei dieser Politik, die die SPD betreibe, handele es sich um menschenunwürdige Gesundheitspolitik sowie um ein gegenseitiges Aufhetzen der beteiligten Bereiche, war einhellige Meinung des Publikums. Auch Vertreter des pharmazeutischen Großhandels im Publikum stellten sich auf die Seite der Apotheke.

In einem Ausblick am Ende der Diskussion stellte Fritz Becker eindeutig klar, dass die Apotheken zu politischen Modernisierungen des Gesundheitswesens bereit und offen seien. Es müsse sich hierbei aber um ein faires Miteinander handeln. Die Apothekerinnen und Apotheker hätten bereits Vorschläge gemacht und wären auch bereit mehr zu tun. "Wir können mehr, als wir dürfen", rief Becker vor allem dem Abgeordneten und dem Regierungsdirektor zu. Nur so wie bisher könne und dürfe man nicht weiter machen: Die Apotheken seien in brutalster Weise getroffen und werden diese Situation nicht lange durchhalten können.

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