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Studenten: Diskussion über Zukunft des deutschen Gesundheitswesens

Am 24. und 25. Januar fand in Berlin der Kongress "Zukunftssicherung im Gesundheitswesen statt", auf welchem Fachleute aus Politik, Apotheker-, Ärzte- und Studierendenschaft sowie privaten und gesetzlichen Krankenkassen ihre Visionen und Vorstellungen einbringen und kontrovers diskutieren konnten.

Plädoyer für substanzielle Veränderung

Wenig überraschend war der Umstand, dass vor allem Möglichkeiten zum effektiveren Mitteleinsatz großen Platz einnahmen. So sprach sich Dr. Klaus Jacobs vom wissenschaftlichen Institut der AOK dafür aus, die öffentliche Debatte um kleinschrittige Reformen einzustellen und endlich eine substanzielle Veränderung im Gesundheitswesen herbeizuführen. Namentlich kritisierte er die tagtäglich neuen und sich widersprechenden Vorschläge der Gesundheits- und Sozialministerin Ulla Schmidt.

Im Zentrum seiner Vorschläge stand die Idee, die sektoriellen Schranken im Gesundheitswesen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung einzureißen, um Doppeluntersuchungen und Überversorgung abzustellen. Von der heutigen niedergelassenen Arztpraxis mit ein oder zwei Ärzten werde man sich verabschieden müssen. Er plädierte auch dafür, Krankenhausapotheken mehr Rechte einzuräumen, sodass sie z. B. auch Altenheime beliefern dürfen. Nach Intervention der anwesenden Apothekerschaft musste er jedoch einräumen, dass dadurch keine massiven Einsparungen möglich seien.

Patientenbetreuung mit Callcenter

Ein bislang wenig beachtetes Aufgabengebiet für Apotheker (und Ärzte) sprach Herr Folke Tedsen von der privaten HanseMerkur-Versicherungsgruppe an: Durch die Einrichtung eines mit Pharmazeuten und Medizinern besetzten Callcenters, welches auch Betreuung via E-Mail ermöglicht, konnte eine verbesserte Compliance der Versicherten erzielt werden, welche sich direkt – bei leicht gestiegenen Arzneimittelausgaben – durch weniger Krankenhausaufenthalte spürbar positiv auf die Finanzlage des Krankenversicherers auswirkte.

Im Mittelpunkt des Interesses der Studenten stand ein Workshop mit dem Präsidenten der Bundesärztekammer Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe und Prof. Dr. Marion Schaefer (Institut für klinische Pharmakologie, HU Berlin). Für den Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland e.V. (BPhD) mischten sich dessen Vorsitzender Christian Weber und der Generalsekretär Matthias Pfannkuche in die Diskussion ein.

Ergebnisse der Diskussion waren der Wunsch zur Vernetzung zwischen dem Medizin- und dem Pharmaziestudium sowie der jeweiligen Einzeldisziplinen innerhalb dieser Fächer, die berufsbildbezogene Ausgestaltung der Studiengänge sowie eine verstärkte Kooperation zwischen Arzt und Apotheker. Die von den Pharmaziestudenten kritisierte mangelnde Bereitschaft so mancher niedergelassenen Ärzte, die pharmakologische Kompetenz der Apotheker anzunehmen, fand auf Seiten der Ärztevertreter zumindest keinen Widerspruch.

Außerdem vereinbarte der BPhD, einen neuen Anlauf zur Zusammenarbeit mit dem frisch gewählten Vorstand der Medizinstudentenvertretung, der Fachtagung Medizin, zu starten. Die "Mauern" zwischen den beiden Disziplinen sollen schon während der Ausbildung eingerissen werden, um über ein Mehr an Kommunikation die Grundlage für eine bessere und effizientere Versorgung der Patienten zu schaffen.

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