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Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Dekubitus sollte verhindert werden

BERLIN (sw). In Deutschland entwickeln schätzungsweise mehr als 400 000 Menschen jährlich ein behandlungsbedürftiges Druckgeschwür. Das vorliegende Heft 12 des Robert-Koch-Instituts mit der Gesundheitsberichterstattung des Bundes informiert über das Krankheitsbild, seine Risikofaktoren, medizinische und gesundheitsökonomische Folgen, Möglichkeiten der Behandlung und der rechtzeitigen Vorbeugung.

Druckgeschwüre (Dekubitus, Dekubitalgeschwüre, Dekubitalulzera, Dekubitalläsionen) sind mit dem bloßen Auge erkennbare Veränderungen der Haut (und oft der darunter liegenden Gewebeschichten) infolge von anhaltender äußerer Druckeinwirkung. Sie haben weitreichende Folgen bis hin zum Tod.

Dekubitus zählt zu den chronischen Wunden, ist für die Betroffenen sehr belastend (Schmerzen, übler Geruch), aufwändig und langwierig zu behandeln. Offene Druckgeschwüre sind Eintrittspforten für Erreger, die lokale Infektionen verursachen, aber auch zur Streuung von Eiterherden über die Blutbahn führen können. Folgen können Knochenabszesse, Lungenentzündungen oder sogar Sepsis sein.

Vor allem immobile, kranke, oft ältere Menschen erleiden einen Dekubitus – jährlich mehr als 400 000. Betroffen sind sowohl Bewohner und Patienten in allen Einrichtungen des Gesundheitswesens als auch Pflegebedürftige in der häuslichen Pflege. Das Dekubitusrisiko in der ambulanten pflegerischen Versorgung wird mit über 30%, in Pflege- und Altenheimen mit über 50% angegeben.

Gesicherte Zahlen liegen erst in Ansätzen vor, die Zahl wird mit der steigenden Lebenserwartung steigen. Die Öffentlichkeit wird immer wieder durch so genannte Pflegeskandale alarmiert. Dekubitus gilt als Qualitätsindikator für die pflegerische und medizinische Versorgung.

Es gibt gute wissenschaftliche Erkenntnisse, die aber häufig nicht in die Praxis umgesetzt werden. Erschwert wird die Situation durch eine komplizierte Verschreibungs-, Antrags- und Bewilligungspraxis von vorbeugenden Maßnahmen und Hilfsmitteln.

Zentrales Anliegen muss die Verhinderung von Dekubitus sein. Grundlage einer rechtzeitigen Vorbeugung ist die standardisierte Einschätzung des Dekubitusrisikos zu Beginn eines pflegerischen Auftrags und die regelmäßige Wiederholung dieser Einschätzung.

Die wichtigste Prävention ist die Verminderung längerer Druckausübung auf gefährdete Hautareale durch Mobilisation – nicht nur Sitzen, sondern auch Stehen und Gehen, gegebenenfalls mit Hilfe. Falls der Allgemeinzustand dies nicht zulässt, gibt es verschiedene Lagerungstechniken sowie effektive Hilfsmittel. Mehrere Interessengruppen und medizinische Fachgesellschaften haben Leitlinien publiziert.

Weitere Informationen: Robert-Koch-Institut, Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 12: Dekubitus; www.rki.de/GBE/GBE.HTM, E-Mail: gbe@rki.de

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