Arzneimittel und Therapie

Selektiver 5-HT1B/1D-Rezeptoragonist: Frovatriptan zur Behandlung der Migräne

Frovatriptan (Allegro®) ist ein weiterer selektiver 5-HT1B/1D-Rezeptoragonist zur Behandlung der Migräne, der jetzt auf den Markt kommt. Wirkung, Kontraindikationen und Nebenwirkungen entsprechen denen anderer Triptane. Im Vergleich zu anderen Triptanen besitzt Frovatriptan mit 26 Stunden die längste Eliminationshalbwertszeit und damit auch eine sehr lange Wirkungsdauer.

Frovatriptan (Allegro®) ist wie Sumatriptan, Zolmitriptan, Naratriptan, Rizatriptan, Almotriptan und Eletriptan ein Serotonin-5-HT1B/1D-Rezeptoragonist, der zur Behandlung der Migräne eingesetzt wird. Frovatriptan zeigt ausgeprägte Selektivität für die 5-HT1B/1D-Rezeptoren und weist keine signifikante Affinität zu 5-HT2-, 5-HT3-, 5-HT4-, 5-HT6-, Alpha-Adreno- oder Histaminrezeptoren auf. Es wird angenommen, dass es selektiv an den extrazerebralen, intrakraniellen Arterien wirkt und so die übermäßige Dilatation dieser Gefäße bei einem Migräneanfall verhindert. In klinisch relevanten Konzentrationen führte Frovatriptan zur Konstriktion isolierter humaner Zerebralarterien bei geringer oder fehlender Wirkung auf isolierte humane Koronararterien.

Wirkung ist gut belegt

Alle Triptane haben ihre Wirkung in großen plazebokontrollierten Studien belegt. Triptane wirken im Gegensatz zu Ergotamintartrat zu jedem Zeitpunkt innerhalb der Attacke, d. h. sie müssen nicht notwendigerweise unmittelbar zu Beginn der Attacke genommen werden. Sie wirken anders als Mutterkornalkaloide deutlich besser auf die typischen Begleiterscheinungen der Migräne wie Übelkeit und Erbrechen.

Frovatriptan soll so früh wie möglich nach Einsetzen des Migränekopfschmerzes eingenommen werden, ist aber auch bei Einnahme zu einem späteren Zeitpunkt wirksam. Es soll nicht prophylaktisch angewendet werden. Die Filmtabletten sollen unzerkaut mit ausreichend Wasser eingenommen werden. Die empfohlene Einzeldosis ist 2,5 mg Frovatriptan. Falls die Migräne nach einer initialen Besserung erneut auftritt, kann eine zweite Dosis eingenommen werden, vorausgesetzt, es sind mindestens 2 Stunden nach Einnahme der ersten Dosis vergangen. Wenn ein Patient nicht auf die erste Frovatriptan-Dosis anspricht, soll für denselben Migräneanfall keine zweite Dosis eingenommen werden, da hierfür kein Nutzen nachgewiesen werden konnte. Bei späteren Migräneanfällen kann Frovatriptan dagegen erneut verwendet werden. Die Gesamttagesdosis darf 5 mg pro Tag nicht überschreiten. Eine Dosisanpassung ist bei Patienten mit Nieren- und Leberfunktionsstörungen nicht erforderlich. Bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz ist Frovatriptan jedoch kontraindiziert.

Pharmakokinetik

Nach Verabreichung einer oralen Einzeldosis von 2,5 mg an gesunde Probanden werden innerhalb von 2 bis 4 Stunden maximale Blutkonzentrationen erreicht, die Wirkung tritt allerdings erst nach etwa 4 Stunden ein. Die orale Bioverfügbarkeit beträgt 22% bei Männern und 30% bei Frauen. Das Potenzial für Wechselwirkungen ist gering: Frovatriptan ist kein Hemmer der humanen Monoaminoxidase(MAO)-Enzyme oder der Cytochrom-P450-Isoenzyme. Die Substanz wird zu 32% im Urin und zu 62% in den Fäzes ausgeschieden. Die terminale Eliminationshalbwertszeit beträgt etwa 26 Stunden.

Verzögerter Wirkungseintritt

Frovatriptan wurde in drei multizentrischen plazebokontrollierten Studien untersucht. In diesen Studien war es in einer Dosis von 2,5 mg stets gegenüber Plazebo überlegen in Bezug auf die Besserung der Kopfschmerzen 2 und 4 Stunden nach der Verabreichung und bezüglich der Zeit bis zur ersten Besserung. Die kürzeste Zeit bis zum Wirkungseintritt benötigt mit 10 Minuten subkutan eingesetztes Sumatriptan. Orales Sumatriptan, Almotriptan und Zolmitriptan wirken nach 45 bis 60 Minuten. Rizatriptan und Eletriptan sind oral am raschesten wirksam (nach 30 Minuten). Der Wirkungseintritt von Naratriptan und Frovatriptan ist im Vergleich zu den anderen Triptanen verzögert. Sie benötigen bis zu 4 Stunden bis zum Wirkungseintritt.

Naratriptan und Frovatriptan (je 2,5 mg) sind weniger wirksam als Sumatriptan, zeigen aber auch weniger Nebenwirkungen und eine etwas geringere Rate an wiederauftretenden Kopfschmerzen. Im mittleren Wirkungsbereich liegen Rizatriptan 5 mg, Zolmitriptan 2,5 mg und Almotriptan 12,5 mg. 10 mg Rizatriptan sind etwas wirksamer als 100 mg Sumatriptan. Eletriptan ist in einer Dosierung von 2 x 40 mg das effektivste orale Triptan, hat aber auch die meisten Nebenwirkungen.

