Arzneimittel und Therapie

Wundheilung: Hohe Akzeptanz der Madentherapie unter Ärzten

Eine Umfrage unter 2201 Chefärzten deutscher Kliniken ergab, dass sich 75 Prozent vorstellen können, ihren Patienten Fliegenmaden zur Wundbehandlung zu applizieren. Besonders rege beteiligten sich an der Umfrage Chirurgen und Internisten, auf die allein 50 Prozent der Antworten entfielen, wie aus einer Pressemitteilung der BioMonde GmbH hervorgeht.

1928 gilt als das Geburtsjahr der klinischen Forschung mit lebenden Fliegenmaden: Der US-amerikanische Chirurg Professor William Baer behandelte die Wunden von Kindern, indem er eigens hierfür gezüchtete Maden der Art Lucilia sericata aufbrachte. Baer beobachtete eine beschleunigte Wundheilung, eine verminderte Amputationsrate und eine deutlich erhöhte Überlebensrate der Patienten. Zahlreiche klinische Untersuchungen folgten. Insgesamt sind inzwischen mehr als 6000 Patienten in Kasuistiken, Anwendungsbeobachtungen und klinischen Studien erfasst.

Speichelsekret greift ausschließlich nekrotisches Gewebe an

Erforscht wurde die Wirkung der Fliegenmaden bei verschiedenen chronischen Wunden, darunter diabetische Fußulzerationen, Dekubitus und MRSA-infizierte Wunden, bei denen besonders gute Therapieerfolge erzielt werden konnten. Ausgenutzt wird für die Therapie mit den Fliegenmaden, dass die Made in der Wunde ein spezielles Speichelsekret absondert, das eine Reihe proteolytischer Enzyme enthält. Diese sorgen für eine Verflüssigung der Nekrosen. Nach drei bis vier Tagen werden die Maden entfernt oder gegebenenfalls durch neue ersetzt.

Vorteil gegenüber konventionellen Wundheilungsmethoden: Die Maden greifen ausschließlich nekrotisches Gewebe an. Zudem wirken sie antibakteriell, reduzieren die Keimbesiedelung und fördern die Wundgranulation.

Maden zur Behandlung chronischer oder schlecht heilender Wunden

Voraussetzung für die Applikation von Maden zur Wundbehandlung ist das Wissen um die Therapie: 95 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Ärzte kannte die Behandlungsmethode bereits vor der Befragung in erster Linie aus der Fachpresse. 27 Prozent, vor allem Chirurgen und Internisten, hatten selbst bereits Maden zur Wundbehandlung eingesetzt. Als Hauptgrund für eine Nichtanwendung der Therapie gaben 47 Prozent der Befragten fehlende Veranlassung an, dagegen ist ein möglicher Imageverlust mit 11 Prozent von nur geringer Relevanz.

Die hohe Akzeptanz der Madentherapie ist vor allem auf einer positiven Einschätzung der bereits erzielten Behandlungsergebnisse zurückzuführen: 79 Prozent der Ärzte beurteilten den Therapieerfolg mit "gut" oder "sehr gut". Dass Maden ein breites Heilungspotenzial besitzen, bestätigen die Antworten auf die Frage nach dem Anwendungsbereich. Zu 30 Prozent wurden Maden zur Behandlung chronischer oder schlecht heilender Wunden eingesetzt. Auch für die Versorgung diabetischer Wunden und bei Ulcus cruris spielen die Tiere mit 27 bzw. 21 Prozent eine wesentliche Rolle.

Noch kaum genutzt wird die Madentherapie dagegen zur Behandlung von Wunden mit Bakterienbesiedlung, die antibiotische Resistenz zeigen: Multiresistente Staphylococcus-aureus-Stämme (MRSA) stellen ein häufiges Problem in Kliniken dar. Antibiotika versagen hier oftmals. In diesem Bereich ist das Heilungspotenzial durch Maden entsprechend hoch.

Maden im Biobag erhöhen die Compliance

Zur Behandlung können Maden sowohl direkt (als "Freiläufer") als auch in Gaze (als "Biobag") in die Wunde appliziert werden. Eine semitransparente oder nicht-transparente Wundauflage verhindert hier eine freie Bewegung der Maden in der Wunde. Der Biobag wird einfach auf die Wunde gelegt und mit einem einfachen Mullverband umwickelt.

Die Ärzte gaben der Studie zufolge mit 39 zu 35 Prozent den Freiläufern den Vorzug. Die übrigen 26 Prozent verwendeten beide Formen und waren damit besonders zufrieden: 88 Prozent beurteilten die Verabreichung mit "gut" oder "sehr gut". Wie zu erwarten ist die Akzeptanz der Biobags unter den Patienten deutlich höher als die der Freiläufer. 84 Prozent der Ärzte schätzten die Compliance ihrer Patienten bei einer Biobag-Behandlung mit "gut" oder "sehr gut" ein. Bei den Freiläufern lag der Wert bei 69 Prozent. Der Ekel davor, Maden direkt auf der Haut zu tragen, spielt dabei die entscheidende Rolle. Der Gesamtwert für die Compliance liegt mit fast 80 Prozent dennoch überraschend hoch. ck

Eine Umfrage unter 2201 Chefärzte deutscher Kliniken ergab, dass sich 75 Prozent vorstellen können, ihren Patienten Fliegenmaden zur Wundbehandlung zu applizieren. Ausgenutzt wird für die Therapie mit den Fliegenmaden, dass die Made ein spezielles Speichelsekret absondert und ausschließlich nekrotisches Gewebe angegriffen wird.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.