Die Häufigkeit des Wiederauftretens der Kopfschmerzen (Recurrence-Rate) liegt bei den verschiedenen Triptanen zwischen 15% und 40%. Möglicherweise ist die Recurrence-Rate bei Frovatriptan wegen seiner langen Halbwertszeit besonders niedrig, in direkten Vergleichsstudien konnte dies bisher jedoch nicht nachgewiesen werden.

Vorsicht bei koronarer Herzkrankheit

Wie andere 5-HT1-Rezeptoragonisten darf Frovatriptan nicht ohne eine vorherige kardiovaskuläre Untersuchung an Patienten verabreicht werden, die Risikofaktoren für eine Koronararterienerkrankung aufweisen. Dazu gehören Hypertonie, koronare Herzerkrankung, Angina pectoris sowie Myokardinfarkt in der Vorgeschichte. Nach der Verabreichung von Frovatriptan kann es, wie bei allen Triptanen, zu vorübergehenden Symptomen wie Schmerzen und Engegefühl im Brustraum kommen, die intensiv sein können und eventuell in den Halsbereich ausstrahlen.

Weitere Kontraindikationen sind Hypertonie, früherer zerebrovaskulärer Insult (Apoplexie) oder frühere transitorische ischämische Attacke (TIA) sowie schwere Leberinsuffizienz. Frovatriptan darf nicht gleichzeitig mit Ergotamin oder Ergotamin-Derivaten (einschließlich Methysergid) oder anderen 5-Hydroxytryptamin(5-HT1)-Rezeptoragonisten angewendet werden. Die Nebenwirkungen entsprechen denen anderer Triptane: Schwindel, Müdigkeit, Parästhesie, Kopfschmerzen und Hitzewallungen.

Frovatriptan (Allegro) ist ein weiterer selektiver 5-HT1B/1D-Rezeptoragonist zur Behandlung der Migräne, der jetzt auf den Markt kommt. Wirkung, Kontraindikationen und Nebenwirkungen entsprechen denen anderer Triptane. Frovatriptan besitzt mit 26 Stunden die längste Eliminationshalbwerts-zeit und damit auch eine sehr lange Wirkungsdauer.

Steckbrief: Frovatriptan

Handelsname/Hersteller: Allegro® (Berlin-Chemie AG, Berlin) Einführungsdatum: 15. November 2002 Stoffklasse: Migränemittel; selektiver 5-HT1-Rezeptoragonist Indikation: Akutbehandlung der Kopfschmerzphase von Migräneanfällen mit oder ohne Aura Dosierung: Einzeldosis: 2,5 mg Frovatriptan. Falls die Migräne nach einer initialen Besserung erneut auftritt, kann eine zweite Dosis eingenommen werden, vorausgesetzt, es sind mindestens 2 Stunden nach Einnahme der ersten Dosis vergangen. Die Gesamttagesdosis darf 5 mg pro Tag nicht überschreiten. Gegenanzeigen: Myokardinfarkt, ischämische Herzkrankheit, koronarer Vasospasmus (z. B. Prinzmetal-Angina), periphere Gefäßerkrankung, ischämische Herzkrankheit; mäßig schwere oder schwere Hypertonie, unkontrollierte leichte Hypertonie; früherer zerebrovaskulärer Insult (Apoplexie) oder frühere transitorische ischämische Attacke (TIA); schwere Leberinsuffizienz; gleichzeitige Verabreichung von Frovatriptan mit Ergotamin oder Ergotamin-Derivaten (einschließlich Methysergid) oder anderen 5-Hydroxytryptamin(5-HT1)-Rezeptoragonisten. Nebenwirkungen: Schwindel, Müdigkeit, Parästhesie, Kopfschmerz, Hitzewallungen; Somnolenz, Übelkeit, Mundtrockenheit, Dyspepsie, Bauchschmerzen, anormales Temperaturempfinden, Brustschmerzen, Engegefühl im Hals, Skelettschmerz, Sehstörungen, vermehrtes Schwitzen, Palpitationen. Wechselwirkungen: Ergotamin und Ergotamin-Derivate (einschließlich Methysergid), andere 5-HT1-Rezeptoragonisten (die Wirkungen können additiv sein). Monoaminoxidase-Hemmer. Die gleichzeitige Anwendung von Frovatriptan und Arzneimitteln, die Johanniskraut (Hypericum perforatum) enthalten, kann zu häufigeren unerwünschten Wirkungen von Frovatriptan führen. Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (potenzielles Risiko einer Hypertonie, koronaren Vasokonstriktion oder eines Serotonin-Syndroms). Methylergometrin (Risiko einer Hypertonie, Konstriktion von Koronararterien). Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen: Nach der Verabreichung von Frovatriptan kann es zu vorübergehenden Symptomen wie Schmerzen und Engegefühl im Brustraum kommen, die intensiv sein können und eventuell in den Halsbereich ausstrahlen. Wenn diese Symptome als Hinweis auf eine Herzischämie zu werten sind, dürfen keine weiteren Dosen Frovatriptan verabreicht werden, und es sind zusätzliche Untersuchungen durchzuführen.

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